Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)
gezielt jeden an, der sich Kim zu nähern wagte. Butch stieß die Beifahrertür mit den Füßen auf und setzte sich anschließend in das Fenster der Fahrerseite, von wo aus er Kim mit einem silbernen Revolver über das Dach hinweg deckte. Die rothaarige Frau stand benommen schwankend auf und zog sich mit letzter Kraft in den Pick-up hinein. Nachdem Scott erfolgreich auf die Ladefläche gehechtet war, schwang sich Butch zurück auf den Fahrersitz und hetzte mit durchdrehenden Reifen davon, deren aufgewirbelter Dreck den Verfolgern binnen weniger Sekunden die Sicht raubte und sie blind in ihre Richtung feuern ließ.
Mit einem lauten Kreischen riss Kim einen glänzenden Granatsplitter aus ihrem rechten Oberschenkel und sackte erschöpft auf dem Beifahrersitz zusammen. Gleich mehrere Sicariifahrzeuge jagten sie durch das zerfurchte Gelände und Butch versuchte verzweifelt, sie mit riskanten Fahrmanövern auf dem Übungsplatz abzuschütteln. Das rettende Feld lag schon fast in Reichweite, da heulte Johnny von einem Querschläger getroffen auf und stürzte von der Ladefläche. Völlig selbstlos sprang Scott ihm hinterher und verteidigte seinen kampfunfähigen Kameraden, bis ihn feindliche Jeeps umstellten und jaulend zum Rückzug zwangen.
»Wir können nicht länger warten!«, ertönte Angels erbarmungslose Stimme aus dem Lautsprecher, doch Kim wollte davon nichts hören. Zunächst kam es auch Butch nicht in den Sinn, seinen Freund im Stich zu lassen, aber noch während er beidrehte wuchteten die Sicarii Johnny bereits auf einen Transporter und schafften ihn hinter die unerreichbaren, feindlichen Linien.
***
Trotz der starken Rauchentwicklung konnte Angel den toten Körper ihres langjährigen Kameraden in der Artilleriestellung erkennen. Sein einst strahlend gelbes Schwerbehindertenarmband klebte nun blutgetränkt an seiner Uniform. Das traurige Bild zeriss ihr das Herz, doch für Kummer blieb ihr jetzt keine Zeit. Mit geschlossenen Augen und verkrampften Händen seilte sie sich von ihrer Stellung ab und befahl den anderen Scharfschützen, sich zurückzuziehen. Im selben Moment erreichte Caiden keuchend das Feld.
»Was ist da vorne passiert? Wo ist Faith?«, fragte sie mit festem Griff an seinen Schultern, aber Caiden schüttelte lediglich fassungslos mit dem Kopf. Er stand unter Schock und war außerstande eine klare Antwort zu formulieren, daher schickte Angel ihn zum Lazarett, wo er mit seiner Schwester den Humvee startklar machen sollte. Sie selbst rannte zum Bewässerungsgraben, in dem Monroes Truppen den Sicarii noch immer erbitterten Widerstand leisteten.
»Status?«, rief sie ihm zu und rutschte in die Stellung hinein.
»Ohne die Claymores haben wir es mit der ganzen Armee zu tun, wenigstens vierhundert Mann und dazu etwa dreißig Fahrzeuge!«
Sofort schnappte Angel sich die Jagdflinte eines gefallenen Rangers und schleuderte die verbleibenden Kugeln durch die verrauchte Barackensiedlung. Die Angreifer hatten ein paar schwere Maschinengewehre in den Defensivstellungen aufgebaut und lichteten zusehends die Linien der Verteidiger. Erste Gefangenentransporter stießen bereits in die Siedlung vor.
Monroe holte die blau leuchtende Fernbedienung hervor und blickte Angel an, als würde er sie um ihre Zustimmung bitten. Ein entschlossenes Nicken seiner engsten Vertrauten ließ ihn mit der Codeeingabe beginnen.
»Was zum Teufel wird das?«, schrie Dog den beiden zu, der sich zusammen mit Mitch an der letzten Verteidigungslinie beteiligte. Ohne ihm zu antworten ergriff Angel die Hand ihres Generals, betätigte gemeinsam mit ihm den Auslöser und schloss die Augen.
Nichts passierte. Keine Explosion, kein Feuerball und keine Druckwelle, die ihnen die Flucht ermöglicht hätte. Entsetzt überprüfte Monroe die Fernbedienung. Der Code war korrekt und das Gerät funktionierte ordnungsgemäß, bis auf die blinkende Reichweitenanzeige. Die Sprengsätze waren unter dicken Stahlbetonschichten versteckt und das Signal erreichte sie nicht mehr!
»Toll! Es blinkt! Können wir uns jetzt wieder auf die Evakuierung konzentrieren?«
»Damit lassen sich die Tanklager unterhalb der Siedlung sprengen, aber wir sind zu weit weg«, erklärte Monroe mürrisch, woraufhin Dog seine Überraschung kaum verbergen konnte. Ein derart destruktives Verhalten war bei den Rangern äußerst selten und er fand durchaus Gefallen an dem Plan. »Wir müssen näher an die Ladungen heran. Ansonsten reißen die uns den gesamten Konvoi
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