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Die Engel warten nicht: Kriminalroman (German Edition)

Die Engel warten nicht: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Engel warten nicht: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Versendaal
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Übermorgen, mit Ed. Er kann hier nicht bleiben. Es ist zu gefährlich. Was ich dann mache, mal sehn. Es ist wohl besser, wenn ich mich eine Zeitlang nicht in Hamburg blicken lasse.
    Sie stand auf, ging quer durch die Küche und nahm eine Tafel Schokolade aus dem oberen Fach des Kühlschranks. Sie legte sie in die Mitte des Küchentisches. Wenn sie Heidi richtig verstanden hatte, dann steckte Myrbäck noch tiefer in der Klemme als sein Freund Jan Holzapfel. Wie kann man so blöd sein, hatte Heidi gefragt, so verantwortungslos? Den eigenen Sohn mit ins Schlamassel ziehen. Das Geld geht ihm aus, und seine Frau will nichts mehr von ihm wissen.
    – Woher hast du deinen Pyjama? Er sieht lustig aus.
    – Ich habe ihn mir gekauft, sagte er, nicht ohne Stolz. Bei Åhléns in Stockholm. Letztes Jahr.
    Myrbäck begann davon zu erzählen, dass seine Reisen nach Schweden seltener geworden seien.
    – Zuletzt kamen wir nur noch im Sommer hoch. Nach Landsort.
    – Landsort?, fragte sie. Das ist doch das Ende der Welt.
    – Ein Jugendfreund lebt dort. Ein Vater von vier Kindern, alle mit genau einem Jahr Zwischenraum zur Welt gekommen, Wahnsinn, oder? Er ist der einzige Elektromonteur der Insel. Kein Haus oder Stall, dessen Leitungen er nicht verlegt hat, er arbeitet sich tot, doch im Sommer schließt er seine Werkstatt und verschwindet mit der Familie nach Schonen, ausgerechnet, aber seine Frau stammt aus Kivik, Apfelbauern seit Generationen, die kommen von ihrer Scholle nicht los. Juni, Juli, August, das sind geschäftlich lahme Zeiten für einen Inselelektriker, da macht er dann frei. Kein Mensch heizt, die Nächte sind hell, die Leute grillen, und was im Fährhafen an Kabeln durchschmort, ist Sache des Hafenmeisters. In diesen Wochen wohnten wir immer in seinem Gästehaus. Er hat es gebaut, nachdem das vierte Kind zur Welt kam, schon wieder ein Junge, nun will seine Frau nicht mehr, vier Kerle reichen, sagt sie immer, und dann auch noch du.
    Zum Teufel, du redest zu viel, sagte sich Sassie. Du kriegst doch sonst den Mund nicht auf. Ich kenne deinen alten Freund gar nicht. Ich begreife kaum die Hälfte vom dem, was du mir da erzählst.
    Während Myrbäck weitersprach, beugte sich sein Kopf zur Seite, mal zu der einen, mal zu der anderen. Er sah süß aus. Sein langer Hals. Sein dunkles Haar, das über die hellbraunen Augen hing, und manchmal blies er einzelne Strähnen mit dem Mundwinkel aus seiner Stirn. Dabei flatterten seine Wimpern.
    Sie schwiegen. In der Wohnung war es jetzt still. Holzapfels Schnarchen war verstummt.
    – Und du?, fragte er.
    – Weiß nicht.
    – Was passiert, wenn du das Ding abnimmst?, fragte er und starrte auf ihren Knöchel.
    Jetzt kommt er zur Sache, dachte sie. Sie versuchte sich zu konzentrieren.
    – Du hast die Kiste auf dem Tisch an der Garderobe gesehen, sagte sie schließlich. Neben dem Telefon?
    – Das schwarze Ding, groß wie ein Schuhkarton. Er nickte.
    – Ja. Es empfängt Signale von dem Sender an meinem Bein und schickt sie weiter an den Zentralcomputer. Verlasse ich jetzt das Haus, dann wird auf der nächsten Polizeiwache ein Beamter der Nachtschicht alarmiert. Der wird seinen Kollegen aus dem Halbschlaf reißen, mit Blaulicht in den Heimdalsväg rasen, das Treppenhaus erstürmen, an unserer Tür klingeln und alle wecken.
    Unwillkürlich lauschte Myrbäck auf ein Klingeln, das nicht kam.
    Während sie erzählte, hatte sie angefangen, geistesabwesend mit einem Kugelschreiber Bärte und Brillen auf die Gesichter von Prominenten in einer Fernsehzeitschrift zu zeichnen.
    – Darfst du mit dem Sender baden?
    – Er ist wasserdicht, haben sie mir erzählt. Aber ich soll besser nur duschen.
    Sie drehte sich auf ihrem Stuhl und reckte ihr Bein in die Höhe. Dabei verrutschte ihr Bademantel und gab ihr Bein bis zum Knie frei. Warum auch nicht, sagte sie sich. Hat er verdient, bei all dem Interesse, das er für mich zeigt.
    Myrbäck beugte sich leicht vor. Er starrte auf das Band an ihrem Knöchel, als wäre es ein exotisches Tier.
    – Zwei Schrauben fehlen, bemerkte er.
    – Ja, für die beiden letzten suche ich mir noch Mut zusammen.
    Er traut sich nicht, mich anzufassen, dachte sie, da legte er schon seinen Zeigefinger auf ihren Knöchel. Er bewegte den Finger nicht, und er sah sie auch nicht an.
    Plötzlich schien ihr das Neonlicht der Küche zu hell. Sie waren einander auf einmal zu nah gekommen. Sie konnte ihn riechen. Er sie bestimmt auch.
    – Ich gehe eine rauchen. Sie stand auf, ging

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