Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition)
Jenny und führte sie in den Westen der Stadt, wohin sie der Großteil der Nachtschwärmer zu begleiten schienen. Nur eine Minderheit suchte Zerstreuung im Theater.
Alison und Brandon gingen nebeneinander, hielten aber weder Händchen noch zeigten sie sonst irgendwelche Anzeichen einer Beziehung und nahmen stattdessen Cassidy in die Mitte.
»Vielleicht sollte ich lieber Bescheid sagen«, meinte sie beim Vorbeigehen am Sagittarius A*-Hotel.
»Da mach dir mal keine Sorgen drum«, beruhigte sie Brandon und zeigte auf eine diskret im Schatten der Bäume stehende Frau in komplettem Schwarz.
»Das ist ... C.T.!«, erschrak sich Cassidy. »Hat die mich etwa den ganzen Tag beobachtet?«
»Ist ihr Job als Nocturnal«, erklärte ihr Brandon nickend. »Die Augen und Ohren der Bacchae.«
Aus den Augenwinkeln bekam Cassidy mit, wie Clarissa ihr zuwinkte, nachdem sie offensichtlich enttarnt worden war. Trotzdem folgte sie ihr weiter wie ein Schatten, der sich nicht abschütteln ließ.
***
Auf dem Rückweg nach Alexandria hatte Colonel Grant einen Umweg genommen. Anstatt zur Brücke zurückzukehren, war er kurz davor abgebogen und fuhr auf ein militärisches Fort zu.
»Wo bringst du uns jetzt wieder hin?«, wunderte sich Dog.
»Camp Mars«, rief er zurück.
»Die nächste Übung?«
»So ähnlich.«
Das Armeelager ähnelte Camp Tanis mit seinen Stacheldrahtzäunen und Schlafbaracken, aber alles schien ein bisschen größer zu sein.
»Camp Mars ist der Hauptstützpunkt von Alexandria. Tanis ist zur Ausbildung da, aber hier sind normalerweise zwei volle Legionen zum Schutz der Kinder stationiert.«
»Normalerweise?«
»Die achte Legion wurde an den Pass im Hadesgebirge verlegt. Ich muss dir wohl nicht sagen warum.«
»Hm«, brummte Dog misstrauisch. »Und was machen wir dann hier?«
Grant steuerte den Militärlaster an den Baracken vorbei und stoppte vor einem zweistöckigen Gebäude, aus dessen Inneren Musik zu hören war. Ohne eine Erklärung abzugeben, stieg er aus und deutete Dog, ihm zu folgen. Vor der Tür standen zwei Soldaten, die beim Eintreten mit der Faust auf der Brust und einem respektvollen »Colonel!« salutierten.
Drinnen wirkte die Musik leiser als es zuvor den Anschein hatte. Sie wurde live von einem Pianisten in einem etwas antiquiert wirkenden Frack gespielt, unterstützt vom stilvollen Gesang einer hellblonden Frau in einem roten Abendkleid.
»Was ist das hier?«, fragte Dog.
»Der Offiziersclub«, erklärte Grant. »Hier sind wir unter uns. Die einfachen Legionäre haben keinen Zutritt. Komm, ich stell dich den anderen vor.«
Dog fiel in seiner schwarzen Ledermontur auf wie ein Biker auf einem Opernball. Einige der Offiziere trugen akkurat gebügelte Ausgehuniformen samt voll beschmückten Armbinden und sahen ihn verwundert an, als Grant ihn zu einem Tisch nahe dem Klavier führte.
»Meine Herren«, begrüßte er die zwei Männer, die bereits daran saßen. »Das ist Dog von den Vultures.« Dann zeigte er auf die Offiziere. »Captain Moriyama und Lieutenant Sanders.«
Der ältere Captain hatte seine Wurzeln im asiatischen Raum und nickte Dog mit einem wissenden Gesichtsausdruck zu, der jüngere Lieutenant wirkte hingegen verunsichert.
»Wie war die Übung?«, wollte Moriyama wissen.
»Die läuft noch. Jill kümmert sich darum.«
»Darf ich Ihnen etwas zu Trinken anbieten, Sir?«, fragte eine Ordonnanz. Der Soldat war sofort zu ihrem Tisch geeilt, als die neuen Gäste platzgenommen hatten.
»Was habt ihr denn?«, erwiderte Dog, ohne Grant zu Wort kommen zu lassen.
Der Soldat zog die Augenbrauen hoch und blickte Dogs Tischnachbarn verdutzt an. Als ihm jedoch keiner der Offiziere aus der Situation heraushalf, beantwortete er die Frage mit militärischer Disziplin.
»Wir können Ihnen eine Auswahl an Bier, Weinbrand, Wodka oder ...«
»Bier!«, antwortete Dog affektartig.
Grant formte eine Zwei mit Zeige- und Mittelfinger und gab der Ordonnanz damit eine doppelte Bestellung zu verstehen. Der Soldat nickte gehorsam und entfernte sich wieder.
»Ihr versteht es ja echt zu leben«, brummte Dog bei einem Blick in die Runde. Dabei ließ er seinen Arm von der gepolsterten Stuhllehne hängen, als würde er im Führerhaus seines Trucks sitzen.
»Sir, wer ist das?«, fragte Lieutenant Sanders. Er wirkte respektvoll, aber bei weitem nicht so zurückhaltend wie Captain Deveroux im Kommandogebäude von Camp Tanis; trotz des niedrigeren Rangs. Im Offiziersclub der Legion galten lockere
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