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Die Engel warten nicht: Kriminalroman (German Edition)

Die Engel warten nicht: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Engel warten nicht: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Versendaal
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wanderte von Heidis Seidenpyjama zu Myrbäcks Strümpfen, streifte den Sägebock und glitt zu schnell über den Kaninchenkäfig hinweg. Ruckweise zog sie zurück, bis sie den Käfig im Fokus hatte. Eine der beiden Gittertüren stand offen, sie hatte sich nicht getäuscht. Eines der Kaninchen hing an der Außenwand des Käfigs. Wenn sie richtig sah, dann war ein Stock durch seinen Leib und in das Holz gerammt worden. Jemand hatte das Kaninchen gepfählt.

A uf der Trabrennbahn Solvalla, an einem Samstagnachmittag gegen vierzehn Uhr: Im dritten Rennen des Tages über eine Länge von 1640 Meter verschaffte der in weiß-roten Farben antretende Svante Lennartsson seiner Monique Vox auf Anhieb die Position im Windschatten der Leaderin Graziella. Die dreijährige Stute wurde auf der ersten Tribünengeraden nach vorn gescheucht, kam an der letzten Ecke auch passend heraus und hatte fünfzig Meter vor dem Pfosten die Nase bereits in Front, baute im Schlussbogen jedoch enorm ab und musste sich der aus dem Hintertreffen weit außen heranspurtenden Außenseiterin Tosca du Ling erwehren, die in einem knallharten Finish und in strahlenden 1.12,9 Minuten mit einer schnaufenden Nasenspitze die Oberhand behielt und dafür 36000 schwedische Kronen einstrich.
    – Ein komplettes Pferd. Sie war besser, als ich erwartet hatte, konstatierte Örjan Pilbladh, der das erfolgreiche Gastspiel als Sulky auf Tosca du Ling gab. Und damit ein von Jan Holzapfel in einem Wettbüro in Sickla für zwanzig Kronen erworbenes Los zu einem Gewinner-Los im Wert von 2180 Kronen machte.
    ✴
    Die Sicherheit des Landes? Was? Das Ansehen unseres Dienstes? Wie? Worüber reden wir? Mit jeder seiner Fragen errötete Alexander B. um eine Nuance tiefer.
    Immerhin hatte er nicht bei der Außenstelle des BSI vorfahren müssen, einen Kotau hinlegen vor dem kahlköpfigen Heini von der Informationstechnik. Der Kerl hatte sich in sein Büro bequemt. Jetzt saß er ihm gegenüber, nickte schwerfällig mit seinem Blankschädel und blickte ihn mit bedauernder Miene an. Öffnete langsam den Mund, strich mit der Zunge über seine Lippen, einmal oben, dann einmal unten, und sprach:
    – Problemberichte tauchen aus Schweden auf.
    Im Kopf von Alexander B. setzte ein Dröhnen ein. Nein, schlimmer noch, es knallte, so kam es ihm jedenfalls vor, und deshalb blieb er auch stumm. Wie sollte er schlüssig erklären, warum ein Dienstauftrag, wenn auch konspirativer Natur, ihm derart entglitten war? Ihm, einem Sachgebietsleiter des Bundesamtes für Verfassungsschutz? Fast erleichtert war er, als der BSI-Mann das Wort erneut ergriff.
    – Das Szenario, das ich hier vorschlage, und korrigieren Sie, wenn ich irre, hat sich in etwa so abgespielt: Sie, Herr B., unser Mann für Sabotageschutz, haben im Anschluss an unser letztes Treffen eine freie Mitarbeiterin Ihres Vertrauens damit beauftragt, ein zu schützendes Objekt zu bewachen. An dieser Aufgabe ist diese Person grandios gescheitert. Dessen ungeachtet haben Sie nicht gezögert, sie damit zu beauftragen, das entwendete Objekt wieder aufzufinden und in unseren Besitz zurückzuführen. Derzeitiger Stand der Dinge: Ihr Herzchen ist verschwunden. Dito unser Schatzkästchen.
    – Herzchen? Schatzkästchen? B. gab dem Drang nach, den Redefluss seines Gegenübers zu unterbrechen. Der Mann hatte ja Recht. Jana Z. war tatsächlich nicht aufzutreiben. Sie hatte sich verkrümelt, den Schuh gemacht. Womöglich war sie aus dem Verkehr gezogen worden. Keine dieser Alternativen war akzeptabel. B. verspürte das dringende Verlangen, sich den Haufen brauner Briefumschläge zu greifen, die da doch recht lose vor ihm auf dem Schreibtisch lagen, und sie linientreu, kantengerecht, comme il faut einen auf den anderen zu stapeln. Ordnung zu schaffen. Mit Mühe hielt er sich zurück.
    – Muss ich vielleicht mehr wissen?, fragte der Kahlköpfige. Mit einem Mal klang sein Ton rauer.
    – Seit drei Wochen meldet sie sich nicht, sagte B.
    – Deutsche Spitzentechnologie, sensibelstes Gerät, und die Dame gibt keinen Piep? Der Kollege machte ungläubige Miene.
    B. nickte. Eine Expertin auf dem Gebiet der Observierung. Spitzenkraft von tadellosem Ruf. Skrupellos und verlässlich. Und jetzt leider auch noch mysteriös. Das Letzte, was er von ihr gehört hatte: Es sei ihr gelungen, die Tatverdächtigen zu fotografieren.
    – Ja, und? Was Handfestes dabei?
    – Sie hat Bilder geschickt: Zwei Frauen, beide recht ansehnlich; die eine groß und dünn, die andere kleiner,

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