Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition)
sondern heiße Schokolade. Derweil legte sich die schwarze Katze auf Jades Schoß und ließ sich ausgiebig von ihr kraulen.
»Das ist Mina«, stellte sie das Haustier vor. »Ich hab sie von Sydney zum Beginn meiner Ausbildung bekommen.«
»Wäre eine anständige Waffe nicht besser geeignet gewesen?«, fragte Angel verwundert.
»Jede Bacchae erhält ein Tier ihrer Wahl, um das wir uns kümmern müssen«, erklärte Jade. »Wer es vernachlässigt oder einfach keine Achtung vor ihm hat, wird von uns ausgeschlossen.«
»Ich hab deine Katze doch nie gesehen? Wo hast du die in Eagle Village versteckt gehabt?«
»Nur die wenigsten nehmen ihre Gefährten mit und Mina ist dafür denkbar ungeeignet. Sie sollen uns stattdessen an Alexandria und die Bacchae binden, nachdem wir unsere Familien aufgegeben haben. Solange wir unterwegs sind, kümmern sich die Arbiter um sie.«
»Du warst doch gerade erst bei deinen Eltern und suchst immer noch nach deiner Schwester?«
»Aufgeben bedeutet nicht, den Kontakt abzubrechen«, erklärte Jade. »Aber wir dürfen niemandem eine Vorzugsbehandlung zukommen lassen. Selbst feste Beziehungen sind uns verboten, von einer Hochzeit ganz zu schweigen.« Sie hob Mina unter den Armen hoch und streichelte ihre Stirn mit ihrer Nasenspitze. »Unsere Tiere sind unsere Gefährten. Sie werden uns nie verraten oder schaden, nie die Seiten wechseln und uns nie um einen Gefallen bitten.«
»Versteh das jetzt nicht falsch, aber ist die Jagd nach Felipe de Souza nicht eine Art Vorzugsbehandlung für Inara?«, argwöhnte Angel mit Bedacht.
Jade verstummte einen Augenblick und starrte Pedro in die Augen, als würde sie darin ihre Schwester wiedererkennen. Der Junge hielt ihrem Blick stand und gab ebenfalls keinen Laut von sich.
»Es ist grenzwertig«, gab sie schließlich zu. »Aber es wäre ein deutliches Signal der Schwäche, wenn wir ungerechtfertigte Übergriffe auf unsere Familien ungesühnt ließen. Ich jage Pedros Vater also für alle Bacchae im Namen des gesamten sicariianischen Volkes.«
Angel nickte unbehaglich und beließ es vor dem Jungen dabei.
»Wie würdest du reagieren, wenn jemand Cassidy entführen würde?«, fragte Jade herausfordernd und redete weiter, bevor Angel den Mund öffnen konnte. »Oh warte ... das haben wir ja schon erlebt!«
Angel zog ihre unausgesprochenen Worte zurück und setzte ein grimmiges Gesicht auf. Inzwischen wusste sie ja, wie sehr Jade ihr Sturmangriff auf Brackwood imponiert hatte.
»Was ist Sydneys Tier?«
»Ein Königspython. Das ist eine anderthalb Meter lange Schlange, die eigentlich nichts macht, als auf ihrem Baum zu liegen und auf die nächste Fütterung zu warten.« Sie ließ Mina wieder auf ihrem Schoß Platz nehmen und kraulte die wohlig schnurrende Katze hinter den Ohren. »Absolut ungeeignet zum Entspannen, aber sie mag wohl die Ruhe, der er ausstrahlt.«
»Und was passiert, wenn eine von euch stirbt?«
»Dann wird ihr Gefährte bis an sein Lebensende von den Arbitern gepflegt und von uns geachtet, als wäre er ein Teil unserer verlorenen Schwester. Sydneys Python wird sie vermutlich auf ganz natürliche Weise überleben. Stirbt das Tier, bekommt es eine Ehrenbestattung im Grab seiner Herrin oder nimmt gar ihren Platz ein, wenn der Leichnam unserer Schwester verschollen ist.«
Angel dachte einen Moment über ihre Worte nach. Ein Ausdruck von seelischem Schmerz erschien auf ihrem Gesicht, als sie Jade beim Spiel mit ihrer Katze zusah. Nach all dem Blut an ihren Händen hätte Angel es kaum für möglich gehalten, sie je in einer derart gutherzigen Situation zu erleben. Mina musste Jades Anker sein, der ihr einen Augenblick absoluter Ruhe gönnte. Ein Tier, dass sie weder hintergehen noch verraten würde, dem sie vollauf vertrauen und vor dem sie all ihre Barrieren senken konnte. Angel verstand, warum jede Bacchae ein Haustier besaß.
»Willst du sie mal halten?«
»Nein. Danke!«, erwiderte Angel mit affektartig erhobenen Händen. »Ich bin eher ein Hundetyp.«
»Okay«, antwortete Jade schulterzuckend. Sie war offenbar viel zu sehr in ihr Spiel mit Mina vertieft, um Angels Gedanken anhand ihrer Mimik zu deuten.
»Warum habt ihr eigentlich eine Eule oder Taube auf euren Amuletten, anstatt einer Katze und einem Python?«
»Das sind unsere imperialen Symbole, unsere Erkennungszeichen. Sydneys und meins basiert auf griechischen Göttinnen. Meine Eule stammt von Athene, die Göttin des strategischen Krieges. Nach meiner Lösung des Konflikts
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