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Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition)

Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition)

Titel: Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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seelische Abgründe sie ihr noch verheimlichte. Zugegeben, sie war nie davon ausgegangen, bereits alles über ihre Mentorin zu wissen, aber derartige Geheimnisse wirkten jedes Mal wie ein Rückschritt in ihrem Vertrauensverhältnis. Natürlich begrüßte Cassidy die Vorstellung, dass Angel ihr bis in die Hölle folgen würde, doch sie wollte nicht, dass sie dabei eine Spur des Schreckens hinterließ.
    In diesem Moment öffnete sich die Tür. Zwei bewaffnete Ragnars traten ein, gefolgt von einer jungen Frau, die fast noch ein Kind zu sein schien, wenn sie nicht so heruntergekommen ausgesehen hätte. Sie trug braune, fettige Haare, die in verklebten Strähnen an ihrem schmutzigen und unterernährt wirkenden Gesicht herabhingen. In ihren mindestens ebenso dreckigen Händen hielt sie ein Tablett mit Brot und Wasser. Sie näherte sich den Käfigen mit ununterbrochen gesenktem Kopf. Einer der Wärter schloss die Zellentür von Dog auf, ohne dabei die Hand von seiner Waffe zu nehmen. Außerdem achtete er peinlich genau darauf, außer Reichweite zu bleiben. Nur die Dienerin blieb in der Tür stehen, woraufhin Dog ein breites Grinsen aufsetzte.
    »Neuer Versuch?«, höhnte er. »Schickt ihr jetzt schon kleine Mädchen vor, weil ihr euch selbst nicht mehr traut?«
    »Gib ihm das Zeug und dann verschwinde!«, brummte der Wärter missmutig.
    Dog konnte sich die Chance auf etwas Unterhaltung einfach nicht entgehen lassen und stürmte grollend zwei Schritte auf die junge Frau zu, so als wolle er durch sie hindurchbrechen. Sie erstarrte vor Angst und ließ das Tablett fallen, während die Wärter ihre Pistolen zückten und Dog am liebsten sofort erschossen hätten. Er stoppte kurz vor dem Zellenausgang und glaubte, das verführerische Angstschweißaroma der Ragnars riechen zu können. Er hob den Laib Brot zusammen mit einer Plastikflasche auf und kehrte lachend auf die Bank zurück.
    Nachdem die Wärter die junge Frau mit einem Tritt in den Hintern für ihre Unachtsamkeit bestraft und die zweite Flasche mit dem Fuß vor den Nachbarkäfig gerollt hatten, verließen sie den Raum. Dog brach das Brot in der Mitte durch und warf eine Hälfte herüber zu Cassidy und C.T. Die andere Hälfte teilte er mit den Prätorianern.
    »Mindestens eine Woche alt«, beschwerte er sich dabei, begann aber trotzdem sofort damit, seinen Teil herunterzuwürgen.
    »Die meinen es offenbar ernst mit ihrem Plan, uns über die Berge zu schaffen«, sagte Farradye.
    »Woher die Einsicht?«, fragte Millington.
    »Weil sie uns sonst tagelang nichts zu Essen geben würden«, erklärte C.T.. »Den Gefangenen ihre Kraftreserven zu nehmen, verringert die Fluchtgefahr.«
    »Au ... was verdammt ...!«, heulte Dog auf einmal und holte ein fingernagelgroßes Metallplättchen aus seinem Mund, auf dem er sich fast einen Zahn ausgebissen hatte. »Fällt denen nichts Besseres mehr ein, um uns zu foltern?«
    »Stopp!«, rief ihm C.T. zu, als er das silbern glänzende Objekt zertreten wollte. »Gib das her!«
    »Hmph!«, grummelte Dog und warf ihr das unscheinbare Plättchen zu.
    »Was ist das?«, fragte Cassidy neugierig.
    »Das« Auf Clarissas Gesicht erschien ein kämpferisches Lächeln. »ist unsere Fahrkarte nach draußen!«
     
    ***
     
Angel und Jade hatten Jacksonville noch eine Weile aus sicherer Entfernung betrachtet. Es gab am laufenden Band Auseinandersetzungen zwischen den Neces. Sei es um Nahrung, Wasser oder einfach nur die pure Anwesenheit der anderen. Und wann immer sie sich einander im Weg standen, gab es nur zwei Lösungsansätze: Aufgeben und flüchten oder hemmungslose Konfrontation. Letzteres endete meist in einem Handgemenge, das Angel mit häufig harmlosen Prügeleien unter Säufern verglich. Normalerweise gab eine Seite nach, bevor es zu ernsthaften Schlägereien kam. Daisys Ziegelsteinattacke blieb bis zur Mittagszeit der einzige tödliche Zwischenfall.
    »Zwölf Uhr«, meinte Jade. »Und du willst da allen Ernstes runter?«
    »Ich?«, wunderte sich Angel. »Ganz und gar nicht. Ich geb euch von hier oben Deckung, während ihr nach dem Eingang sucht.«
    »Aha. Muss ich dich wirklich daran erinnern, dass ich vor ein paar Stunden einen fingerdicken Metallstab durch meine Hüfte gejagt bekommen hab?«
    »Ich hab mich trotz einer infizierten Schussverletzung und vierzig Grad Fieber zweihundert Kilometer durch die Wüste geschleppt«, erwiderte Angel vorwurfsvoll. »Und ich hatte sogar noch zwei Gefangene dabei.«
    »Ach ja«, antwortete Jade abschweifend.

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