Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)
dunkelhäutige Amazone wartete nicht, bis Kim sicher im Wagen saß, sondern preschte sofort los. Kim wurde in ihren Sitz geschleudert und stieß sich den Kopf am Überrollbügel.
»Pass halt besser auf!«, kommentierte Faith ihre grollende Beschwerde und trat das Gaspedal trotzig bis zum Anschlag durch, so dass der leichte Geländewagen förmlich über die Steppenlandschaft sprang. Gut zwanzig Minuten jagten sie auf der holprigen Straße entlang, während Kim verzweifelt versuchte, sich irgendwo festzuhalten, um nicht aus dem Fahrzeug zu fliegen.
»Vielleicht sollten wir nicht so einen Lärm machen!«, schrie sie ihrer lebensmüden Fahrerin zu, aber erst als die einbrechende Finsternis ihr die Sicht nahm, drosselte Faith die Geschwindigkeit und deutete auf die schwarzen Silhouetten der von Dog beschriebenen Wohnblöcke am Horizont. Die Amazone stoppte den agilen Geländewagen in einer kleinen Erdvertiefung, damit er nicht zufällig entdeckt werden würde. Die Frauen stiegen aus und überprüften ihre Ausrüstung. Kim unternahm häufig die Aufklärungsmissionen ihres Teams und wusste, was auf sie zukam. Ihr Sturmgewehr ließ sie beim Wagen zurück, lediglich eine zusätzliche, schallgedämpfte Pistole ragte aus einem Halfter an ihrer Hüfte. Faith schien ebenfalls völlig in ihrem Element zu sein. Kim sah fasziniert zu, wie ein Messer nach dem anderen in den Taschen der Vulture verschwand. Um in der Dunkelheit nicht aufzufallen wie ein glitzernder Weihnachtsbaum verdeckte sie die funkelnden Klingen mit der schwarzen Lederjacke ihres vernarbten Freundes. Auf eine fachgerechte Kriegsbemalung, die Kim bei nächtlichen Einzelaktionen auftragen musste, konnte Faith dank ihrer Hautfarbe verzichten. Das hohe Gras bot ihnen beim Anschleichen Schutz in der Nacht, dennoch war Kim nervös. Die Bilder aus Sienna erschienen erneut in ihrem Kopf. Nun sah sie Sicarii hinter jedem Strauch und Stein sitzen. Sie griff nach der Schulter ihrer unfreiwilligen Kameradin und hockte sich mit dem Finger vor dem Mund auf den Boden.
»Was ist?«
»Hat euch Angel von Sienna erzählt?«, fragte Kim flüsternd.
»Sicher, das wurde von den Typen zerstört.«
»Das ist nicht alles. Sie haben dort auf uns gewartet, außerhalb der Siedlung.«
»Was? Ohne anzugreifen?«
»Nein, nur beobachtet. Die hatten sich ein paar hundert Meter von den Absperrungen entfernt versteckt und sahen uns eine Stunde lang zu, wie wir den Ort untersucht und – andere Vultures befragt haben«, erklärte Kim, ohne dem letzten Aspekt besonders hervorzuheben.
»Da waren welche von uns? Wo sind die?«
»Sie – haben es nicht geschafft.«
»Verstehe, ihr habt sie umgelegt!«, giftete Faith.
»Das war ein wenig komplizierter, ist jetzt allerdings auch nicht von Bedeutung. Die Typen hockten vor der Siedlung in schwarze Umhänge gehüllt und waren so gut wie nicht zu erkennen!«
»Dann müssen wir halt mehr Acht geben, als ihr!«
»Typisch, aber deine große Klappe wird dir hier nicht helfen!«
»Meine große Klappe? Ihr habt uns doch auf Knien um Hilfe angefleht! Ich wäre ganz woanders, wenn ihr besser auf eure kleine Schlampe aufgepasst hättet!«
Kaum hatte die den Satz beendet, schlug Kim ihr den rechten Ellenbogen ins Gesicht.
»Nenn Cassidy noch mal so und dein Freund wird dich nicht wieder erkennen!«
Faith war überrascht von Kims schnellem Angriff und wollte sich gerade zornig zur Wehr setzen, doch dann erstarrte sie auf einmal.
»Cassidy? Eure Freundin heißt Cassidy?«, fragte sie erstaunt. »Etwa so groß wie du? Blonde Haare? Siebzehn Jahre alt?«
»Was wird das?«, grollte Kim vor Wut schäumend.
»Hat sie mal einen Bruder erwähnt?«
In diesem Augenblick erlosch das Feuer in den Augen des Rotschopfs und sie entspannte ihre Faust.
»Ja, hat sie. Sein Name war Caiden, glaube ich.«
»Oh man«, stöhnte Faith und richtete sich auf. »Mein Freund mit der Narbe im Gesicht? Das ist ihr Bruder!«
Kim setzte sich verblüfft neben sie ins hohe Gras. Beide Frauen waren gleichermaßen überwältigt und wussten nicht recht, wie sie mit der neuen Situation umgehen sollten.
»Wie lange seid ihr denn schon zusammen?«
»Zwei Wochen, er ist ja noch nicht lange bei uns«, antwortete Faith. »Er spricht kaum von etwas anderem als seiner Schwester. Caiden hat sich uns angeschlossen, um sie zu suchen.«
»Wie hat er sich das vorgestellt? Ihr habt sie quer durch die Wüste gejagt und dann zurückgelassen!«
»Ich hab nicht gesagt, dass es ein guter Plan
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