Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)
immer wieder den Weg versperrten. Patrouillen gab es im Inneren der Siedlung kaum, dafür schliefen viele Sicarii in den alten Gebäuden. Am nördlichen Ende der Kleinstadt hockten sie sich niedergeschlagen hinter einen Abfallcontainer.
»Das war’s, wir sind komplett durch. Genug Männer um Krieg zu führen aber keine Gefangenen«, seufzte Faith leise.
»Verdammt«, fluchte Kim. »Sie hat uns angelogen!«
»Wer weiß. Vielleicht haben sie die Leute auch einfach woanders hingeschafft. Die scheinen besser organisiert zu sein, als wir für möglich hielten. Das ist sicher nicht deren einzige Siedlung. Sieht mir eher aus wie ein Versorgungsvorposten.«
»Was ist mit der Lagerhalle da vorn?«
»Die letzte Chance, also sehen wir sie uns an.«
Das ungleiche Paar erhob sich auf und wollte gerade loslaufen, als hinter ihnen Schutt von der Ruine prasselte. Sie rissen ihre schallgedämpften Pistolen hoch und starrten regungslos in den Himmel. Faith gab Kim ein Handsignal; sie sollte um die Ecke gehen und nachsehen. Die Amazone selbst blieb in ihrem Mauervorsprung und wartete. Kim schlich sich an der Wand entlang, bis sie einen Blick auf das nächste Stockwerk werfen konnte. Jemand stand mit dem Rücken zu ihr auf der oberen Etage und schien den Stützpunkt zu beobachten. Sie winkte Faith heran und versuchte die Überreste der Treppe hinaufzusteigen. Lautlos näherte sie sich, bis sie nur noch einen knappen Meter entfernt war.
»Keinen Ton!«, befahl sie leise. »Umdrehen!«
»Nicht schießen!«, flüsterte eine hohe Stimme.
»Jesse? Bist du das etwa?«, fragte Kim erstaunt und senkte sofort ihre Pistole.
»Ja, wer seid ihr?«, erwiderte er mit zitternder Tonlage.
Um nicht noch mehr Aufmerksamkeit zu riskieren, hielt sie dem Jungen ihre Hand hin und stieg mit ihm die Treppe hinunter. Faith hockte sich auf den Boden und sicherte die Umgebung, während ihre Partnerin Jesse in die Arme nahm und nach den Gefangenen befragte.
»Die sind hier, zwei Blöcke weiter nach Westen! Da ist ein Haus aus Ziegeln mit lauter Säulen! Im Keller darunter haben sie uns eingesperrt!«, antwortete der neugierige Knabe. Seine Stimme wurde zunehmend ruhiger, als er begriff, wer ihn gefunden hatte. »Die Tür lässt sich einen Spalt öffnen und ich konnte mich hindurchzwängen. Cassidy will, dass ich Informationen sammle, damit sie uns hier rausholen kann!«
Die beiden Frauen seufzten erleichtert. Cassidy war am Leben und hatte den Mut nicht aufgegeben.
»Kannst du uns irgendwas über den Stützpunkt sagen? Befestigungen, Fahrzeuge, schwere Waffen?«
»Wir sehen von da unten nicht viel, aber ich hab keine Wachtürme oder ähnliches erkennen können. Als wir hier angekommen sind, waren die noch mit dem Aufbau des Zauns beschäftigt! Es gibt ein paar versteckte Maschinengewehre in den Ruinen. Außerdem meinte Cassidy, die hätten Raketenwerfer!«
»Nicht schlecht«, brummte Faith anerkennend. »Wie alt bist du?«
»Zwölf!«, erwiderte der Junge stolz.
»Das wird Dog nicht gefallen«, seufzte die Amazone. »Unseren Nachtangriff können wir vergessen. Wenn wir die Siedlung mit dem Truck stürmen, bieten wir ihnen lediglich eine große Zielscheibe.«
»Okay, ich will, dass du zu Cassidy zurückkehrst und ihr sagst, dass wir im Morgengrauen angreifen. Sie soll die Gefangenen für einen schnellen Abzug vorbereiten!«, flüsterte Kim. Sie reichte dem euphorische auf den Hacken wippenden Jungen ihre Pistole, ein Ersatzmagazin und ihr Kampfmesser. Jesse nickte und sah sie freudestrahlend an.
»Ich hab nie daran gezweifelt! Ich wusste, ihr würdet kommen!«
Als Jesse sich abwendete, um den Rückzug anzutreten, erblickte er vor sich den Lauf eines Gewehrs, das direkt auf seinen Kopf gerichtet war.
»So, retten wollt ihr sie, ja?«, spottete eine amüsiert klingende Männerstimme. »Aufstehen und umdrehen!«
Kim zog Jesse zurück und hielt ihn fest, während der Junge geistesgegenwärtig die Pistole hinter seinem Rücken versteckte. Der Mann leuchtete sie mit einer Taschenlampe an und grinste gehässig, als er die wunderschöne Frau erkannte, die ihm unverhofft ins Netz gegangen war. Er holte ein dünnes Seil hervor und fesselte die beiden an eine herausragende Stahlstrebe. Dabei ignorierte er den eingeschüchtert wirkenden Knaben, überprüfte kurz, ob er ansonsten allein war, und begann damit, Kim einer intensiven Leibesvisitation zu unterziehen. Ihre Augen rollten in den Höhlen, während sie nach einem Ausweg suchte. Als der verschwitzt
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