Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)
Ohne die unbekannten Angreifer aus dem Norden hätten Ranger und Vultures vermutlich noch viele Jahre einen aussichtslosen Stellungskrieg geführt.
Eine Stunde vor den ersten Sonnenstrahlen setzte sich der Konvoi in Bewegung, diesmal mit dem Sattelschlepper vorneweg. Die drei Geländewagen folgten der mächtigen Stella wie Jungtiere im Gänsemarsch, um bei Tagesanbruch weniger aufzufallen. Eine unheimliche Ruhe lag in der Luft. Niemand wusste wirklich, wie die Sicarii auf einen Angriff reagieren würden und die Vielzahl der intelligent platzierten Verteidigungsstellungen deutete auf einen erfahrenen Gegner hin.
Eine knappe Stunde später, als die Morgendämmerung einsetzte, flegelte sich Dog mit geschlossenen Augen in den Beifahrersitz des Trucks. In seinen Armen lag ein leichtes, sauber poliertes Maschinengewehr.
»Du hattest Recht«, murmelte er und durchbrach damit die beinahe einschläfernde Monotonie. Sein Fahrer drehte überrascht den Kopf und wartete auf weitere Erklärungen. »Ich habe wirklich vier Jahre lang auf diesen Tag gewartet!«
Nun öffnete er die Augen und begann herzhaft zu lachen. Mitch musste zunächst nur schmunzeln, doch schon kurz darauf lachte auch er aus vollem Hals. Gemeinsam zückten sie schließlich zwei Rauchgranaten und schleuderten sie aus den Fenstern. Gleichzeitig betätigte Dog einen großen, gelben Schalter im Cockpit, wodurch ein Leuchtgeschoss vom Dach des Aufliegers über die feindlichen Linien hinweg katapultiert wurde.
»Feuer frei, Caiden!«, rief er in sein Funkgerät, woraufhin das rotierende Vulkangeschütz über der Fahrerkabine mit ohrenbetäubendem Dröhnen aufblitzte. Der Laster befand sich nur noch knapp fünfzig Meter vor dem Wachposten an der Einfahrt zur Stadt und hielt frontal auf das dahinter liegende Lagerfeuer zu. Mitch und Dog lachten noch immer, während sie die Nebelwerferanlage aktivierten und binnen kurzer Zeit die gesamte Zufahrt verhüllten. Das zusätzliche Leuchtgeschoss hatte gleich zwei Effekte: Zum einen wies es den Angreifern den Weg und offenbarte verschanzte Sicarii, zum anderen reflektierte der Nebel das grelle Licht und baute so eine undurchsichtige Schutzwand für die Geländewagen auf. Der heulende Sattelschlepper raste unterdessen frontal auf die Feuerstelle zu und erwischte dabei die völlig überrumpelten Wachposten mit seiner schweren Bugschürze, die die Zugmaschine vor Beschädigungen bei Rammmanövern bewahrte. Ihr Blut spritzte durch das Schutzgitter der zweigeteilten Frontscheibe, woraufhin Mitch angewidert das Gesicht verzog und den einzigen funktionierenden Scheibenwischer auf der Fahrerseite einschaltete.
Der Humvee schoss zusammen mit den Buggys hinter dem Truck hervor. Victor stand am MG und eröffnete sofort das Feuer, gleichzeitig verfolgten die leichten Abfangjäger die Hals über Kopf davonsprintenden Verteidiger. Ein weiterer Sicarii wurde kurz vor der ersten Hauswand von den Felgenmessern zerfetzt, bevor die wenigen Überlebenden in den heruntergekommenen Häusern Zuflucht fanden.
»Los, los, los!«, rief Angel in ihr Funkgerät und starte damit die Bodenoffensive. Gemeinsam mit Butch, Kim und Johnny verließ sie den Humvee und rannte zum nächstgelegenen Gebäude auf der westlichen Seite der Zufahrtsstraße. Einige Sicarii verschanzten sich in dem Wohnblock dahinter. Ganz nach Monroes Ausbildung legte sich der Rotschopf auf den Boden, bevor sie um die Ecke spähte. Nur dadurch hatte sie genügend Zeit, ihren Kopf zurückzuziehen, ehe der feindliche Kugelhagel vor den Ranger einschlug.
»Butch! Direkt voraus, zweiter Stock!«, flüsterte sie. Die anderen ließen ihn vorbei, er hockte sich an die Ecke der Mauer und stellte sein Maschinengewehr auf. Unterdessen schleuderte Angel eine Rauchgranate in die Gasse zwischen den Gebäuden. Zwanzig Sekunden später rollte Butch sich einmal um die eigene Achse, legte ein Sperrfeuer in die angegebene Richtung und ermöglichte Kim damit die Überquerung der Straße. Sie riss die Sicherungsstifte aus ihren beiden Splittergranaten, hielt sie einen Wimpernschlag lang fest und schleuderte sie anschließend gezielt in den zweiten Stock. Die überraschten Sicarii hatten keine Möglichkeit mehr, den Sprengsätzen zu entkommen und wurden von der Explosion aus den zerborstenen Fenstern katapultiert. Mit einer Geste rief Kim ihr Team zu sich und übernahm die Führung.
Eine Überprüfung der Ruine ergab, dass sie noch betreten werden konnte und im Erdgeschoss Schutz vor Heckenschützen
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