Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition)
begeistern.«
»Yolanda«, seufzte Jade. »Du wirst eine Weile ohne sie auskommen müssen. Sie wurde schwer verletzt und liegt im Hospital.«
»Was ist mit ihr geschehen?«, fragte Pedro und gab sich dabei alle Mühe, sein besorgtes Gesicht zu verbergen.
»Neces. Scarlet ist kopflos in D-Sechs-alpha eingefallen und Yolanda hat uns gerettet. Bei der anschließenden Flucht ist sie von ihren eigenen Sprengsätzen erwischt worden«, erklärte Jade, woraufhin Angel ihr einen überraschten Blick zuwarf. Niemand außerhalb der Bacchae und Prätorianer hatte derartige Details erfahren, doch hier saß Jade und plauderte mit einem Kind darüber, als würde er zu ihrem innersten Zirkel gehören.
»Ich verstehe«, antwortete Pedro. Er klang viel erwachsener als andere Kinder seines Alters. Desillusioniert und gezeichnet; sogar weit mehr als Jesse von den Rangern. »Und Herrin Sydney?«
»Oh Sydney ist wohlauf. Ihr letzter MS-Schub hat sich fast vollständig zurückgebildet«, sagte Jade. Nun konnte Angel ihre Verwunderung nicht mehr verstecken. Angeblich wussten nicht mehr als eine Handvoll Ärzte und Nocturnals von Sydneys Krankheit, doch der Junge reagierte weder überrascht noch neugierig. »Ich werde sie fragen, ob sie Yolandas Unterricht für eine Weile übernehmen kann.«
»Danke, Herrin«, erwiderte Pedro mit gesenktem Haupt.
Er hatte Angel seit ihrem Eintreten nicht aus den Augen gelassen, schien sich jedoch nicht zu trauen, nach ihr zu fragen. Vielleicht durfte er es auch nicht, vermutete sie. Als sie schon kurz davor war, selbst das Wort zu ergreifen, kam Jade ihr zuvor.
»Das ist eine neue Freundin von mir. Du brauchst dich vor ihr nicht zu verstellen.«
Es dauerte einen Moment, dann wechselte die Mimik des Jungen, als wäre gerade eine schwere Bürde von ihm genommen worden. Er hob den Kopf und sah Angel direkt in die Augen.
»Eine neue Bacchae?«, fragte er. Seine Demut war nicht verschwunden, aber er wirkte um einiges selbstbewusster als noch vor ein paar Sekunden.
»Das Gegenteil«, lächelte Jade zurück. »Sie ist die Kriegsherrin aus Cor Syrte, die die Ranger anführt. Ich hab dir doch von ihnen erzählt, nicht?«
»Angel«, sagte Pedro, ohne ihren Namen je zuvor gehört zu haben. »Du hast sie also wiedergefunden.«
Jade nickte.
»Und sie hat dir bereits zugestimmt. Sonst hättest du sie nicht zu mir gebracht.«
»Mehr oder weniger«, entgegnete ihm Jade ausweichend. »Sie ... ist noch nicht vollends von meinen Motiven überzeugt.«
»Das kann ich ihr kaum verdenken. Ich werde euch etwas zu trinken holen.«
Er stand auf und ging hinüber zur Küchenzeile.
»Wer ist das?« Angel sprach die Worte nicht aus, sondern formte nur die Laute mit ihren Lippen.
»Pedro de Souza, Sohn von Felipe de Souza, der meine Schwester Inara entführt hat«, antwortete Jade in normaler Gesprächslautstärke. »Inara konnte ich nicht finden, dafür sind die Nocturnals bei ihrer Suche nach seinem Vater auf Pedro gestoßen. Nun hat er meine Schwester und ich seinen Sohn.«
Angel dachte einen Augenblick über ihre Worte nach. Nur zwei Etagen von ihnen entfernt gab Sydney einem nahezu gleichaltrigen Jungen Klavierstunden. Alexandria war voll von Schülern und zur selben Zeit hielt Jade ein anderes Kind in diesem Verlies eingesperrt, das sie aufgrund der riesigen Panzertür, der Wachen und der fensterlosen Abschirmung nur als uneinnehmbar erachten konnte.
»Clever«, meinte sie dazu. »Wenn Felipe deiner Schwester etwas antut ...«
»Ganz genau«, bestätigte Jade. »Ich hab mir schon gedacht, dass du Gefallen daran finden würdest.«
Angel hatte als Vulture gern wertvolle Gefangene genommen. Dog nannte sie scherzhaft VIPs. Eltern oder Geschwister als Geiseln zu halten war eine der Grundvoraussetzungen für halbwegs tragfähige Zweckbündnisse unter den Gangs gewesen. Kleine Siedlungen ließen sich dadurch auch viel leichter zur Herausgabe ihrer Nahrungs- und Wasservorräte überzeugen, anstelle von roher Gewalt.
»Pedro wird nicht wie ein Häftling behandelt, denn er hat ja nichts verbrochen«, fuhr Jade unterdessen fort. »Er erhält die wohlmöglich beste Ausbildung des Imperiums durch die Bacchae, wird rund um die Uhr von den Arbitern versorgt, ist gegen jede Gefahr von außen geschützt und kümmert sich zusätzlich noch um meine Katze. Aber er ist gefangen und wird diesen Safe erst wieder verlassen, wenn Inara frei ist.«
Während sie sprach, kehrte Pedro mit zwei dampfenden Tassen zurück. Kein Kaffee,
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