Die Engelmacherin: Kriminalroman (German Edition)
Sachen.
Erica stand in der Küche, als plötzlich die Haustür aufgerissen wurde. Im nächsten Moment raste Patrik herein.
»Was zum Teufel hast du gemacht?«, schrie er. »Wieso hast du mir nichts von dem Einbruch erzählt?«
»Ich bin mir ja nicht ganz sicher …«, versuchte sie es halbherzig, obwohl sie wusste, dass es nichts bringen würde. Patrik war genauso wütend, wie Gösta vermutet hatte.
»Gösta sagt, du vermutest, dass John Holm dahintersteckt, und trotzdem hast du nichts gesagt. Diese Leute sind doch gefährlich!«
»Sprich ein bisschen leiser. Ich habe gerade die Kinder ins Bett gebracht.« Eigentlich ging es ihr nicht nur um die schlafenden Kinder, sondern auch um sich selbst. Sie hasste Konflikte, und ihr ganzer Körper versteifte sich, wenn jemand sie anschrie. Besonders wenn es Patrik war, denn der wurde selten laut. Schlimmer noch wurde das Ganze durch die Tatsache, dass sie ihm teilweise recht geben musste.
»Setz dich, dann reden wir darüber. Ebba sieht sich oben in meinem Arbeitszimmer das Material an.«
Patrik versuchte, sich in den Griff zu bekommen. Er atmete einige Male tief ein und durch die Nase wieder aus. Offenbar gelang es ihm, sich ein wenig zu beruhigen, aber als er nickte und sich an den Tisch setzte, war er immer noch blass.
»Ich hoffe, du kannst das mit dem Einbruch gut begründen und mir erklären, wieso ihr, du und Gösta, mich hintergangen habt.«
Erica setzte sich Patrik gegenüber und starrte eine Weile die Tischplatte an. Sie überlegte, wie sie sich ausdrücken sollte. Sie wollte zum einen vollkommen ehrlich zu ihm sein und zum anderen in einem möglichst vorteilhaften Licht dastehen. Schließlich fasste sie sich ein Herz und erzählte, wie sie Kontakt zu Gösta aufgenommen hatte, weil sie von Patrik wusste, dass Gösta sich offenbar persönlich für das Verschwinden der Familie Elvander interessierte. Sie gab zu, dass sie Patrik nichts davon gesagt hatte, weil ihr klar war, dass ihm das nicht gefallen würde. Stattdessen hatte sie Gösta überredet, dass sie sich eine Zeitlang gegenseitig unterstützten. Patrik sah nicht glücklich aus, hörte ihr aber wenigstens zu. Als sie von ihrem Besuch bei John berichtete und erwähnte, dass jemand den Versuch unternommen hatte, sich in ihren Computer einzuloggen, wurde er wieder blass.
»Du kannst froh sein, dass sie den Computer nicht geklaut haben. Ich nehme an, es ist zu spät, um jemanden von der Spurensicherung zu holen, damit er eventuelle Fingerabdrücke sichert?«
»Nein, das würde jetzt wohl nichts mehr nützen. Ich habe inzwischen am Computer gesessen, und die Kinder rennen ja auch überall mit ihren klebrigen Fingern rum.«
Patrik schüttelte resigniert den Kopf.
»Ich weiß auch nicht, ob wirklich John dahintersteckt«, sagte Erica. »Ich habe es nur angenommen, weil es passierte, nachdem ich zufällig diesen Zettel eingesteckt hatte.«
»Zufällig«, schnaubte Patrik.
»Aber nun besteht ja keine Gefahr mehr, weil ich ihn Kjell gegeben habe.«
»Das wissen die doch nicht.« Patrik sah sie an, als wäre sie nicht ganz dicht.
»Stimmt, aber seitdem ist ja nichts mehr passiert.«
»Hat Kjell denn irgendwas rausgefunden? Davon hättest du mir auch erzählen müssen, es könnte schließlich mit dem Fall zu tun haben.«
»Ich weiß nicht. Da musst du selbst mit ihm reden«, erwiderte sie ausweichend.
»Es wäre aber schön gewesen, wenn ich etwas früher davon erfahren hätte. Gösta hat mir jedenfalls einiges von euren Fortschritten bei den Ermittlungen berichtet.«
»Morgen treffen wir Schrott-Olle und fragen nach den Sachen der Familie.«
»Schrott-Olle?«
»Hat Gösta dir das nicht gesagt? Wir haben überlegt, wo das persönliche Eigentum von Elvanders abgeblieben ist. Schrott-Olle war während der Internatszeit auf Valö offenbar eine Art Mädchen für alles. Als Gösta ihn anrief und nach den Sachen fragte, sagte der nur: Mensch, hat das gedauert, bis ihr euch für den Krempel interessiert!« Erica lachte aus vollem Hals.
»Die Sachen waren also all die Jahre bei Schrott-Olle?«
»Ja, und morgen früh um zehn fahre ich mit Gösta hin und sehe mir alles an.«
»Das wirst du nicht tun«, sagte Patrik. »Ich werde Gösta begleiten.«
»Aber ich …«, begann sie, sah jedoch ein, dass es zwecklos war. »Na gut.«
»Ab jetzt hältst du dich raus«, sagte er warnend, doch seine Wut hatte sich zu ihrer Erleichterung gelegt.
Auf der Treppe waren Schritte zu hören. Ebba kam herunter. Erica
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