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Die Engel warten nicht: Kriminalroman (German Edition)

Die Engel warten nicht: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Engel warten nicht: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Versendaal
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war.
    Myrbäck raste ein Stück die Landstraße hinauf und erreichte das Ende einer kleinen Brücke, als in einer Kurve ein Mähdrescher am Straßenrand auftauchte. Er schaffte es gerade noch auszuweichen, vergaß aber, den Fuß vom Gaspedal zu nehmen, und schleuderte mit dem Hinterteil auf die andere Fahrbahn, sosehr er auch gegensteuerte. Mit der linken Seite des Autos schlug er gegen das Dreschgestänge. Mit einem Knall flatterte der Außenspiegel davon, der Türgriff zog kreischend am Metall entlang, und endlich sah sie im Rückspiegel, wie ein Teil der Türverblendung über die Straße hüpfte.
    Da vorne rein, schrie sie, gerade noch rechtzeitig, als sie den Reitstall passierten. Myrbäck bremste, sie schlug mit der Stirn gegen die Kopfstütze, schlingernd verließ der Wagen den Asphalt und rauschte in einer steilen Kurve mitten in den Feldweg hinein.
    Sie waren ihre Fluchtstrecke ein paar Mal abgefahren. Und eigentlich hatten sie sich die schlimmsten Schlaglöcher merken wollen, Myrbäcks Erinnerungen aber schienen wie ausgelöscht. Immer wieder krachte der Volvo auf Wurzelstämmen auf, platzte in Regenlöcher, folgte schlitternd der sandigen Spur und schüttelte sie durch, bis Myrbäck den Wagen an einem Gatter vor einer Gleisstrecke zum Stehen brachte.
    Dürftig verborgen unter den Ästen einer Salweide stand ein kleines, rundes blaues Auto. Ein Mitsubishi. Ihr nächster Fluchtwagen.
    Sie stieg aus, tat zwei Schritte, lehnte sich gegen den Kotflügel und erbrach das wenige, was sie am Morgen zu sich genommen hatte. Es sah weißlich aus und spritzte über ihre schwarzen Turnschuhe. Minutenlang war sie kaum fähig, das Kinn von der Brust zu heben. Pelzig lag ihr die Zunge im ausgedörrten Mund.
    Sie war die Letzte, die sich ihre Schuhe auszog, die Jeans und ihre zerrissene Jacke, am Ende auch das Hemd. Jedes einzelne Kleidungsstück suchte sie ab, und auf ihrem linken Hosenbein wurde sie fündig. Drei kleine, dunkle Blutflecken, und sie wusste genau, dass sie bis an ihr Lebensende immer wieder mal an diese drei kleinen Blutflecken würde denken müssen und dass ein Mann, den sie Poffe nannten, es im Sterben verspritzt hatte. Sie presste alle ihre Kleider zu einem Knäuel und warf sie in den Kofferraum des weißen Volvo. Sie sah sich die Einschusslöcher an. Drei Kugeln aus Göranssons Schrotgewehr hatten das Nummernschild durchbohrt. Sie steckte ihren kleinen Finger in eines der Löcher.
    Myrbäck tauchte mit einem roten Bootskanister neben ihr auf. Hektisch verschüttete er Benzin auf Vordersitze und Rückbank, ließ den Rest in den Kofferraum schwappen. Sie sah ihm dabei zu, wie er zwei Wachsplättchen anzündete und sie beim Weggehen in den Wagen warf.
    Ein kurzes Knallen des entzündeten Benzins, dann ein Schnaufen, am Ende ein runder, schwarzer Rauchball. Das habe ich heute schon gesehen, dachte sie, trat aber dann doch näher, als die erste Hitzewelle abebbte. In der Hitze des Feuers knackte und britzelte der strahlend weiße Autolack des Volvo wie schmelzender Karamellzucker, bis er sich zu winzigen Blasen aufwarf und, vom Feuer überrollt, in einem stumpfen Schwarz erlosch.
    – Was werden die anderen machen?, fragte Holzapfel, als sie beim Sägewerk in Horthagen endlich auf die Landstraße stießen.
    – Sie werden Forss liegen lassen, meinte Myrbäck. Er ist angeschossen. Poffe ist tot. Und die beiden Wächter sind ihnen gleichgültig. Sie werden in Sassies Jeep entkommen sein.
    – Ich hoffe, sie werden erwischt, sagte Holzapfel, der minutenlang still gewesen war. Es ist unsere einzige Chance. Dass sie alle für ein paar Jahre im Gefängnis verschwinden. Er saß starr auf dem Beifahrersitz und hielt sein Schweißgerät, als könnte es ihn wie ein Hexenbesen in eine andere Dimension ausfliegen, in eine heilere Welt.
    – Im Rückblick werden sie begreifen, dass wir nicht anders konnten. Myrbäck klang überzeugt von seiner Idee. Auch sie wären abgehauen. Beim Transporter gab es nichts mehr zu holen. Ihr werdet sehen: Nach ein paar Tagen wird ihre Wut auf uns verflogen sein.
    – Nein, das wird sie todsicher nicht, schaltete sich Sassie ein.
    – Wieso?
    – Weil nur ich den Schlüssel zum Jeep habe.

W ieder einmal habe ich mich fesseln, knebeln, in die Ohnmacht jagen lassen. Für euch. Und wo steckt ihr? Seid ihr tot? Gefangen? Bester Dinge? Stoßt ihr schon an auf euren Coup? Fragt ihr euch in einer Ecke eurer Herzen, wo in all der Freude ich abgeblieben bin?
    Heidi Olofsson lag im Dreck. Zwischen

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