Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)
sich ebenfalls an jenen schicksalhaften Tag und Angel lieh sich tatsächlich ihr Fernglas; das tat sie andauernd! Warum hatte sie ihr nichts gesagt? Das Martinshorn des Trucks ertönte und riss den Rotschopf aus ihren Gedanken. Sie bestieg den Auflieger und setzte sich zu Johnny. Den verständnislosen Gesichtsausdruck sah er bei seiner Freundin nicht oft, denn sie war für gewöhnlich nicht so leicht aus der Fassung zu bringen. Besorgt fragte er nach dem Grund für ihr Unbehagen.
»Ich weiß nicht«, flüsterte sie abwesend. »Heut Abend sind wir da, dann geht’s dir wieder besser!«
Kim legte die Arme um ihn und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. Kurz darauf setzte sich der Konvoi in Bewegung. Johnny wollte ihr helfen, wusste aber, dass es hoffnungslos wäre, sie auszufragen. Seine Beine schmerzten stark und er entschied sich, vorerst zu schweigen.
16 - Unter Verdacht
Die Sonne leuchtete grell am Horizont, als der kleine Konvoi an den Wracks der einstigen Verfolger vor Silver Valley vorbeifuhr. Wehmütig musterte Dog die Überreste, an die er sich nur zu gut erinnerte. Seine Späher hatten sich plötzlich selbst von der Straße katapultiert und den Angriff eines langsamen, voll beladenen Pick-ups gemeldet, den er sich zu Kriegszeiten nicht entgehen lassen wollte, zumal er ja eine halbe Armee mit sich führte. Faith meinte anschließend zu ihm, dass sie nie vergessen würde, wie sehr er an jenem Tag geflucht hätte, als die Ranger einen Wagen nach dem anderen ausschalteten. Wenn er damals gewusst hätte, dass seine verschollene Gefährtin sterbend auf der Rückbank lag, wäre der Angriff niemals abgebrochen worden!
»Silver Valley – Ranger-Team Eins«, rief Angel zögernd in ihr Funkgerät, noch immer unsicher, wie sie Monroe die unerwartete Wendung erklären sollte. »Ich wiederhole, Silver Valley – hier ist Angel! Frank, bitte kommen!«
Statisches Rauschen war seit einer Stunde die einzige Antwort. Vielleicht waren sie zu weit entfernt? Butch drosselte vorsichtshalber das Tempo. Das letzte Mal, als der Truck die Ranger verfolgt hatte, eilten ihnen ein dutzend Wagen aus Silver Valley zu Hilfe, doch diesmal passierte nichts dergleichen. Keine Staubwolken am Horizont, keine Fahrzeuge, die mit blitzenden Geschützen zu ihrer vermeintlichen Rettung nahten. Die Besatzung des Humvees sah sich ratlos an.
»Sicarii?«, fragte Victor vorsichtig.
»Niemals. Selbst wenn sie die Siedlung direkt angreifen würden, wären sie mehrere Tage hinter uns«, antwortete Angel und untersuchte das Funkgerät auf eventuelle Schäden, bis es aus heiterem Himmel zu knistern begann.
»Team Eins – Silver Valley! Angel! Seid ihr das? Werdet ihr wieder angegriffen?«, kratzte es aus dem Lautsprecher.
»Negativ. Ich wiederhole, negativ, wir werden nicht verfolgt! Der Sattelschlepper gehört zu uns! Autorisierungscode: Obsidian!«
»Was für ein Code ist das denn?«, fragte Victor neugierig.
»Es bedeutet, dass ich die Wahrheit sage und nicht mit einer Waffe am Kopf dazu gezwungen werde«, erklärte Angel. »Andernfalls würde Frank die Verteidigung hochfahren und den Sattelzug zerstören lassen, sobald wir das Tor passiert hätten.«
»Was ist bei euch los? Wir haben Großalarm ausgelöst!«, knisterte Monroes Stimme erneut. Angel rieb sich frustriert über die Stirn. Sie hatte immer noch keine passende Antwort gefunden.
»Wir haben vier Überläufer dabei. Der Truck gehört jetzt uns!«
Sie wusste, dass Dog ihr niemals zustimmen würde, aber ihr fiel einfach keine bessere Erklärung ein, die sie Monroe am Funkgerät geben könnte.
»Verstanden! Wie ist euer Status?«
»Zwei Schwerverletzte und eine Menge erschöpfter Flüchtlinge aus Eagle Village. Steven soll seine Leute zusammentrommeln!«
»Roger! Willkommen zu Hause!«
Angel lehnte sich stirnrunzelnd in ihrem Sitz zurück.
»Viel zu leicht«, brummte sie misstrauisch, gefolgt von den argwöhnischen Blicken der beiden Brüder, die ihre Skepsis teilten.
Zwei Minuten später überquerten sie den kleinen Hügel vor der Siedlung. Im Licht der Abendsonne erstrahlte Silver Valley wieder wie eine glitzernde Oase, ein funkelndes Juwel inmitten der lebensfeindlichen Steppe. Die Felder hinter dem Dorf waren abgeerntet worden, nur die Tiere standen noch auf der Weide. Man konnte erkennen, wie die Menschen sich am Eingang versammelten und gespannt auf die Neuankömmlinge warteten. Kurz darauf passierte der Konvoi die heruntergeklappte Zugbrücke. Dog beugte sich in der
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