Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)
Angel die Frage nach den entführten Dorfbewohnern. Die Menge jubelte und klatschte ihrer ebenfalls erschöpften Heldin zu, die ihrer Gegnerin derweil respektvoll auf die Beine half. Sie ließ sich die Karte bringen, auf der ihre Kontrahentin mit dem Eigenblut der Schulterverletzung einen Punkt nördlich der Vultureterritorien markierte.
»Der Ort heißt Brackwood. Im Zentrum der Ruinenstadt werden alle zukünftigen Sklaven gesammelt und aussortiert, aber du wirst dort nichts als den Tod finden. Wahrlich eine Schande«, hustete sie Angel leise zu und betrachtete sie dabei fast mitleidvoll. »Solltest du es dir irgendwann einmal anders überlegen, sag ihnen, Jade schickt dich. Wir Sicarii sind immer auf der Suche nach ... Potential.«
Im Lärm der euphorischen Menge gingen ihre Worte beinahe unter. Mit Handzeichen befahl Angel der Miliz, die geschlagene Schwertkämpferin abzuführen, während Kim ihre siegreiche Freundin bereits mit dem Erste-Hilfe-Kasten in der Hand untersuchte.
»Ihr habt keine Ahnung, was hier begonnen hat - Angel! «, flüsterte Jade ihr zum Abschied zu. Niemand außer Angel merkte etwas davon, dass die widerstandslos zum Gefängnis hinkende Invasorin sie mit ihrem Namen angesprochen hatte. Nur die zusammengekniffenen Augen, mit denen ihre Freundin der geschlagenen Gegnerin hinterherblinzelte, verrieten Kim, dass sie trotz ihrer Niederlage noch einen Sieg errungen haben musste.
»Was ist? Was hat sie gesagt?«, fragte sie ungeduldig. Der leicht reizbare Rotschopf hasste es, im Unklaren gelassen zu werden, aber Angel reagierte lediglich mit einem wenig überzeugenden Schulterzucken.
»Wir haben es mit Verrückten zu tun«, murmelte sie geistesabwesend. In ihrem Kopf spielte sie bereits mögliche Rettungsszenarien durch, die alle in einer unausweichlichen Konfrontation endeten, die ihr Team der Meuterei nahebringen würde. »Hast du eine Idee, wie wir in kurzer Zeit Truppen in diese Gegend führen sollen?«
Sie tippte mit ihrem Zeigefinger auf ein kleines Kreuz unterhalb der blutigen Markierung von Brackwood, die Kim vor Schreck einen Schluckauf bekommen ließ.
»Das - hick! - ist nicht dein Ernst!«, erwiderte sie kopfschüttelnd.
»Wenn Carl die Wahrheit gesagt hat, sollte sich Dog in der Nähe dieses Vulturecamps herumtreiben«, philosophierte Angel geistesabwesend weiter, bis sie den zögerlichen Blick ihrer sonst so unternehmungsfreudigen Kameradin bemerkte. »Ich werde Butch und Victor nach Silver Valley schicken, um Frank zu informieren. Du nimmst den Dicken, führst die Leute hier nach Jaguar Bay und warnst die dortigen Ranger vor dem drohenden Angriff. Wenn Dog mich nicht gleich umbringt, treffen wir uns da wieder, nachdem wir Cassidy und die anderen befreit haben.«
Nun änderte sich Kims entsetzter Blick schlagartig in einen schwer beleidigten Gesichtsausdruck. Wie konnte sie es wagen, ihr eine derart wankelmütige Loyalität zu unterstellen!
»Wenn wir dieses Himmelfahrtskommando durchziehen - hick! -, dann nur gemeinsam!«, protestierte sie mit verschränkten Armen und versuchte anschließend ihren Schluckauf mit angehaltener Luft loszuwerden.
»Na schön, aber behaupte später nicht, ich hätte dich gezwungen!«, erwiderte Angel spöttisch. Natürlich hatte sie Kims Reaktion mit Absicht provoziert, sie sorgte sich jedoch um die Antworten der beiden Brüder, deren Gutmenschencharakter eine Zusammenarbeit mit den Vultures nur schwer zulassen würde.
Die Vorstellung war vorbei und Paul trieb seine Leute zurück an die Aufräumarbeiten, bevor er sich mit den Rangern zur Lagebesprechung in sein teildemoliertes Haus zurückzog, von dem immer noch der beigefarbene Putz abbröckelte, sobald ein Windhauch in die Einschusslöcher blies. Während sich die anderen bereits in der Essecke versammelten, fegte Angel quer durch das rustikale Wohnzimmer bis ins Bad und wischte sich mit einem alten Handtuch den Schweiß des Duells aus dem Gesicht.
»Und du bist sicher, dass sie dir nicht einfach irgendeinen Punkt genannt hat, damit du sie nicht trotzdem umlegst?«, fragte Victor.
»Höre ich da etwa Kritik an meiner Vorgehensweise? Wäre euch stundenlange Folter lieber gewesen, bei der man ihr Gekreische bis nach Silver Valley gehört hätte?«, konterte Angel zynisch und hob den rechten Zeigefinger. »Paul! Hol deinen Werkzeugkasten! Wir werden ihre Aussage lieber nochmal überprüfen!«
»Ist ja schon gut!«, brummte Butch mürrisch. Er war mit Monroe und seinem Bruder einer Meinung,
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