Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition)
aufwacht.«
»Hm«, überlegte Angel. »Das hab ich doch schon mal gehört.«
Jade funkelte erbost mit den Augen. Sie wusste genau, dass Angel damit auf Scarlets abwertende Einstellung bei ihrer Musterung im Themis-Tempel anspielte. »In gewisser Weise sollte ich Svetlana vermutlich dankbar dafür sein, dass sie mich wie eine Puppe angezogen und frisiert hat.«
»Das hast du ihr erlaubt?«
»Ansonsten hätte sie keine Ruhe gegeben«, sagte Jade.
Anderson hatte inzwischen das Dorf erreicht und Angel klemmte sich angestrengt hinter ihre Zieloptik. »Okay, der erste Zugang sieht ziemlich friedlich aus. Zwei Neces im Café an der Straßenecke und ein weiterer ...«
»ANDERSON, STOPP!«, befahl Jade aufgeregt.
»Was ist denn jetzt wieder?«, fragte Angel, bis Jade in den Himmel zeigte.
»Yuen? YUEN! Bist du das!?«
Nun konnte auch Angel die pechschwarze Drohne sehen, die in gerademal fünfzig Meter Höhe auf die Stadt zuflog. Ein Modell fast so groß wie ein Kampfflugzeug, das unter der Bezeichnung Nyx bei weitem nicht nur der Aufklärung diente, sondern mit zwei Raketenschienen und einem Dreißig-Millimeter-Vulkangeschütz ausgerüstet war.
»Negativ«, klirrte auf einmal Amys Stimme aus den Funkgeräten. »Zhang Yuen ist zurzeit nicht erreichbar.«
»Wo ist er? Warum krieg ich keine Truppen?!«, fauchte Jade.
»Diese Information ist für dich nicht zugänglich«, erwiderte Amy in bekannter Manier. »Ich habe den Auftrag, das Depot zu zerstören. Bitte entfernt euch binnen sechzig Sekunden vom Stadtzentrum.«
»Was ...? Nein! Warte!«
»Euer Hinterhalt ist fehlgeschlagen«, fuhr Amy nahezu monoton fort. »Ich kann nicht zulassen, dass die chemischen Kampfstoffe in die Hände der Söhne des Ragnarök fallen.«
»Das ist nicht Teil unseres Abkommens!«, widersprach Jade.
»Die Vereinbarung zwischen Zhang Yuen und den Bacchae besagt, dass das Imperium die Sicherung des Depots gewährleistet. Die Söhne des Ragnarök sind in das Depot eingedrungen. Die Vereinbarung ist hinfällig. Vierzig Sekunden bis zum Einschlag.«
»Wir haben Leute da unten! Wir sind dabei, sie zu evakuieren!«, rief Angel, doch Amy schwieg. Die Drohne überflog die ersten Häuser und hielt direkt auf das Stadtzentrum zu. »Cassidy ist da unten, verdammt!«
»Zwanzig Sekunden.«
»Das bringt nichts«, grollte Jade erzürnt. »Sie ist nur eine Scheißmaschine! Anderson, sofort raus da!«
Die Nyx rauschte im Tiefflug über die neugierigen Köpfe der Neces hinweg und hatte ihr Ziel fast erreicht.
»Jiao wird es dir nie verzeihen, wenn du Cassidy umbringst!«, brüllte Angel.
Zusammen mit Jade starrte sie entsetzt auf die ferngesteuerte Waffe, die sich unaufhaltsam ihrem vorprogrammierten Bestimmungsort näherte. Anderson sprang derweil wie der Teufel durch das hohe Gras und ignorierte die sieben Neces, die ihn entdeckt hatten und nun verfolgten.
»AMY!«
Mit dem kreischenden Getöse riss sich die düsengetriebene Drohne auf einmal vom Boden los und stieg eine Weile fast senkrecht gen Himmel – ohne ihre Raketen abzufeuern.
»Ich werde nicht zulassen, dass die Kampfstoffe Jacksonville verlassen«, warnte die künstliche Intelligenz. »Treibstoffreserve fünfunddreißig Minuten. Am Ende dieses Zeitfensters muss ich das Depot zerstören.«
»Verstanden!«, rief Angel erleichtert.
»Wir haben ein Problem«, säuselte Jade, stand auf und holte ihr Schwert hervor. Anderson hatte sie fast erreicht und mit ihm die sieben Neces in seinem Schlepptau. Angel legte mit ihrem Gewehr an, doch Jade hielt sie zurück. »Nahkampf! Die anderen Neces sind auf Amy fixiert. Wenn wir schießen, kommt die ganze Stadt auf uns zu.«
Das leuchtete ein. Angel fuhr ihren Teleskopstab aus und stürmte den Hang hinab. Auch Anderson hatte die Lage begriffen und wehrte sich bereits mit seinem Armeedolch in der Hand. Schüsse wären in der Tat zu laut gewesen, aber das Düsentriebwerk übertönte Jades Kampfgeschrei, mit dem sie sich auf die heruntergekommenen Gestalten stürzte. Damit näherte sie sich dem allgemeinen Klangbild der Neces sogar an, so dass man es durchaus als Tarnung interpretieren konnte. Angel zeigte dennoch etwas mehr Beherrschung und zertrümmerte fast lautlos ein Genick. Anschließend schnippte sie ihre Klinge heraus und spießte ihren nächsten Gegner aus sicherer Distanz auf.
Das kurze Gefecht war nach einer Minute beendet. Ohne die große Masse aus der Stadt waren ihnen die Neces nicht gewachsen.
»Uns läuft die Zeit davon«,
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