Die Enden der Parabel
werdn. Er wird die kleinen Hosenscheissa als Galeerensklaven benutzn! Yaab-ha-ha - yeah, sie werden an die Ruderbänke gekettet, und auf geht's, die Hammelbeine wird er ihn' langziehn, wenn sie den alten Henry Wilcoxon in den Sonnenuntergang reinrudern, damita die Griechn oder Perser oder sonst so 'n Pack verarztet." "Galeerensklaven?" donnert Chiclitz. "Niemals, bei Gott. Für DeMille können junge Pelzhändler nicht rudern!"
Draußen am Stadtrand gibt es Überreste einer A-4-Batterie, von ihrer Mannschaft dort verlassen, als sie nach Süden floh, um der britisch-russischen Zange zu entgehen. Marvy und Chiclitz wollen sich das mal ansehen, und Slothrop ist eingeladen, mitzukommen. Aber vorher muß die Sache mit Duane Marvys AtomChili erledigt werden, welches sich als harte Männlichkeitsprobe entpuppt. Die Champagnerflasche steht zwar in bequemer Reichweite, doch nach ihr zu greifen würde als Zeichen der Schwäche gedeutet werden. Früher hätte sich Slothrop auf so etwas eingelassen, jetzt braucht er nicht einmal darüber nachzudenken. Während die beiden Amerikaner, ihre Augen geblendet, ihre Nasen ein helles Flammenmeer, unglaubliche Mengen Rotz vergießend, sich dem unterziehen, was der maßgebliche Führer Die Zone für fünf Kippen pro Tag treffend als eine "Götterdämmerung der Schleimhäute" beschreibt, sitzt Slothrop seelenruhig daneben, pichelt Champagner wie Soda Pop, nickt, lächelt und gibt von Zeit zu Zeit ein da, da zum besten, von wegen der Authentizität.
In einem grünen, grinnenden Ford-Stabswagen fahren sie zur Schußstelle hinaus. Marvy verwandelt sich, kaum daß er sich hinter das Lenkrad gequetscht hat, in einen zähnefletschenden Dipsomanen - eeeeerrrrr, wobei genug Gummi zurückbleibt, um eine ganze Division mit Kondomen zu versorgen, von Null auf 120, ehe das Echo noch verklungen ist, rechts und links Radfahrer anvisierend, Herden aufscheuchend, dieweilen Bloody Chiclitz ihn unter Indianerkriegsgeheul, in jeder Faust eine
Schampusflasche schwingend, anfeuert. Marvy grölt "San Anto-nya Rose", seinen Lieblingssong, Chiclitz plärrt Sinnsprüche aus dem Fenster wie: "Seife nicht das Kind ein, auf daß du nicht vom Seifenden zum Eingeseiften werdest", was geraume Zeit in Anspruch nimmt und nur ein paar verwirrte Hitlergrüße bei den alten Damen und kleinen Kindern am Straßenrand hervorruft.
Die Schußstelle ist eine verkohlte, schon von neuem Unkraut überwucherte Lichtung in einem Dickicht aus Rotbuchen und vereinzelten Erlen. Getarntes Metall steht schweigend jenseits einer geisterhaften Versammlung von spätem Löwenzahn, graue, zusammengesteckte Köpfe, die auf den leuchtenden Wind warten, der sie über das Meer, nach Dänemark, und über die ganze Zone verstreuen wird. Alles ist ausgeplündert. Die Fahrzeuge sind in die Hohlformen ihrer frühesten Reißbrettentwürfe zurückverwandelt, obwohl da immer noch ein schwacher Geruch nach Benzin und Schmierfett in der Luft hängt. Vergißmeinnicht wachsen, heftig blau, heftig gelb, inmitten des Gewirrs von Kabeln und Schläuchen. Schwalben haben im Inneren des Feuerleitpanzers ein Nest gebaut, eine Spinne hat begonnen, die Lük-ken im Netz der Meillerwagen-Windschutzscheibe mit ihrem eigenen auszufüllen. "Kacke", sagt Major Marvy, "diese verfluchten Russkis haben alles geklaut, nix für ungut, Kamerad." Sie stapfen durch grünes und purpurnes Unkraut, verrostete Konservendosen, altes Sägemehl und Hobelspäne. Vermessungspfähle, jeder mit einem Fetzen Weiß an der Spitze, führen noch immer in schnurgerader Linie zum Standort des zwölf Kilometer entfernten Leitstrahlsenders. Richtung Osten. Also müssen es die Russen gewesen sein, die sie hier aufhalten wollten... Rot, Weiß und Blau blinzelt von der verdreckten Haube des Feuerleitpanzers. Slothrop läßt sich auf ein Knie nieder. Das Schwarzkommando-Mandala: KEZVH. Er blickt hoch und sieht, daß Marvy ihm ein verschlagenes, fettes Grinsen zuwirft. "Ah, daher weht der Furz. Hätt ich mir denken könn'. Du hast keine Rangzeichn dran. Sheeee ... du bist, du bist so was wie 'n sowjetischer CIC! Stimmt's?" Slothrop glotzt zurück. "Hey, hey, hinter wem biste her? Hä?" Das Lächeln verschwindet. "Saaaag-mal - ich hoff doch sehr, dasses nich der Colonel Tschitscherin is. Er ist ein guter Russki, verstehsde."
"Ich versichere Ihnen", hält er das Mandala hoch, ein Kreuz für den Vampir, "daß mein einziges Interesse darin besteht, mit dem Problem dieser schwarzen Teufel fertig zu
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