Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)

Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)

Titel: Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
Vom Netzwerk:
außergewöhnliche Willensstärke und ihr Körper vermag die Wunde mit unserer Hilfe rasch zu heilen. Sie wird noch eine Woche brauchen, bevor sie hier raus kann, aber ich denke, sie ist über den Berg.«
    Beruhigt drehte Cassidy sich um und balancierte dem Ausgang entgegen. Draußen angekommen hielt sie inne, schloss die Augen und atmete tief ein. Sie vernahm lautstarkes Geschrei von spielenden Kindern, Geräusche eines Holzfällers, eines Jeeps, der vor ihr entlang fuhr und sogar das ausgelassene Geschnatter eines kleinen Vogelschwarms auf den Dächern der Siedlung, begleitet von dem Miauen hungriger Katzen, die um die Baracken herumschlichen. Zum ersten Mal seit dem Angriff auf ihr Dorf fühlte sie sich wahrhaft sicher und geborgen, im Kreise von Freunden und bewacht von einem für ihre Verhältnisse hochmodernen Todesstreifen.
    »Also gut, wo gibt’s hier was zu essen?«, fragte sie und funkelte dabei neugierig mit ihren saphirblauen Augen. Zwinkernd nahm Kim sie an die Hand und führte sie umgehend zur Verpflegungsstation. Die drei Männer verabschiedeten sich vorerst in Richtung Werkstatt. Seit ihrer Ankunft arbeiteten sie an der Reparatur des Pick-ups, an dem sie immerhin eine komplette Tür ersetzen mussten.
    Silver Valley erwies sich unterdessen als Hort des Lebens, was besonders am frühen Abend sichtbar wurde, als die Feldarbeiter heimkehrten und sich die Bewohner zum Essen versammelten. Zwischen dem Lazarett und einer der vielen Wohnbaracken gab es zwei lange Reihen von Tischen, die unter freiem Himmel von fleißigen Kinderhänden gedeckt wurden. Am Ende befand sich ein großer Grill auf einem stabilen Steinfundament. Der verführerische Duft von geröstetem Fleisch hing in der Luft und lockte jeden im Umkreis von fünfhundert Metern magisch an. Ein paar Männer verteilten Brotkörbe auf den Tischen. Pfeffer, Salz oder ähnliches suchte man allerdings vergeblich; die verwaltete der Küchenchef persönlich. Kim führte Cassidy an den Kindern vorbei bis vor zum Bratrost und klopfte dem Koch auf die Schulter. Man sah dem großen, dunkelhäutigen Koloss mit seinem dicken Bauch deutlich an, wie sehr er seinen Beruf liebte; doch saubere Kleidung und ein gepflegter Eindruck ließen ihn freundlich und einladend wirken.
    Anthony strahlte übers ganze Gesicht, als er die blasse Teenagerin erblickte. Sein medizinisches Spezialprogramm bestand aus frischer Kuhmilch und einer kräftigen Hühnerbrühe, die bisher jedem zurück auf die Beine geholfen hatte. Cassidys Unterbewusstsein war bereits auf Grillfleisch eingestellt, so dass sie einen Moment lang enttäuscht die Miene verzog, als ihr der dicke Koch eine Keramikschale mit durchsichtiger Suppe in die Hand drückte, in der nur eine bemitleidenswerte Anzahl von Fleischstücken gelangweilt herumschwappte. Ihr erschöpfter Körper dankte ihr jedoch kurze Zeit später die leicht verdauliche Kost mit einem wohligen Gefühl in der Magengegend. Kuhmilch hatte es in ihrem Dorf seit Jahren nicht mehr gegeben und so wirklich schmecken tat ihr das fette Getränk auch nicht. Nur Kims Warnung vor dem Missachten ärztlicher Anweisungen und dem daraus resultierenden griesgrämigen Arzt ließ sie die weiße Brühe mit geschlossenen Augen hinunterkippen. Um den ungewohnten Geschmack loszuwerden, schlängelte sie sich kurz darauf erneut zur Essensausgabe und verlangte höflich einen Nachschlag. Dank ihres herzzerreißenden Hundeblicks gönnte ihr Anthony zusätzlich ein kleines Hühnerfilet vom Grill, wofür sie aber feierlich schwören musste, dass Doktor Steven nie davon erfahren würde! Zurück am Tisch wischte sich Cassidy ihre widerspenstigen, blonden Haarsträhnen aus dem Gesicht und löffelte artig ihre Suppe, bevor sie sich das verführerische Grillfleisch schmecken ließ.
    Das war es, was Angel ihr versprochen hatte. Ein richtiges Bett, gutes Essen und eine neue Familie. Während das Mädchen auf dem gesalzenen Stück Fleisch kaute, sah sie sich etwas genauer um. Die Bewohner wirkten in der Tat wie eine große Familie. Sie gingen einander zur Hand, Kinder hörten auf jeden Erwachsenen und nicht nur auf die eigenen Eltern, Spielzeuge lagen zwischen den Baracken verteilt. Auf den ersten Blick schien es wie das Paradies, doch hinter der trügerischen Fassade ragte der verstörend wirkende Palisadenwall aus dem Boden. Schwarze Brandflecke von Flammenwerfern und Granaten zeugten von den ständigen Gefechten mit den Gangs. Angel hielt ihr Versprechen auf ein neues zu Hause, aber

Weitere Kostenlose Bücher