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Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition)

Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition)

Titel: Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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die in der Mittagshitze den Schatten der raschelnden Laubbäume genossen.
    Cassidy stockte der Atem. Mehr instinktiv als bewusst justierte sie ihre Sonnenbrille auf der Nase, um dem grellen Licht trotzen zu können, das von den Fassaden in der Nachmittagssonne reflektiert wurde. Dog beugte sich zwischen Fahrer- und Beifahrersitz nach vorn. In Erwartung der nächsten angeblichen imperialen Errungenschaft, die sich dann als ein dreckiges Kaff wie Arnac entpuppen würde, blinzelte er auf die funkelnden Palastbauten, bis sie weit genug in das Tal hinabgefahren waren und er eine ungestörte Sicht auf die Stadt hatte.
    »Wo habt ihr die denn gefunden?«, fragte er in einem Moment unerwarteter Schwäche.
    »Als die Regierungen zu Beginn des einundzwanzigsten Jahrhunderts mit ihren Versuchen des Umweltschutzes versagten, übernahmen ein paar Unternehmen die Initiative. Alexandria war früher das Zentrum von irgendeinem Technologiekonzern. Ganz der Zukunft verpflichtet, bauten sie eine Stadt, die sich über Geothermie und Solarzellen selbst mit Energie und Wasser versorgen konnte«, erklärte Jade so trocken, als spulte sie ein altes Tonband ab. Als sie die verdutzten Blicke ihrer beiden Passagiere bemerkte, fügte sie schulterzuckend hinzu: »Was denn? Ich hab doch gesagt, ich bin hier mal zur Schule gegangen. Die Geschichte von Alexandria lernt man schon am ersten Tag.«
    Unterbewusst stellte sich Cassidy die kleine Jade im Unterricht vor. »Du warst aber nicht die beste Schülerin, wenn du dir nicht mal die Namen von den Erbauern gemerkt hast, oder?«, stichelte sie. In ihrem Dorf waren die Kinder regelmäßig gemeinsam unterrichtet worden und spätestens seit ihren Schulbesuchen in Silver Valley wusste sie, wie das System in der Theorie funktionierte.
    Jade verzog grimmig das Gesicht. »Das Imperium löscht die vorzeitlichen Namen mit Absicht aus, um die Assimilation in das Reich zu beschleunigen. Nichts soll die Menschen an verlorene Zeiten erinnern«, erklärte sie ernst, ehe sie mit ihren Ausführungen fortfuhr. »Die Einheimischen hatten hier alles, was man zum Leben braucht. Wasser aus achttausend Metern tiefen Bohrungen, selbst nachdem der künstliche See schon lange ausgetrocknet war, und Strom von den Geothermalgeneratoren und Solarzellen. Das brachliegende Seebett nutzten sie zum Ackerbau. Nur mit der aufkommenden Gewalt waren sie völlig überfordert. Ihr Sicherheitsdienst sollte Industriespionage verhindern und Ladendiebstähle ahnden. Als sie von den ersten Gangs entdeckt wurden, begann ein blutiger Wettlauf gegen die Zeit.«
    »Wieso gegen die Zeit?«, fragte Dog verwundert. Er hatte den Kopf aus dem Fenster gesteckt und mit seinem typischen Gangblick die Befestigungsanlagen aus Stacheldrähten und regelmäßigen Patrouillen gemustert. »Mit der einen Zufahrt sollte sich die Stadt doch wie eine Festung verteidigen lassen!«
    Jade schüttelte resigniert den Kopf.
    »Vultures«, brummte sie, so dass nur Cassidy sie hören konnte. »Festungen sind reine Todesfallen, wenn man vor ihren Toren keine Armee hat, um den Angreifer davonzujagen. Ohne Kontrolle über das Seebett drohten sie binnen weniger Wochen zu verhungern.«
    »Na schön«, gab Dog zu und setzte sich wieder auf die Rückbank. »Also warum ein Wettlauf gegen die Zeit?«
    »Die Bewohner erkannten schnell, dass sie ohne Hilfe von außen über kurz oder lang verloren waren und entsandten Boten in alle Himmelsrichtungen. Einer davon erreichte die damaligen Grenzen des Imperiums. Als der Imperator von Alexandria hörte, hat er sofort mehrere Legionen geschickt, um die Gangs zurückzuschlagen.«
    »Ihr habt denen einfach so geholfen?«, fragte Cassidy zweifelnd.
    »Haha – nein«, erwiderte Jade. Dabei kniff sie die Augen zusammen, als die Wachsoldaten an der Zufahrt zur Brücke sich zwar bereit zur Kontrolle machten, aber die Schranke geöffnet und ihre Waffen auf dem Rücken behielten. »Schnallt euch an.«
    »Warum?«, wunderte sich Cassidy beunruhigt, leistete dem Befehl aber umgehend Folge. »Stimmt was nicht?«
    Jade verweigerte die Antwort und trat stattdessen das Gaspedal bis zum Bodenblech durch. Der schwer gepanzerte Geländewagen heulte auf und preschte ungehindert am ersten Checkpoint vorbei. Die Wachen brüllten einander unverständliche Wortfetzen zu und aus Richtung der Stadt ertönte sofort eine schrille Warnsirene.
    »Fenster zumachen!«, rief Jade.
    Dog hielt sich mit beiden Händen an den Vordersitzen fest, um nicht von seinem Logenplatz

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