Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)
dass Ehrenduelle in Märchenbücher gehörten, aber Folterungen lehnten sie weit mehr ab, weswegen er zerknirscht klein beigab. »Und was haben wir nun davon?«
»Na was wohl, wir fahren hin und holen sie raus!«, rief Kim, die inzwischen geringfügig blau angelaufen war. Aber immerhin hatte sie ihren Schluckauf besiegt. Angel warf ihr das Handtuch zu und nickte entschlossen.
»Was ist aus Wir brauchen mehr Leute! geworden? Wir haben nur noch einen Humvee und bedeutend weniger Munition als heute Morgen!«, erwiderte Butch mit seinem üblichen Pessimismus.
»Ihr könnt unsere Miliz mitnehmen. Cole wäre euch sicher eine große Hilfe«, bot Paul an. »Das heißt, wenn ihr eure Vergangenheit endlich überstanden habt!«
»Glaub mir, daran liegt es nicht, aber du wirst ihn als Eskorte bitter nötig haben. Ich will, dass ihr innerhalb einer Stunde eure Sachen packt und nach Jaguar Bay aufbrecht. Ich meine das gesamte Dorf«, befahl Angel. Als Stellvertreterin von Monroe stand es ihr zu, derartige Notfallentscheidungen für die alliierten Enklaven zu treffen. Zudem war der rüstige Alte ganz ihrer Meinung und nickte bestätigend. »Warnt unsere Verbündeten vor Flüchtlingen, die sich auffällig benehmen und sich von den anderen Bewohnern isolieren. Nehmt Jade mit und zeigt sie herum wie eine Zirkusattraktion. Anschließend übergebt ihr sie den Rangern vor Ort und lasst sie nach Silver Valley schaffen. Ich glaube zwar nicht, dass sie nach ihrer heutigen Niederlage in absehbarer Zeit angreifen werden, aber sicher ist sicher.«
»Wie meinst du das, Niederlage? Die haben die Siedlung fast ausgelöscht!«, entgegnete Victor verwirrt.
»Sie mögen keine direkte Konfrontation. Wir konnten sie mit gut zehn Verteidigern aufhalten, da ihre Taktik vollständig auf dem Überraschungsmoment beruht, was dank Cassidys Warnung zum Teil ins Wasser gefallen ist. Sie haben die Wachposten vor Beginn des Kampfes ausgeschaltet, die sichtbaren Verteidigungsstellungen gesprengt, nachdem die Miliz sie besetzt hatte, und unsere eigenen Waffen gegen das Dorf gerichtet. Genauso werden sie auch Sienna überwältigt haben. Erinnert euch an den Mann im MG-Nest mit dem Messer im Rücken.«
»Okay – und was nutzt uns das?«, brummte Butch erneut. »Für einen Großangriff brauchen wir mehr Leute und neues Equipment!«
»Richtig«, stimmte Angel ihm etwas zögerlich zu und nahm am Esstisch platz.
»Also fahren wir zurück nach Silver Valley?«, fragte Johnny verwirrt.
»Nein, es würde über eine Woche dauern, bis wir mit den Rangern bei Cassidy wären.«
Die anderen warfen sich einander fragende Blicke zu. Kim stand mit gesenktem Haupt hinter ihr und bereitete sich auf die unausweichliche Reaktion ihrer Freunde vor. Angel entfaltete ihre Karte auf dem Tisch. Der blutige Punkt war deutlich zu erkennen, doch darum ging es ihr nicht. Sie zeigte auf das kleine, rotes Kreuz, etwas weiter südlich von Brackwood.
»Das meinst du nicht ernst!«, protestierte Butch und schleuderte entsetzt das Papier vom Esstisch.
»Niemals! Niemals fahr ich da hin!«, stimmte Victor entschlossen zu.
»Du kannst von den Vultures keine Hilfe erwarten!«, fügte sein breitschultriger Bruder hinzu. »Dich mit dem Hyänen zu verbünden, um Wölfe zu jagen! Das ist Wahnsinn!«
»Die werden dich umlegen, bevor du überhaupt in ihre Nähe kommst!«, pflichtete Johnny ihm brummig bei. »Butch hat Recht, das wird nie funktionieren!«
»Ich bin dabei!«, verkündete Kim mit kräftiger Stimme und krallte sich an Angels Rückenlehne fest, als erwartete sie, sich nun selbst gegen die Männer verteidigen zu müssen.
»Mist, das hab ich befürchtet«, seufzte Johnny stattdessen, der dadurch schon wieder kein Mitspracherecht erhielt.
»Es liegt mir fern dich zu kritisieren«, begann Paul ruhig. »Aber deine Kameraden haben Recht. Deine alten Freunde werden dich töten oder erneut versklaven, bevor du sie überhaupt um Hilfe bitten kannst!«
Angel hörte sich die Einwände ihres Teams geduldig an. Sie wusste, dass ihr Plan die einzige Chance war, Cassidy rechtzeitig zu befreien. Sie war sich nur nicht sicher, wer sie begleiten würde.
»Wenn Kim geht, komm ich auch mit«, seufzte Johnny kleinlaut, wie ein verprügelter Hund. »Da hab ich gar keine Wahl.«
Kim nahm ihn küssend in ihre staubigen Arme. Natürlich hatte sie fest mit seiner Entscheidung gerechnet, aber das machte sie nicht weniger süß.
»Du machst doch sonst keine so verrückten Sachen! Du planst, du
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