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Die Engelmacherin: Kriminalroman (German Edition)

Die Engelmacherin: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Engelmacherin: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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Bilderrahmen auf der Kommode gerade. Es waren Fotos von ihr und Sigvard und von Sigvards beiden Söhnen mit ihren Familien. Sie waren noch nicht dazu gekommen, ein Foto von Inez zu rahmen, und von ihrer Mutter würde sie niemals eins aufstellen. Ihre Mutter und ihre Großmutter sollten ruhig in Vergessenheit geraten.
    Zu Lauras Erleichterung schien ihre Mutter endgültig verschwunden zu sein. Sie hatte seit zwei Jahren nichts von sich hören lassen und war in der Gegend von niemandem gesehen worden. Ihre letzte Begegnung hatte Laura noch in Erinnerung. Mutter war bereits ein Jahr zuvor aus der Nervenklinik entlassen worden, hatte sich aber nicht erdreistet, bei ihr und Sigvard aufzukreuzen. Angeblich torkelte sie wie in Lauras Kindheit durch den Ort. Als sie schließlich zahnlos, verdreckt und in Lumpen gekleidet vor ihrem Haus stand, war sie genauso verwirrt wie immer. Laura konnte nicht begreifen, wieso die Ärzte sie entlassen hatten. In der Klinik hatte man ihr wenigstens Medikamente verabreicht und dafür gesorgt, dass sie nicht an Alkohol herankam. Laura hätte sie zwar am liebsten weggeschickt, aber damit die Nachbarn Dagmar nicht sahen, machte Laura ihr die Tür auf.
    »Richtig vornehm ist man geworden«, sagte Dagmar. »Du hast es zu was gebracht.«
    Laura ballte insgeheim die Fäuste. Alles, was sie aus ihrem Leben verbannt hatte und sich nur noch in ihren Träumen zeigte, hatte sie wieder eingeholt.
    »Was willst du?«
    »Ich brauche Hilfe«, jammerte Dagmar. Sie bewegte sich seltsam steif und hatte Zuckungen im Gesicht.
    »Brauchst du Geld?« Laura griff nach ihrer Handtasche.
    »Es ist nicht für mich.« Dagmar ließ die Tasche nicht aus den Augen. »Ich will das Geld, um nach Deutschland zu fahren.«
    Laura starrte sie an. »Deutschland? Was willst du denn da?«
    »Ich habe nie Abschied von deinem Vater genommen. Ich durfte mich nicht von meinem Hermann verabschieden.«
    Dagmar begann zu weinen, und Laura sah sich nervös um. Sie wollte nicht, dass Sigvard ihre Mutter hörte und in den Hausflur kam, um nach dem Rechten zu sehen. Er sollte Dagmar nicht sehen.
    »Pst. Du bekommst das Geld von mir, aber jetzt sei um Gottes willen still!« Laura reichte ihr ein Bündel Scheine. »Hier. Das müsste für eine Fahrkarte nach Deutschland reichen.«
    »Oh, danke.« Dagmar stürzte sich darauf und griff nach Lauras Hand. Sie küsste ihrer Tochter die Hände, doch Laura zog sie angewidert zurück und wischte sie an ihrem Rock ab.
    »Geh jetzt«, sagte sie. Sie wollte nur noch, dass ihre Mutter aus ihrem Haus und ihrem Leben verschwand, damit alles wieder perfekt war. Als Dagmar mit dem Geld gegangen war, sank Laura erleichtert auf einen Stuhl.
    Jetzt waren einige Jahre vergangen, und ihre Mutter war vermutlich nicht mehr am Leben. Laura bezweifelte, dass sie mit dem Geld im Chaos nach dem Krieg weit gekommen war. Falls sie lautstark hinausposaunt hatte, dass sie sich von Hermann Göring verabschieden wollte, hatte man sie bestimmt als Verrückte enttarnt und festgehalten. Niemand sprach laut darüber, dass er Göring gekannt hatte. Seine Verbrechen waren nicht geringer geworden, weil er sich ein Jahr nach Kriegsende im Gefängnis das Leben genommen hatte. Laura erschauerte bei dem Gedanken, dass ihre Mutter weiterhin überall ausposaunt hatte, er sei der Vater ihres Kindes. Mit so etwas brüstete man sich nicht mehr. Sie erinnerte sich nur noch vage an den Besuch bei Görings Ehefrau in Stockholm, aber sie würde nie vergessen, wie sehr sie sich geschämt und wie Carin Göring sie angesehen hatte. Warmherzig und mitfühlend. Bestimmt hatte sie Laura zuliebe um Hilfe gerufen, obwohl sie Todesangst gehabt haben musste.
    Doch all das spielte nun keine Rolle mehr. Mutter war fort, und niemand erwähnte mehr ihre Wahnvorstellungen. Nanna sorgte dafür, dass Laura leben konnte, wie sie es gewohnt war. Die Ordnung war wiederhergestellt, alles war perfekt. Genau so sollte es sein.

G östa musterte Patrik, der mit den Fingern auf das Lenkrad trommelte und verbissen die Autos vor ihnen anstarrte. Jetzt im Sommer herrschte dichter Verkehr, und da die schmalen Landstraßen für so viele Autos nicht gemacht waren, musste Patrik auf den Straßenrand ausweichen.
    »Du warst hoffentlich nicht zu streng.« Gösta wandte sich ab und blickte aus dem Seitenfenster.
    »Ich finde, dass ihr euch idiotisch verhalten habt, und dabei bleibe ich.« Patrik klang bereits um einiges ruhiger als am Vortag.
    Gösta schwieg. Er war zu müde, um

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