Die Engelmacherin: Kriminalroman (German Edition)
musterte die Kartons. »Die müssten doch ins Auto passen, oder was meinst du?«
Gösta nickte. »Notfalls müssen wir die Rückbank umklappen.«
»Nicht zu fassen«, lachte Olle. »Über dreißig Jahre habt ihr gebraucht, um das Zeug abzuholen.«
Gösta und Patrik sahen ihn böse an, sparten sich aber einen Kommentar. Manchmal war es klüger zu schweigen.
»Was haben Sie eigentlich mit dem ganzen Kram vor?« Gösta konnte sich die Frage nicht verkneifen. Er selbst bekam beim Anblick dieser Massen beinahe Panik. Sein Haus war zwar nicht das neueste, aber er war stolz darauf, dass bei ihm immer alles sauber und ordentlich war und er sich nicht zu einem alten Zausel entwickelt hatte, der zwischen lauter Müll hauste.
»Man weiß nie, wann man die Dinge gebrauchen kann. Wenn alle so sparsam wären wie ich, sähe die Welt anders aus. Das schwöre ich Ihnen.«
Patrik beugte sich hinunter und versuchte, einen der Kartons anzuheben, gab es aber mit einem lauten Ächzen auf.
»Den müssen wir zusammen nehmen, Gösta. Der ist zu schwer.«
Gösta warf ihm einen entsetzten Blick zu. Eine Zerrung konnte das vorzeitige Ende der Golfsaison bedeuten.
»Ich soll nichts Schweres tragen. Mein Rücken.«
»Jetzt pack schon mit an.«
Gösta sah ein, dass er durchschaut war. Widerwillig ging er in die Knie und hievte den Karton hoch. Er nieste mehrmals hintereinander, weil der Staub ihn in der Nase kitzelte.
»Prost.« Schrott-Olles breites Grinsen entblößte drei Zahnlücken im Oberkiefer.
»Danke.« Leise jammernd verstaute Gösta mit Patrik alle Kartons im Kofferraum. Allmählich war er gespannt. Vielleicht verbarg sich in den Pappkartons etwas, das ihnen endlich den notwendigen Anhaltspunkt verschaffte. Vor allem freute er sich darauf, Ebba zu erzählen, dass die persönlichen Gegenstände ihrer Familie wieder aufgetaucht waren. Dass er sich dabei eventuell verhob, musste er in Kauf nehmen.
Carina und er hatten ausnahmsweise lange geschlafen. Er hatte gestern Abend bis spät gearbeitet und fand, dass er das verdient hatte.
»Mein Gott.« Carina legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Ich bin immer noch schläfrig.«
»Ich auch, aber wer sagt denn, dass wir jetzt aufstehen müssen.« Kjell rutschte zu ihr hinüber und zog sie an sich.
»Hm … ich bin zu müde.«
»Ich will nur ein bisschen kuscheln.«
»Und das soll ich dir glauben.« Genussvoll streckte sie den Hals.
In der Tasche von Kjells Hose, die am Bettpfosten hing, klingelte sein Handy.
»Geh nicht ran.« Carina schmiegte sich an ihn.
Doch das Handy klingelte immer weiter, und am Ende hielt er es nicht mehr aus. Er setzte sich auf, griff nach der Hose und zog das Telefon aus der Tasche. Auf dem Display stand Sven Niklasson. Ungeschickt suchte er nach der richtigen Taste.
»Hallo, Sven. Nein, keine Angst, du hast mich nicht geweckt.« Kjell warf einen Blick auf die Uhr. Es war schon nach zehn. Er räusperte sich. »Hast du was entdeckt?«
Sven Niklasson sprach lange, und Kjell hörte mit wachsender Verwunderung zu. Er selbst gab nur hin und wieder ein leises Brummen von sich. Carina hatte den Kopf aufgestützt und beobachtete ihn.
»Wir können uns am Flughafen Malöga treffen«, sagte er schließlich. »Ich bin wirklich dankbar, dass du mich einbeziehst. Das würden nicht alle Kollegen machen. Ist die Polizei Tanum eingeweiht? … Göteborg? Ja, in Anbetracht der Lage ist das vielleicht besser. Gestern war ja die Pressekonferenz, die haben alle Hände voll zu tun. Du hast bestimmt schon das Wichtigste von eurem Kollegen erfahren, der da war. Wir reden weiter, wenn ich dich abhole. Bis nachher.«
Nahezu atemlos legte Kjell auf. Carina sah ihn lächelnd an.
»Wenn Sven Niklasson herkommt, geht es um eine große Sache, nehme ich an.«
»Wenn du wüsstest.« Kjell stand auf und zog sich an. Seine Müdigkeit war wie weggeblasen. »Wenn du wüsstest«, wiederholte er. Beim zweiten Mal sprach er mehr mit sich selbst.
Hastig räumte Erica im Gästezimmer das Bettzeug weg. Ebba hatte sich verabschiedet. Sie hätte das Material über ihre Familie gerne mitgenommen, aber Erica wollte ihr lieber Kopien machen. Warum hatte sie nicht von Anfang an daran gedacht?
»Noel! Du sollst Anton nicht weh tun!«, rief sie ins Wohnzimmer. Sie brauchte sich gar nicht erst davon zu überzeugen, wer den Tumult verursacht hatte. Offenbar hörte niemand auf sie, und das Gebrüll wurde lauter.
»Mama! Mamaaa! Noel haut Anton«, rief Maja.
Seufzend legte Erica die
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