Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition)
gedroht, sich vom Imperium abzuspalten. Die Aufgabe der Bacchae ist es, das Reich als Ganzes zusammenzuhalten und genau das hat Sydney getan, indem sie dem Volk gezeigt hat, wie wichtig dieser Zusammenhalt für ihr Überleben ist. Im Nachhinein betrachtet ist sie zu schnell und zu unvorsichtig vorgegangen. Keine vier Wochen nach unserem Fund in dem Labor hat Sydney die Neces losgelassen. Damals hatten wir weder Aggressoren noch Repellents; und es waren nur kleine Grüppchen, die unsere Prätorianer mit Leichtigkeit auslöschen konnten, wenn die Bedrohung überhandnahm. Erst als Doktor Sheridan die Wirkstoffe zum Steuern der Neces entdeckt hatte, ließen wir sie im größeren Stil frei. Vor einem Jahr fingen sie aber auf einmal an, sich explosionsartig zu vermehren. Anscheinend töten sie ihre Opfer nicht mehr willkürlich, so dass nur wenige selbst zu Neces werden, sondern schleifen sie in ihre Kolonien. Unsere Großstädte sind genau wie eure voll von Scavengern und anderem Gesindel. Viele potentielle zukünftige Neces, gegen die wir etwas unternehmen müssen, bevor es zu spät ist!«
***
»Wollen Sie mich nicht langsam über unsere Befehle aufklären?«, fragte Captain Deveroux auf dem Weg durch das Kommandantengebäude.
Grant blickte sie scharf an.
»Sir!«, fügte Deveroux schnell hinzu und streckte dabei die Brust raus.
»Mitkommen«, befahl Grant und führte sie zusammen mit Dog in einen Planungsraum, der große Ähnlichkeiten mit Monroes Tankstelle aufwies. An den Wänden hingen Informationsblätter über Truppenbewegungen und Zeichnungen der Wastelands. Eine Landkarte, deren Symbole Dog sehr vertraut vorkamen, lag auf einem rechteckigen Tisch in der Mitte. Sie zeigte alles von Silver Valley und der Vulturefestung bis zum Hadesgebirge und dem sicariianischen Pass.
Grant befahl den rangniederen Offizieren, vor der Tür zu warten und diese zu schließen. Dabei warfen sie Dog einen verwunderten Blick zu, der ganz offensichtlich bleiben durfte. Auch Captain Deveroux runzelte die Stirn, aber ihr Interesse lag vorrangig auf dem Widerspruch zwischen ihren Anweisungen und den Aussagen von General Torus, dass der Angriff auf die Festung abgeblasen worden sei.
»Unsere Befehle haben sich nicht geändert«, begann Grant und zeigte auf das Gebiet der Vultures. »Wir sollen den Pass halten und Erics Gefängnisanlage einnehmen.«
»Ich dachte, Sydney will die Ranger zur paramilitärischen Truppe des Imperiums ernennen und sie euren Job machen lassen?«, raunte Dog mit tiefer Stimme hervor, so dass Captain Deveroux dabei ein kalter Schauer über den Rücken lief. Er hatte seit seiner Ankunft nichts gesagt und sie ihn daher für einen Barbaren gehalten. Seine Wortwahl und seine detaillierten Informationen verschlugen ihr nun die Sprache.
»Du solltest am besten wissen, dass das nur ein Teil ihres Plans sein kann«, erwiderte Grant mit einem Tonfall, der an ein vertrautes Gespräch zwischen alten Kumpels erinnerte. »Warum haben die Ranger euch nicht schon vor Jahren von der Landkarte gefegt?«
»Zahlenmäßige Unterlegenheit«, brummte Dog und stemmte sich mit der linken Faust auf den Tisch. Er holte seinen rechten Zeigefinger hervor und zeigte auf die Freien Enklaven. »Die waren gut ausgebildet und ausgerüstet, aber zu wenige, um in die Offensive zu gehen. Eric hat immer genug Kanonenfutter um sich geschart, damit wir Monroes Truppe auf Abstand halten konnten.«
»Verstehst du jetzt?«, fragte Grant und blickte Captain Deveroux an.
»Wir sollen mit denen zusammenarbeiten, die wir gerade erst erobert haben!?«
»Nicht ganz«, murmelte er zurück und wischte sich den Schweiß von der Stirn, als wolle ihm der nächste Satz nur schwer über die Lippen kommen. »Die Ranger werden die neunte Legion beim Angriff auf die Vultures anführen.«
Daraufhin herrschte eine Minute des Schweigens. Dog hatte seinen Status erfolgreich angehoben und beschränkte sich auf ein schamloses Grinsen, während er die schockierten Gesichtszüge der Offizierin betrachtete.
»Die sollen uns Befehle erteilen?«, brachte sie etwas bestürzt hervor. »Torus wird das niemals ...!«
»General Torus ist nicht länger Oberbefehlshaber der Sicariianischen Armee«, schnitt Grant ihr das Wort ab. »Er weiß noch nichts davon, aber wenn wir fertig sind, ist Torus im Ruhestand.«
Deveroux nahm ihr rotes Barett ab und lehnte sich auf das Fensterbrett zum Militärlager, in dem die Soldaten während der Mittagshitze mit ihren Übungen
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