Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition)

Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition)

Titel: Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
Vom Netzwerk:
Jurten schon fast im Rückspiegel verblassten. Jade zeigte keine Gefühlsregung. Ihr Gesicht blieb erstarrt wie in Marmor geschlagen, bis die Hütten hinter dem Horizont verschwunden waren.
    Dog beanspruchte während der ereignislosen Fahrt die Rückbank, auf der er bis zum späten Vormittag döste und Jade gelegentlich misstrauische Blicke zuwarf, als sie weiter in sicariianisches Territorium vordrangen. Sie befanden sich bereits in der Provinz Alexandria mit der gleichnamigen Schulstadt, als die Landschaft zur Mittagszeit zunehmend grüner wurde. Anstelle der braunen Steppengräser tauchten immer häufiger saftige Büsche am Straßenrand auf. Hier musste es Wasser geben. Vielleicht sogar Regen, der mehr als ein Mal alle paar Jahre vom Himmel fiel. Das würde auch die hochgewachsenen Getreidefelder erklären, auf denen sich Farmer mit ihren Ochsenkarren abquälten. Dazwischen standen künstlich angelegte Bienenstöcke auf Pferdewagen im Schatten von abgestorbenen Laubbäumen, die einen natürlichen Schutz vor Erosionen darstellten.
    »Ganz schön grün hier«, brummte Dog bei einem Blick aus dem Fenster. »Regnet wohl noch öfter bei euch, oder?«
    Jade senkte den Kopf auf die rechte Schulter, so als wollte sie sich nicht festlegen. »Oft ist übertrieben«, antwortete sie. »Vor ein paar Jahren haben unsere Studenten die Formel für irgendein spezielles Wunderzeug wiederentdeckt, mit dem sich die Ernte vervielfachen lässt. Fragt mich nicht nach dem Namen, aber es wirkt wie ein Schwamm und hält das Wasser an der Oberfläche. Es kann weder im Erdboden versickern noch verdunsten.«
    »Hm«, sagte Dog. »Wie bei Charles.«
    »Genau«, bestätigte Jade. »Aber nicht nur das. Als sich der globale Untergang abgezeichnet hat, haben die Sicarii überall auf der Welt Wissenschaftler rekrutiert, um sich für die kommende Finsternis zu wappnen. Seit dem forschen sie mit unseren Studenten an besseren Anbaumethoden, hitzebeständigem Getreide mit veränderten Genen und optimalen Bewässerungsanlagen.«
    Sie zeigte auf die vielen kleinen Weizenparzellen, die wie auf einem Zeltplatz voneinander abgetrennt worden waren.
    »Im Boden darunter befindet sich ein Geflecht aus hauchdünnen Kunststoffadern, die das Feld wie Wurzeln von Pilzen durchziehen und gleichmäßig bewässern. Im Gegensatz zur gewöhnlichen Sprengung auf der Erdoberfläche kann dabei nichts verdunsten. Es dauert allerdings Wochen, um das System in der Größe eines Fußballfeldes bis in den letzten Winkel zu versorgen. Daher sind die Anbauflächen noch sehr klein.«
    »Zieht das nicht das Interesse von Jiaos Vater auf euch?«, wunderte sich Cassidy.
    »Es ist ein kalkuliertes Risiko«, gab Jade nickend zu. »Aber Yuen würde sich schwer damit tun, einen Krieg aufgrund von Bewässerungsmethoden anzuzetteln, während wir doch nur versuchen, unsere armen Kinder zu ernähren.«
    »Warum liegt Alexandria eigentlich so nah an eurer Grenze?«, fragte Cassidy. Sie war die weiten Entfernungen der südlichen Wastelands gewohnt, durch die sie mitunter tagelang unterwegs gewesen war.
    »Wie meinst du das?«, fragte Jade.
    »Jiao hat uns erzählt, dass Arnac erst seit ein paar Jahren zu euch gehört, und das ist doch gerademal eine Tagesreise entfernt?«
    Jade nickte bestätigend mit dem Kopf. »Alexandria ist erst seit einem Jahrzehnt das Zentrum unserer Schulen. Ursprünglich wurden alle sicariianischen Kinder in ihren Heimatprovinzen ausgebildet. Unsere Truppen sind nicht unbegrenzt und aufwändige Versorgungslinien teuer, aber dann entdeckten wir das ...«
    Bei diesen Worten überquerten sie die letzte Anhöhe vor einer weitläufigen Insel, die von einem ausgetrockneten See umgeben war. Eine vierspurige, strahlend weiße Hängebrücke verband sie mit dem Festland. Unter den Fahrstreifen verliefen außerdem zwei Eisenbahngleise, die in den Tiefen der Stadt verschwanden und zum unterirdischen Bahnhof führten. Auf der Insel standen ebenso weiße, hochmodern anmutende, fünfeckige Apartmentblöcke und ein pantheonähnlicher Tempelbau mit massiver Glaskuppel und hellgrauen Marmorsäulen. Der Tempel thronte einsam auf dem südlichen Hügel der Stadt, während sich die Wohnblöcke zwischen kleineren Gebäuden verteilten. Grellweiße Steinstufen verbanden den Tempel mit einem runden, grasgrünen Park zu seinen Füßen. Dort gab es Sitzbänke aus hellem Stein, schattige Pavillons und aufwändige Marmorstatuen, unter denen schon von weitem unzählige Menschen zu erkennen waren,

Weitere Kostenlose Bücher