Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition)
mitgegeben habe!?«, fauchte sie Angel auf einmal entgegen und schnellte vom Sofa hoch. »Weil er mir so sympathisch war oder ich ungerne Menschenleben aufs Spiel setze?« Ohne auf eine Reaktion zu warten, stampfte sie über die einzelne Stufe und öffnete die Minibar. »Ich hab ihn selbst trainieren sehen. Er war gut. Verdammt gut! Andernfalls hätte ich ihn niemals auf Sharon schießen lassen.« Jade knallte ihr gerade herausgeholtes Glas auf den Bartisch und drehte sich zornig um. »Ich wollte, dass er mir hilft, dich auf unsere Seite zu ziehen. Er sollte dein neuer Butch oder Victor werden! Aber der Idiot musste es unbedingt übertreiben und noch mal auf den Hubschrauber ballern, als das Kanonenfutter um ihn herum bereits über alle Berge war!«
»Dann war das nicht dein Befehl, um sicherzugehen, dass Jiao uns auch wirklich mitnimmt?«, hakte Angel nach.
»So ein Quatsch!«, fluchte Jade zurück. »Jiao hätte euch sogar mitgenommen, wenn Sharon in eine verdammte Schutzweste eingewickelt und unverletzt geblieben wäre. Die ist wahnsinnig neugierig auf uns, seit der Krieg beendet ist und ihr Vater fast jeglichen Kontakt zu uns abgebrochen hat. So eine Chance hätte sie sich im Leben nicht entgehen lassen.«
»Warum hat er dann geschossen?«
»Sag du es mir! Du hast ihn doch ausgebildet!«
Nun setzte Angel sich auf die Couch und wartete, bis Jade mit zwei gefüllten Gläsern zurückkam.
»Pflaumensaft. Alkoholfrei«, brummte sie und ließ sich in das Leder fallen.
»Ich glaube dir«, sagte Angel und nippte vorsichtig an ihrem dunklen Fruchtsaft.
»Das sind ja ganz neue Töne.«
»Es geschieht ja auch nicht jeden Tag, dass du die Wahrheit sagst.«
»Touché«, antwortete Jade.
»Muss ich dich jetzt eigentlich als Ausgleich zu mir nach Hause einladen?«
»Clarissa meinte, in eurem Kloster wäre es um diese Jahreszeit sehr schön.«
Angel riss den Kopf herum und starrte sie halb verwundert, halb erschrocken an.
»Mh ...«, schnurrte Jade triumphierend beim Trinken ihres Safts. »Ich kann es immer noch.«
»Sowas kann schnell nach hinten losgehen«, warnte Angel sie launisch.
»Über den gemeinen Mordversuch ist unsere Beziehung doch inzwischen hinausgewachsen, oder etwa nicht? Ich erwarte nichts Geringeres als ein Duell zur Mittagszeit!«
»Sei vorsichtig mit dem, was du dir wünscht.«
Jade schüttete ihren Saft herunter und blickte auf die Uhr an der Wand. »Wir sollten uns langsam fertigmachen. Sydney erwartet uns sicher schon am Theater. Sie will unbedingt, dass wir Henry bei seiner öffentlichen Premiere erleben.«
Angel wusste noch immer nicht, was sie auf dem Konzert erwarten würde, aber schlimmer als ein geheimes Forschungslabor unterhalb des Themis-Tempels mit fehlzündenden Biowaffen konnte es wohl kaum werden. Entsprechend desillusioniert trottete sie Jade hinterher, als diese ihr Apartment verließ.
***
Cassidy war inzwischen von ihren neuen Freundinnen ins Badezimmer zitiert worden. Nach dem Besuch im Schwimmbad war eine Dusche eher überflüssig, so dass sie es bei einer Katzenwäsche beließen. Das kostbare Trinkwasser wurde dafür nicht verschwendet. Stattdessen standen ein paar Eimer mit ungefiltertem Brunnenwasser bereit.
»Erst mal müssen wir deine Haare in Ordnung bringen«, begann Jenny. »Die waren heute Morgen schon eine Katastrophe, aber das Salzwasser hat sie echt über die Klippe springen lassen!«
Cassidy erinnerten ihre Worte an die Standpauke vor dem Fest in Silver Valley. Mit dem Mopp auf dem Kopf wird am Ende nur Anthony mit dir tanzen! , hatte Kim sie gewarnt. Also fügte sie sich in ihr Schicksal und steckte ihren Kopf in einen Wassereimer. Anstelle von Seife holte Jenny jedoch echtes Haarwaschmittel aus ihrem Zimmer. Alison und sie hatten eine Woche lang Extraschichten im Hospital geschoben, um sich die Tube und eine Spraydose mit Haarfestiger leisten zu können, die sie nun ausschließlich zu besonderen Anlässen benutzten. Der elektrische Föhn ließ Cassidy im ersten Moment erschrocken zurückzucken und das Haarspray sorgte für einen ausgeprägten Niesanfall, doch das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Im Spiegel betrachtet sah sie aus, als hätte sie auf einmal doppelt so viele Haare wie vorher.
»Okay, Phase zwei: Dein Gesicht!«, sagte Alison.
Eyeliner, Mascara, Puder, Lippenstifte. Die Studentinnen hatten alles, was das Herz einer Teenagerin begehrte. Zumindest vor dem globalen Zusammenbruch. Cassidy konnte mit der ganzen Kosmetik überhaupt
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