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Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)

Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)

Titel: Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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geflickt worden zu sein und ein ausgebranntes Autowrack ließ vermuten, dass an dieser Stelle ein Angriff stattgefunden hatte.
    Als sie in die Siedlung hinein fuhren, musste Cassidy sich gut am Dachgepäckträger festhalten. Der Eingang bestand aus einer Zugbrücke, an dessen Anfang und Ende sich eine handbreite Stufe befand. Im Lagerinneren klappte dem Mädchen endgültig die Kinnlade bis auf den Boden. Die Bewohner hatten ein dutzend Baracken und Hütten in einem Halbkreis errichtet, dahinter erstreckte sich ein weites Ackerland, auf dem Landwirtschaft betrieben wurde. Ein steiler, hunderte Meter hoher Hang bildete einen natürlichen Schutzwall im hinteren Teil des Dorfes. Er gehörte zu dem großen Gebirge, welches die südliche Grenze der bekannten Wastelands darstellte. Gerüchte und wage Berichte über verstrahlte Großstädte, in denen taktische Nuklearwaffen niedergegangen waren, hatten neugierige Plünderer jahrzehntelang vor Expeditionen in das Gebiet abgehalten. Pferde, Rinder, Schafe, Schweine und Ziegen standen auf der Weide neben den Feldern. Sogar einen Hühnerstall mit freilaufendem Geflügel konnte sie erkennen.
    In der Siedlung selbst herrschte reges Treiben, Kinder spielten zwischen den Baracken, es wurde Holz gehackt, Wäsche gewaschen und aufgehängt und schon von weitem stieg der ausgehungerten Teenagerin der Duft von gegrilltem Fleisch in die Nase. Die Waschanlage der Raststätte hatten die Bewohner zur Werkstatt umgebaut, in der an mehreren Fahrzeugen gearbeitet wurde. Direkt neben der Palisade befand sich ein kleiner Fuhrpark, der aber leer war, da die Wagen momentan Butchs Eskorte darstellten.
    Cassidy konnte es kaum fassen, echte Zivilisation! Sie hatte ein paar nette Menschen in einem eingezäunten Lager erwartet, doch das hier war unglaublich. Im Abendlicht wirkte Silver Valley so freundlich und einladend wie ein glitzerndes Juwel inmitten der feindlichen Steppe. Erst als sie anhielten und der erschöpfte Fahrer nach einem Arzt rief, erwachte Cassidy aus ihrer Trance. Die anderen Wagen stellten sich wie in einem einstudierten Theaterstück auf vorgeschriebene Parkplätze, die Besatzungen stiegen aus und begannen Angel und Victor ins Lazarett zu tragen. In der mit einem großen, roten Kreuz markierten Baracke konnte Cassidy schon von weitem Licht erkennen. Echtes Licht, keine Fackeln oder Lagerfeuer sondern Glühlampen, die mit Strom betrieben wurden. So etwas kannte sie bisher nur von Fahrzeugscheinwerfern, also schwankte sie mit geweckter Neugier darauf zu. Das halbe Dorf eilte herbei, als sich herumsprach, wer nach Hause gekommen war - und vor allem in welchem Zustand. Zunächst schien niemand den blutverschmierten Neuankömmling zu beachten, bis sie kurz vor dem Lazarett stand und ein dunkelhäutiger Mann mit einem Stethoskop um den Hals auf sie zukam.
    »Brauchst du Hilfe? Bist du verletzt?«, fragte er besorgt. Nun fiel es Cassidy wie Schuppen von den Augen. Sie war angeschossen worden! Der Schmerz an ihrem Hals erwachte mit einem gewaltigen Stechen zu neuem Leben, Fieber und Erschöpfung übermannten sie, die Knie versagten ihren Dienst, knickten ein und ließen das Mädchen bewusstlos zu Boden stürzen.

5 - Erwachen
     
     
Cassidy erwachte zwei Tage später mit schmerzhaft spröden Lippen, die sie sofort an das unbequeme Nachtlager ihrer Flucht erinnerten. Die lange Ohnmacht hatte ihr jegliches Zeitgefühl geraubt. Sie hob stöhnend den Kopf und musterte blinzelnd die Umgebung. Um sie herum befanden sich zwölf Feldbetten und Holzpritschen, von denen aber nur fünf belegt waren. Angel lag zu ihrer Linken und schien zu schlafen, oder war noch immer bewusstlos, das konnte sie nicht einschätzen. Ein Tropf stand neben ihrem Bett und injizierte ihr eine klare Flüssigkeit. Das Mädchen erinnerte sich an den Arzt, der sie nach ihrem Befinden gefragt hatte. Er streckte sich gerade ächzend vor einem weiß gestrichenen Safe und führte eine Inventur der medizinischen Vorräte durch. Cassidy räusperte sich absichtlich etwas lauter, um seine Aufmerksamkeit zu erregen.
    »Na Cassidy, wie geht’s uns denn heute?«, rief ihr der Arzt zu und trat mit einem freundlichen Gesichtsausdruck näher. Er war Anfang fünfzig, hatte kurz geschorene, schwarze Haare und dunkle Haut. Nach der kleinen Trittleiter zu beurteilen, die er für die oberen Etagen des Medizinsafes benötigt hatte, war er nicht sehr groß. Seine breiten Schultern und muskulösen Unterarme ließen jedoch auf regelmäßiges

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