Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)
zehn Schritte im Voraus. Wer weiß, wie lange die uns schon observieren! Wir dagegen haben unser Pulver in den letzten Jahren vergeudet und stehen nun vor dem Nichts!«
»Also sind die Berichte wahr«, brummte der erfahrene Einzelgänger, der nur aufgrund einer Blutschuld zum Kommandanten der Miliz geworden war. »Sag ihm, ich hätte versucht, dich davon abzuhalten. Dann wird er die Idee sicher gutheißen!«
Kommentarlos trat Angel den Rückweg an und ließ Cole mit gesenktem Haupt zurück. Ein Kieselstein erhielt kostenlose Flugstunden über eine der im Kugelhagel zersiebten Villen, bevor er seinen Zorn, zurückgelassen zu werden, unter Kontrolle bekam und mit seinen Leuten die Evakuierung zu planen begann.
Mit großer Erleichterung stellte Angel kurz darauf fest, dass ihr gesamtes Team bereits mit der Aufmunitionierung und Zusammenstellung des Equipments beschäftigt war. Johnny und Victor schafften die Ladung des zerstörten Humvees herbei, Kim führte eine Bestandsaufnahme der Nahrung und der verbleibenden Waffensysteme durch, während Butch den Motor überprüfte und zur Sicherheit Kühlwasser nachfüllte. Martha räumte unterdessen ihre Küche leer und packte den immerhungrigen Männern frisches Brot, etwas Kuchen, gegrilltes Fleisch und sogar ein paar Karotten und Tomaten aus ihrem Gewächshaus ein.
Nach einer guten halben Stunde war die Ausrüstung komplett verstaut. Die alte Frau schnappte sich ihre steht‘s gepackte Reisetasche, verschloss ungeachtet der zerstörten Scheiben und luftigen Einschusslöcher die Haustür und verabschiedete sich mit herzlichen Worten des Dankes. Dann geschah etwas, womit Angel nicht gerechnet hatte. Das gesamte Dorf versammelte sich um den Humvee. Ein junger Mann trat hervor, er hielt einen kleinen Korb in der Hand. Angel dachte zunächst, es sei Fleisch für die Reise, doch als sie genauer hinsah, erkannte sie drei Handgranaten.
»Wir haben gehört, dass ihr versucht, unsere Leute zu retten«, begann er hoffnungsvoll. »Meine Frau und mein Sohn wurden ebenfalls verschleppt. Ich hoffe, die werden euch helfen.«
»Meinen Daddy haben sie auch mitgenommen«, schluchzte ein kleiner Junge, der sein verwaschenes Baumwollhemd zum Tränentrocknen nutzte. »Den hier hat er für Notfälle unter dem Bett aufbewahrt!«
Er gab Angel einen Verbandskasten. Dem Gewicht nach zu urteilen war er gut bestückt. Beinahe jeder Dorfbewohner überreichte ihnen Ausrüstungsgegenstände. Schutzwesten, Granaten, Handfeuerwaffen, Munition, Kanister mit frischem Wasser, Fleisch, Benzin, ein paar Medikamente und Paul vertraute ihnen sogar den Mörser an. Das Team war zutiefst gerührt, als sich die Bewohner bei ihren treuen Verbündeten für die Verteidigung von Eagle Village bedankten und sie baten, ihre Angehörigen zu befreien. Nun gab es selbst für den brummigen Butch kein Halten mehr. Entschlossen hämmerte er auf die Motorhaube des Humvees und gab damit das Signal zum Aufbruch. Raunend und zuversichtlich tuschelnd wich die Menge zurück, als er den kräftigen Motor startete.
»Vertrau mir!«, rief Angel Cole von der Ladefläche zu, bevor der schwere Geländewagen aufheulte und die graue Asphaltstraße hinaufhetzte.
12 - Pakt mit dem Teufel
Drei Stunden lang durchquerten sie wortlos die Steppe. Das großzügige Platzangebot hatte durch den Verlust eines der Humvees deutlich abgenommen. Johnny saß auf dem Beifahrersitz neben Butch, der gähnend versuchte, eine bequeme Sitzposition zu erreichen. Kim und Victor hatten auf den beiden Rücksitzen Platz genommen, während Angel sich mit Scott die kleine Ladefläche teilte. Der Hund genoss den starken Fahrtwind sichtlich, doch Angel zitterte mit ihrem Halstuch vor dem Mund in der nächtlichen Kälte. Der Temperaturunterschied in der Wüste kann zwischen Tag und Nacht gut fünfzig Grad und mehr betragen. Übermüdet kramte sie im chaotisch zusammengewürfelten Gepäck, bis sie einen der Schlafsäcke fand und sich darin einwickelte.
Die eisige Dunkelheit war jedoch nicht der einzige Grund, der sie frösteln ließ. Vier Jahre war es her. Vier Jahre, in denen sie sich völlig verändert hatte. Dog war mit Sicherheit nicht mehr derselbe Mann, den sie einmal kannte – dem einst ihr Herz gehört hatte. Selbst als Anführer einer sadistischen Armee bewahrte er sich seinen eigenen Ehrenkodex. Nie trat er einen Sklaven, der am Boden lag, nie vergewaltigte er Frauen oder Kinder. Zwischen all den psychopathischen Freaks stellte er die große
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