Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition)
Prätorianer suchten pflichtbewusst die Brücke mit ihren Ferngläsern ab, doch sie schien sich schon auf die Konsequenz vorzubereiten.
»Gehen wir rein?«, fragte Yolanda zurückhaltend. »Wir haben eine Karte von D-Sechs-alpha im Wagen.«
»Für zwei Vermisste!?«, entgegnete ihr Jade reflexartig und schlug ungläubig ihre Wagentür zu.
»Für zwei ...?«, wiederholte Scarlet. »Was verdammt nochmal ist aus euch geworden, als ich weg war? Natürlich holen wir unsere Leute da raus!«
Jade verschränkte resigniert die Hände vor dem Gesicht, so als würde sie mit einer Rentnerin eine Diskussion über Benimmregeln führen und wüsste, dass jegliche Argumentation auf Granit stieß. »Die Neces sind nicht mehr so harmlos, wie du sie in Erinnerung hast«, warnte sie ernst. Die Prätorianer hatten sich von ihnen abgesetzt und waren mit der Suche nach Martin Rich und Miss Connely beschäftigt. Offenbar wollte Jade nicht, dass sie das Gespräch mit anhörten.
»Ich weiß!«, fauchte Scarlet zurück. »Ich weiß verdammt gut, was deine große Meisterin angerichtet hat!«
»Dann solltest du auch das Risiko kennen, wenn wir zu lange ...«
»Ruhe!«, giftete Scarlet sie an. »Ich habe hier das Kommando, nicht du! Und ich sage, wir lassen die beiden nicht aufgrund eurer Unfähigkeit bei diesen Bastarden verrecken! War das deutlich genug!?«
Jade blickte hilfesuchend an ihr vorbei zu Yolanda.
»Zwei Stunden. Nicht länger«, warf die Bogenschützin auf der Suche nach einem Kompromiss ein. »Okay?«
»Einverstanden«, bestätigte Scarlet. Anschließend wandte sie sich den Prätorianern zu. »Irgendwas entdeckt?«
»Drei Feuerstellen auf der anderen Seite der Brücke, Herrin«, berichtete der Anführer und zeigte mit ausgestreckten Armen in die etwaigen Richtungen.
»Zwei sind an der Oberfläche, eins scheint in einem Keller zu brennen. Die Peilsender arbeiten ebenfalls. Wir bekommen ein schwaches Signal aus der Stadt.«
»Peilsender?«, flüsterte Angel Jade zu.
»Alle Kinder und ihre Lehrer erhalten Armbänder mit kleinen Sendern, wenn sie Alexandria verlassen. Damit können wir sie leichter wiederfinden, sollten sie entführt werden oder verloren gehen.«
Angel nickte anerkennend. Ihrer Ansicht nach eine hervorragende Idee, gerade in der gefährlichen Endzeitwelt. »Wie groß ist die Reichweite?«
»Zwei, drei Kilometer auf freiem Feld«, schätzte Jade. Dann blickte sie missmutig auf die Stadt. »Da drin, vielleicht dreihundert Meter.«
Cassidy kniete sich unterdessen an das Ende der Schlucht und justierte ihre Hightech-Brille. Jiao hatte ihr erklärt, wie sie von Nachtsicht auf Thermalsicht wechseln konnte, wodurch die Lagerfeuer sofort als leuchtende Punkte in ihrem Sichtfeld auftauchten.
»Bewegung! Da unten!«, flüsterte sie Scarlet zu und zeigte auf das Ende der Brücke.
»Die können dich von hier nicht hören«, erwiderte die Meisterin gereizt. »Was siehst du denn?«
»Ich glaub ... das sind sie«, antwortete Cassidy nervös. Sie hatte große Angst etwas Falsches zu sagen und beschränkte sich daher auf die Fakten. »Ein Kind und eine Frau, die sich zur Wehr setzt.«
»Sie hat recht«, bestätigte Yolanda ruhig und gelassen. Sie kniete neben Cassidy und starrte auf das Ende der Brücke, jedoch ohne Fernglas oder sonstige Hilfsmittel. Sie hatte sogar noch ihre Sonnenbrille auf, obwohl es mittlerweile Nacht geworden war. »Zehn ... vielleicht zwanzig Menschen an der Oberfläche.«
»Dann sind mindestens zweihundert in der Nähe«, warnte Jade erneut.
»Langsam hab ich genug von dir!«, erzürnte sich Scarlet. »Natürlich ist die ganze Stadt voll von denen, aber wir sind BACCHAE!« Ohne ihr eine Antwort zu gestatten, wandte sie sich an die Prätorianer. »Ihr kommt mit mir. Nehmt so viel Munition mit, wie ihr tragen könnt. Wir erteilen den Neces eine Lektion, die sie nicht mal mit ihren aufgeweichten Gehirnen vergessen werden!«
»Wenn wir das schon machen, dann richtig«, hielt Yolanda sie zurück und breitete ihre Karte aus. »Ich positioniere mich auf einem der Brückenpylonen. Von da aus kann ich dich zu allen drei Feuerstellen lotsen.« Sie tippte auf eine leere Fläche zwischen den Häusern. »Da ist die erste, Position eins. Das andere Feuer an der Oberfläche nennen wir Position zwei und das im Keller Nummer drei, klar?«
»Einverstanden«, sagte Scarlet zufrieden, als ihr wenigstens eine ihrer Schwestern zur Seite zu stehen schien. »Wir können wohl damit rechnen, dass die uns den
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