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Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)

Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)

Titel: Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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Ausnahme dar. Der Einzige, der mehr in Angel sah, als eine Sklavin, die man nach Belieben benutzen konnte.
    Vor gut einem halben Jahrzehnt sah die Welt ganz anders aus. Die verbündeten Enklaven befanden sich noch in den Kinderschuhen und galten als ein paar einzelne Dörfer, die mit kleinen Befestigungsanlagen versuchten, den Gangs entgegenzutreten. Die Vultures waren zu jener Zeit die stärkte Macht in den Wastelands. Eric, ihr blutrünstiges Oberhaupt, führte seit Jahren Krieg gegen konkurrierende Banden und besiegte eine nach der anderen. Seine einzige Waffe bestand in der zahlenmäßigen Überlegenheit. Taktik und Strategie passten nicht in das Weltbild der wild kreischenden Überfallkommandos. Der zwei Meter große Koloss mit seiner langen, strohblonden Mähne war ein erbarmungsloser, unangefochtener Anführer, der als vielfach lebenslänglich verurteilter Schwerverbrecher nach dem Zusammenbruch der Zivilisation eine erfolgreiche Gefängnisrevolte ausgelöst und die isoliert gelegene Betonfestung zu seinem Hauptquartier umfunktioniert hatte. Dog war zu jener Zeit der junge, abenteuerlustige Sohn eines Wärters, dessen Vater in den blutigen Tagen des Aufstands ermordet worden war. In einem Alter, in dem sich Söhne gegen ihre Väter auflehnen und alles, für das sie stehen, in Frage stellen, war er berauscht von dem auf seine Art charismatischen Giganten, trat in dessen Dienste und stieg schnell zur unentbehrlichen rechten Hand auf.
    Die Vultures respektierten Stärke mehr als alles andere. Es dauerte nicht lange, bis Angel unter den Sklaven auffiel. Sie wurde ausgenutzt und vergewaltigt, jedoch nie ohne ihren Peinigern die Nasen blutig zu schlagen oder ein paar Knochen zu brechen. Dog begann sie zu schätzen und stellte sie unter seinen persönlichen Schutz. Niemand außer ihm durfte sie jetzt noch berühren und schon nach kurzer Zeit gab sie sich ihm freiwillig hin. Ihre Beziehung war brutal und gewalttätig, doch beruhte steht’s auf Gegenseitigkeit. Er machte sie zu einer Vulture und schenkte ihr die Leben derer, die sie monatelang missbraucht hatten. Keiner blieb verschont. Angel lernte an ihnen die Kunst der Folter.
    Monate des Krieges zogen ins Land. Dog tanzte mit seiner Gefährtin auf den blutigen Schlachtfeldern der Wastelands. Ihre Gegner verfluchten den Tag ihrer Geburt, während die Vultures sie wie Helden feierten, wenn sie an der Spitze eines Triumphzuges mit reicher Beute und einer Armee aus Sklaven heimkehrten. Ihre zahllosen Erfolge verschafften ihr den Titel eines Commanders. Sie blühte auf, während die Welt um sie herum zu Staub zerfiel. Es war ihr egal. Alles war ihr egal. Alles – außer Dog.
    Der Rausch ihres Lebens endete unerwartet an jenem schicksalhaften Tag, an dem zwei naive Ranger aus Silver Valley ihren Wagen sprengten und sie schwer verletzt mit sich nahmen. Vier Jahre trennten sie nun von dem Mann, dem ihr Herz, ihre Seele und ihr Körper gehört hatten. Nun musste sie zu ihm zurück und ihn davon überzeugen, ihr ein letztes Mal seinen Mut und seine Stärke zu leihen. Insgeheim hoffte sie, dass die Sicarii den Vultures so schwer zugesetzt hatten, dass Dog auf ihre Hilfe angewiesen sein würde.
    Es war kurz nach Mitternacht, als das Team die erste Pause einlegte. Butch gähnte erschöpft. Sein Rücken schmerzte von der langen, unbequemen Fahrt. Gern hätte er sich für ein paar Stunden in den Schlafsack verzogen, doch diese Option stand für niemanden zur Debatte. Die ganze Gruppe war an Cassidys Ausbildung beteiligt gewesen, jeder lehrte sie eine andere Kunst und nun fühlten sie sich gleichermaßen für ihr Schicksal verantwortlich. Das beklemmende Gefühl über das, was vor ihnen lag, ließ sich jedoch nicht leugnen. Butch und Victor bekehrten einst eine Vulture, aber diesmal ging es um mehr als eine einzelne, verletzte Frau, die sich nicht wehren konnte. Dog würde eine halbe Armee anführen. Buggys, Pick-ups, Quads und Stella - den gepanzerten Sattelschlepper. Sie fuhren direkt in die Höhle des Löwen und hofften, ihn mit der Aussicht auf eine größere Beute von sich selbst ablenken zu können.
    »Hört mal«, begann Angel, die sich während der Pause die Beine vertrat und über die Ladefläche beugte. »Wenn wir ihn finden sollten und er uns nicht gleich umlegt, sondern mit mir redet - egal was er mit mir macht oder zu mir sagt, ihr bleibt völlig ruhig. Er wird mit mir sprechen, davon bin ich überzeugt, aber sobald einer von euch eine Waffe zieht, sind wir tot.

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