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Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition)

Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition)

Titel: Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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sie kaum verstehen und drehte den Wasserhahn wieder zu. »Und wozu das Ganze?«, rief er ihr vergleichsweise laut zu.
    Angel schlug ihm auf die Handfläche und drehte den Hahn wieder auf. »Damit die uns nicht hören können!«, fauchte sie ihn an und fuhr mit etwas deutlicherer Stimme fort. »Ich werde versuchen, in den Tempel zurückzukehren. Scarlet hat mich gestern durch einen Geheimgang an den Prätorianern vorbeigeschmuggelt.«
    »Du glaubst, dass die um die Uhrzeit noch da sind?«
    »Würdest du nach der Aktion von heute Nacht vielleicht einfach schlafen gehen und die Abrechnung auf Morgen verschieben?« Das leuchtete Dog ein. »So, genug geduscht«, entschied Angel und stellte das Wasser ab. »Pass auf Cassidy auf, während ich weg bin!«
    Auf dem Weg zum Balkon klopfte sie ihrer Schülerin auf die Schulter und wies sie mit einem Blick an, ebenso auf Dog zu achten.
    »Warte!«, stoppte Cassidy sie an der Terrassentür. »Wegen Yolanda ... sie hat ...«
    »Sie wird schon wieder. So schlimm sah das gar nicht aus«, versuchte Angel sie zu beruhigen und fixierte dabei den Scharfschützen auf dem gegenüberliegenden Dach.
    »Das ist es nicht. Ihre Augen ...!«
    »Erzähl mir morgen davon«, unterbrach Angel sie, als der Wachposten den Blick vom Hotel nahm und sie sich unbemerkt nach draußen schleichen konnte.
    Zunächst hatte sie die Idee des Abstiegs an der Hauswand für völlig inakzeptable gehalten, aber die Treppchenbauweise war auch bei dem Hotel verwendet worden; wahrscheinlich um der Stadt ein homogenes Gesamtbild zu verschaffen. Dadurch erwies sich die größte Distanz zwischen zwei Stockwerken als genau drei Meter. Außerdem erhellten die Flutlichter nicht länger die Straßen, so dass die Dunkelheit ihr ebenfalls ein Stück weit half, um ihre Höhenangst unter Kontrolle zu halten. Die Klettertour durch das Hadesgebirge hatte mit Sicherheit auch einen Teil dazu beigetragen, etwas mehr Herr über ihre Phobie zu werden.
    Ein wenig überrascht stellte sie fest, dass nur eins der Apartments bewohnt war. Hinter einem milchigen Vorhang erkannte sie zwei Männer schlafend in ihren Sesseln. Auf dem gläsernen Couchtisch zu ihren Füßen standen eine Menge Bierkrüge und eine Schale abgenagter Knochen. C.T. hatte also nicht gelogen, was den Alkohol zu so später Stunde anging.
    Die Ausgangssperre wurde noch immer aufrechterhalten. Auf den leergefegten Straßen fiel es Angel nicht schwer, sich im Schatten der Wohnblöcke zum Themis-Tempel zu schleichen. Anscheinend galt das Ausgangsverbot auch für die Wachsoldaten. Nur die Scharfschützen auf den Dächern gingen ihrer Pflicht nach. Da Angel aber genau wusste, was sie aus so großer Entfernung sehen konnten und nach ein paar Minuten erkannt hatte, mit welcher Methode sie ihre Observation durchführten, vermochte sie sich ihren Blicken zu entziehen.
    Die Prätorianer folgten ganz klar dem Lehrbuch für Scharfschützen. Sie hatten ihr Sichtfeld in mehrere Sektoren unterteilt und untersuchten jeden einzelnen in regelmäßigem Abstand nach Veränderungen, wie Türen oder Fenster, die plötzlich offenstanden. Eine gute Taktik, um Ziele in feindlichem Territorium zu finden, aber eher unpraktisch für die Bewachung der eigenen Stadt. Wahrscheinlich verließen sie sich für gewöhnlich auf Funkmeldungen ihrer Kameraden am Boden.
    Nach fünfzehn Minuten sah Angel den Themis-Tempel der Bacchae direkt vor sich. Die Prätorianer standen wie am Tage hinter den dicken Glastüren. Der Haupteingang fiel somit flach, aber damit hatte Angel gerechnet. Sie zog sich in ihre vom Schatten verhüllte Hausecke zurück und schloss die Augen.
    Scarlet hatte sie am Vortag unbemerkt in den Tempel schleusen wollen und dafür einen Seiteneingang genutzt, der Angel verborgen bleiben sollte. Am Bahnhof waren sie von einem Geländewagen abgeholt und in eine Seitenstraße gebracht worden. Dort hatte Scarlet ihr die Augen verbunden und sie anschließend blind an der Hand geführt.
    Angel rief sich die Geräusche bellender Hunde, spielender Kinder und eines anderen Fahrzeugs ins Gedächtnis, das an ihnen vorbeigefahren war. Ein ziemlich lautes Fahrzeug; wie ein schwer beladener LKW. Die Sonne ließ sie nach dem Aussteigen unter der dicken Kutte schwitzen, die Scarlet als Verkleidung für sie gewählt hatte. Der Boden war eben gewesen, aber übersät von kleinen Steinen, die sie an das Schotterbett von Bahngleisen erinnerten.
    Sie öffnete die Augen und sah sich um. Die Straßen von Alexandria waren

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