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Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition)

Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition)

Titel: Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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kommt! Ich hab Henry gerade hinter die Bühne gebracht!«
    Das Theater bestand zur Hälfte aus einer steinernen Besuchertribüne in einem Hundertzwanzig-Grad-Winkel, die in drei gleichgroße Blöcke unterteilt war. Darüber thronte eine VIP-Loge mit zwanzig überdachten Sitzplätzen, auf denen Scarlet sich bereits eingefunden hatte. Am Fuße der Tribüne führte das Klavierquartett letzte Absprachen und Proben auf der Bühne durch. Die Violine wurde von einem jungen Mädchen gespielt, die Viola von einem etwas älteren Teenager und das Violoncello von einem erwachsenen Mann, der die ganze Zeit Ansagen durchführte und offenbar ihr Lehrer war. Henry saß hinter seinem Klavier und winkte Sydney kurz schüchtern zu, als diese in der Loge Platz nahm. Dabei achtete sie darauf, sich direkt neben Scarlet zu setzen, um Anfeindungen zwischen ihr und Jade vorzubeugen. Am Ende lautete die Sitzfolge von links nach rechts Scarlet, Sydney, Angel und schließlich Jade. Azure wohnte dem Konzert ebenfalls bei, saß aber etwas weiter entfernt und plauderte bis zum Beginn mit einem jungen Offizier in Ausgehuniform. Sie schielte wiederholt zu ihren Schwestern herüber und unterstrich damit die Vermutung, sich nicht mehr als nötig in deren Streit einmischen zu wollen. Einzig Nadra war nirgendwo zu sehen.
    Punkt einundzwanzig Uhr bat der Lehrer die Gäste um Ruhe. Das Licht auf der Besuchertribüne wurde abgeschaltet und ließ die vier Musiker in der Dunkelheit wie auf einer hellen Insel in der Nacht erscheinen. Anschließend erklärte der Lehrer das Stück, das sie spielen würden. Bis auf den Namen Brahms und Klavierquartett Nummer Drei verstand Angel jedoch nichts davon. Den Komponisten kannte sie aus Anthonys Notenheften in Silver Valley. Der dicke Koch war schließlich ein begnadeter Violinist, dessen Spiel sie häufig heimlich genossen hatte.
    Mit Henrys kräftigem Schlag auf die Tasten seines Klaviers begann die Musik. Sydney beugte sich von der ersten Note an nach vorne und fieberte mit ihrem Schüler mit. Ihre Finger bewegten sich dabei auf ihren Knien, als würde sie selbst auf der Bühne sitzen. Scarlet hatte sich zurückgelehnt und die Augen geschlossen. Entweder kostete sie die erzwungene Auszeit und die wundervollen Klänge aus oder plante in gehobener Atmosphäre ihren Gegenschlag.
    Angel beobachtete vorrangig die anderen Besucher von ihrer erhöhten Position aus. Nicht alle Plätze waren besetzt, aber gut vierhundert Gäste hatten sich auf den Steinstufen eingefunden. Die Mehrzahl bestand aus Paaren, die eng umschlungen der Musik lauschten; wahrscheinlich auch, um die einbrechende Kälte besser zu ertragen.
    Als Jade sie antippte und nach links zeigte, fiel Angel auf, dass Sydney förmlich erstarrt war. Sie hielt ihre Hände zusammengefaltet über Nase und Mund. Gerührt von den fehlerfrei vorgetragenen Klängen wischte sie sich hin und wieder eine Träne von den Wangen. Angel kannte derart gefühlsduselige Szenen von Kim und hatte sich jedes Mal darüber lustig gemacht. Dementsprechend grinsend drehte sie sich nun zu Jade um, wo sie aber anstelle eines ebenso schadenfrohen Gesichts eine besorgte Mimik erkannte. Angel konnte nicht nach dem Grund fragen, ohne so laut zu reden, dass es die hinteren Sitzreihen und damit auch Sydney mitbekommen hätte, darum bewegte sie nur die Lippen. Jade sah sie einen Moment lang stumm an und lehnte sich anschließend mit geschlossenen Augen zurück in ihren Sitz. Sie massierte ihren Nasenrücken und schien weit entfernt vom Konzert, Alexandria und sogar den Kriegen zu sein, über die sie den ganzen Tag gesprochen hatten.
     
    ***
     
Dog war mittlerweile zum Schnaps übergegangen und missbrauchte das Bier nur noch, um die Reste der Hähnchenschenkel vom Abendessen herunterzuspülen, die zwischen seinen Zähnen festhingen. Das Essensangebot des Offiziersclubs hatte sich als überschaubar aber dafür reichhaltig erwiesen. Captain Moriyama war bereits zu seinem Stützpunkt aufgebrochen und Lieutenant Sanders flirtete erfolglos mit der blonden Sängerin, die gerade eine Pause an der Bar einlegte. Nur Colonel Grant leistete Dog noch Gesellschaft.
    »Du hast vorhin gesagt, dir wäre eine Alternative zur Zerstörung der Vulturefestung lieber«, begann er. »Ist dir schon eine Idee gekommen?«
    Dog füllte sein Schnapsglas mit kristallklarem Wodka und schüttete es mit einem Mal runter. Anschließend betrachtete er stirnrunzelnd das leere Glas.
    »Wieso trinkt ihr das Zeug aus so winzigen

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