Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition)
Fingerhüten? Da geht doch gar nichts rein!«
Seine Stimmlage war deutlich vom Alkoholspiegel verzerrt. Als er zehn Minuten zuvor auf den Donnerbalken gewankt war, hätte er beinahe die Hütte aus den Angeln gerissen. Nachdem Grant ihn keiner Antwort würdigte, drehte er sich zu ihm um und setzte ein trotziges Gesicht auf.
»Angel«, grunzte er hervor.
»Angel?«, echote Grant schulterzuckend.
»Seit sie weg ist ... ist alles in den Arsch gegangen!«
»Das ist doch über drei Jahre her?«
»Na und!?«, beschwerte sich Dog und füllte das Glas nach. »Eric hat seitdem alles gegen die Wand gefahren und ich ... mich ... haben sie einfach sitzenlassen!«
»Wer hat dich sitzengelassen? Angel oder Eric?«
Dog starrte ihn mit finsterem Blick an.
»Beide.«
»Aber du bist ihr doch freiwillig gefolgt?«
»Was wäre wenn ... Jade! Wenn Jade durch die Tür da spazieren und dir befehlen würde, sofort bei den Hawkern einzufallen!«, lallte Dog. »Was würdest du dann machen?«
»Die Biosphäre angreifen«, brachte Grant hervor.
»Siehst du!«, sagte Dog und trank das Glas aus. »Trotzdem hat sie mich einfach sitzenlassen ... wie einen verlausten Köter.«
»Das erklärt nicht, warum sie deine Lösung ist«, bohrte Grant nach. Er hatte sich mit dem Alkohol zurückgehalten und blieb aufmerksam beim Thema.
»Ich sag doch, Eric ist unfähig. Und die anderen wissen das. Die folgen ihm aus Angst und ...« Dog ließ seinen Blick durch den inzwischen gut besuchten Offiziersclub schweifen. »... weil sie keine Alternative kennen«, murmelte er. »Wenn die Angel und mich wiedervereint sehen ...«
»Würden sie davon ausgehen, dass ihnen bessere Zeiten bevorstehen, wenn sie Eric den Rücken kehren?«, vollendete Grant den Satz.
Dog nickte ihm zu. Es war kein freudiges Nicken. Kein Endlich-wieder-vereint-Nicken, sondern ein bitterer Ausdruck tiefster innerer Verletzung.
»Sie hat mich sitzengelassen«, wiederholte er sich selbst. »Und ich weiß, dass sie es wieder tun wird.«
»Habt ihr Streit?«
Dog schüttelte so stark mit dem Kopf, dass seine Wangen hin und herflatterten. Er hatte seinen Bewegungsapparat schließlich nicht mehr unter Kontrolle.
»Sie ist so frei wie ein Vogel!«, antwortete er und flatterte dabei mit seinen Händen in der Luft. »In Arnac hat sie mich bereits davongejagt, und wenn diese Sache vorbei ist, wird sie wieder abhauen.«
»Such dir doch eine andere?«, riet ihm Grant. »Die müssten doch bei dir Schlange stehen!«
Dog ahmte Angels argwöhnisches Augenbrauenhochziehen nach, aber dann fiel ihm ein, dass der Colonel ja selbst auf Frauen stand.
»Such du dir doch eine!«, erwiderte er. »Du sitzt in derselben Falle!«
Grant nickte ihm gequält zu. »Touché.«
Dog wusste mit dem Wort nichts anzufangen, aber es war ihm auch egal. Er griff nach der Flasche und trank diesmal ohne Umweg über das winzige Glas daraus.
»Ich glaube, du hast für heute genug«, mahnte Colonel Grant und versuchte, ihm den Wodka abzunehmen.«
»Finger weg!«
»Wir müssen heut noch nach Hause laufen!«
»Laufen!?«
»Alkoholisiert fahren ist im Imperium verboten, besonders in der Provinz Alexandria«, erklärte ihm Grant. »Außerdem könnten wir auf ein paar Neces stoßen und dann brauch ich dich!«
»Hmph«, beschwerte Dog sich ungläubig. »Na gut. Aber die Flasche gehört mir!«
***
Die dröhnenden Basstöne der Diskothek konnte man schon zwei Straßenzüge weiter durch die Fußsohlen spüren und vor dem Eingang hatte sich eine zwanzig Meter lange Schlange versammelt. Darüber leuchteten sechs große Lettern in neongrüner Farbe, die den Namen »AURORA« bildeten.
»Na toll«, nörgelte Alison. »Wieder zu spät.«
»Was habt ihr euch auch so aufgedonnert!«, murrte Brandon zurück.
Alison zog als Antwort einen Flunsch. »Du kannst ja das nächste Mal mit Kelly herkommen. Ich hab gehört, die braucht nur fünf Minuten, um sich das Gesicht zu rasieren!«
Jenny und Dekker hielten sich vorsichtshalber aus dem Verbalgefecht heraus. Immerhin ging es schnell vorwärts. Die Wärter am Eingang schienen lediglich eine Ausweiskontrolle durchzuführen, damit sich keine Kinder in die Disco schlichen. Eintritt bezahlen musste niemand. Als Cassidy an der Reihe war, holte sie wie selbstverständlich ihr laminiertes Kärtchen hervor und lächelte den Türsteher schüchtern an, als sie seinen erstaunten Gesichtsausdruck bemerkte.
»Alles klar. Ihr könnt rein.«
Der Weg führte hinab in die Tiefe und sah
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