Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition)
Umgangsformen.
»Das ist der Barbar, der die Vultures für uns erledigen soll«, antwortete Captain Moriyama für Colonel Grant.
Der war im Begriff etwas hinzuzufügen, da kehrte die Ordonnanz bereits zurück. Die Bedienung ging deutlich schneller vonstatten als in der Taverne von Arnac. Dog zückte seinen Diplomatenpass, doch der Soldat wollte davon gar nichts wissen. Er stellte nur die Gläser ab und verschwand wieder.
»Gibt es bei euch eigentlich auch noch ein anderes Thema?«, knurrte er nach einem ersten Schluck. Nicht nur die Bedienung war vorbildlich, sondern auch das kühle Bier schmeckte hervorragend. »Ihr tut ja gerade so, als wäre Eric euer Untergang.«
»Die Vultures allein sind nicht das Problem«, erwiderte Grant nachdenklich. »Es sind die Ragnars und was sie aus euren wilden Horden machen werden.«
Dog lehnte sich zurück und genoss seinen Gerstensaft, damit er in Ruhe fortfahren konnte.
»Der letzte Ragnarkrieg wurde von zwei Faktoren beendet. Den Neces, die die halbe Ragnararmee vernichtet haben, und Nadra, die ihrem Volk den Waffenstillstand aufgezwungen hat. Das haben ihr die Ragnars nicht verziehen und ihre Macht im Norden ist seither sehr begrenzt.«
»Und was ist mit diesen Neces? Gibt‘s die bei denen etwa auch?«, fragte Dog und rutschte dabei in Gedanken an die vergangene Nacht unruhig auf seinem Stuhl hin und her.
»Nein«, erwiderte Grant kopfschüttelnd. »Die scheinen sich mit großer Vorliebe in unserem Imperium auszubreiten. Sie haben der Invasionsstreitmacht der Ragnars allerdings herbe Verluste zugefügt, bis die sich darauf einstellen konnten. Nun wissen sie, dass sie Großstädte meiden und Ausschau nach ihnen halten müssen. Überfälle der Neces laufen immer gleich ab. Erst kommen nur ein paar, aber dann mehr und mehr. Eine schier endlose Armee von Wahnsinnigen.«
»Das hab ich gesehen«, grunzte Dog in sein Glas hinein. »Kaum zu glauben, dass ihr in derselben Gegend eine Schule aufgemacht habt.«
»Alexandria ist die am besten gesicherte Stadt des Imperiums«, entgegnete Lieutenant Sanders. »Noch nie hat ein feindlicher Soldat oder Neces einen Fuß in die Stadt gesetzt, ohne dabei in Ketten zu liegen.« Seine eigene Schulzeit war vermutlich noch gar nicht so lange her, weswegen er die Anschuldigung wohl persönlich nahm.
»Und was haben die Vultures mit dem ganzen Zeug zu tun?«, fragte Dog. »Eric muss doch ein paar tausend Kilometer von diesen Ragnars entfernt sein!«
»Das stimmt, aber die haben seit dem Krieg Talent zur Infiltration entwickelt. Du hast es in Arnac selbst erlebt«, erklärte Grant und drehte sich auf seinem Stuhl zu ihm um. »Erinner dich mal an den plötzlichen Volksaufstand. Der ist vermutlich wochenlang von den Ragnars vorbereitet und dann von Scarlet unbeabsichtigt losgetreten worden. Derartige Versuche gibt es im ganzen Imperium. Die Ragnars sind heruntergekommene Bastarde, die in unseren verwahrlosten Grenzgebieten völlig untergehen.«
»Warum macht ihr die Typen dann nicht einfach platt?«
»Was glaubst du, wofür Torus eine Allianz mit Eric schließen wollte? Oder warum wir versucht haben, die Enklaven der Ranger für ihr Kriegsmaterial zu erobern?«
Dog zog seinen Einwand zurück. Er wusste ja nun inzwischen, wie General Torus den imperialen Angriff gegen die Wand gefahren hatte.
»Das Problem ist, dass die Ragnars in der Lage sind, kleinere Truppenverbände und Versorgungskonvois unbemerkt durch unser Imperium zu schleusen«, fuhr Grant fort. »Früher hatten wir noch die Luftüberwachung der Hawker und die Ragnars eine Heidenangst vor den Neces. Nun haben wir nichts mehr davon und sie können sich nahezu frei bewegen. Wenn die jetzt auch noch Eric auf ihre Seite ziehen und ihm zeigen, wie er uns aus dem Süden in die Zange nehmen kann, werden wir alle Provinzen bis nach Alexandria aufgeben müssen. Ganz davon abgesehen, dass der Legion momentan die Ressourcen für einen derartigen Krieg fehlen.«
»Ihr seid ohne uns also so richtig am Arsch«, fasste Dog zusammen.
Lieutenant Sanders starrte Colonel Grant an, als erwartete er eine Disziplinarmaßnahme, doch nichts dergleichen geschah. Dog hatte ihre Situation lediglich auf den Punkt gebracht, gefolgt von bedrücktem Schweigen.
***
»Da seid ihr ja endlich!«, flötete Sydney Angel und Jade aufgeregt entgegen, als sie nach Einbruch der Abenddämmerung auf den Treppen des Freilufttheaters auftauchten. »Was hat euch nur so lange aufgehalten? Nicht so wichtig. Nun
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