Die Engelmacherin: Kriminalroman (German Edition)
schicken?«, fragte Paula. »Heißt das, dass er auch die Mordversuche unternommen hat?«
Patrik schüttelte den Kopf. »Darüber wissen wir momentan nichts. Deshalb müssen wir alle bisherigen Ermittlungsergebnisse durchgehen und schauen, ob irgendwo Lücken auftauchen. Gösta, erzähl doch mal von deinen Erkenntnissen über die Zeugenaussagen der Jungs.«
»Klar.« Gösta erzählte von den Makrelen und erklärte den Kollegen, warum die Aussagen der Jungen falsch waren.
»Das beweist, dass sie gelogen haben«, sagte Patrik. »Und wenn sie in diesem Punkt nicht die Wahrheit gesagt haben, war alles andere sicher auch gelogen. Wieso hätten sie sich sonst absprechen und so etwas ausdenken sollen? Meiner Meinung nach können wir davon ausgehen, dass sie etwas mit dem Verschwinden der Familie zu tun haben. Nun haben wir noch eine Information, mit der wir sie unter Druck setzen können.«
»Und wie hängt das alles mit Mårten zusammen?«, fragte Mellberg. »Er war doch damals gar nicht dabei, aber laut Torbjörn wurde 1974 dieselbe Waffe verwendet wie jetzt.«
»Ich weiß es nicht, Bertil«, antwortete Patrik. »Eins nach dem anderen.«
»Dann wäre da noch der fehlende Pass.« Gösta setzte sich aufrechter hin. »Der Pass von Annelie fehlt. Möglicherweise bedeutet das, dass sie irgendetwas mit der Sache zu tun hatte, sich aber anschließend ins Ausland abgesetzt hat.«
Patrik warf einen Blick in Ericas Richtung. Sie sah blass aus. Ihm war klar, dass sie nicht aufhören konnte, an Anna zu denken.
»Annelie? Die sechzehnjährige Tochter?«, fragte Paula. Im selben Moment klingelte ihr Handy. Sie ging dran und lauschte mit einer Mischung aus Verwunderung und Entschlossenheit. Als sie aufgelegt hatte, sah sie die anderen an.
»Ebbas Adoptiveltern haben mir und Patrik doch erzählt, dass irgendein Unbekannter Ebba bis zu ihrem achtzehnten Geburtstag jeden Monat Geld überwiesen hat. Sie haben nie herausgefunden, woher das Geld kam, aber wir dachten natürlich, es könnte etwas mit den Ereignissen auf Valö zu tun haben. Also habe ich mich dahintergeklemmt, und …« Sie schnappte nach Luft. Patrik erinnerte sich, dass es Erica während der Schwangerschaften genauso gegangen war.
»Komm zur Sache!« Gösta saß nun kerzengerade auf seinem Stuhl. »Von Ebbas Verwandten wollte sich niemand um sie kümmern, und vermutlich hat ihr auch keiner von denen Geld geschickt. Ich könnte mir höchstens vorstellen, dass jemand der Kleinen das Geld überwiesen hat, weil er ein schlechtes Gewissen hatte.«
»Seine Beweggründe kenne ich nicht«, sagte Paula, die ihren momentanen Wissensvorsprung augenscheinlich genoss, »aber das Geld kam jedenfalls von Aron Kreutz.«
Es wurde so still, dass man die Autos draußen vorbeifahren hörte. Gösta brach das Schweigen als Erster.
»Hat Leons Vater Ebba das Geld überwiesen? Aber warum …?«
»Das müssen wir herausfinden«, sagte Patrik. Plötzlich hatte er das Gefühl, dass dies die wichtigste Frage war, wenn sie hinter das Rätsel der verschwundenen Familie kommen wollten.
Es summte in seiner Tasche. Patrik warf einen Blick auf das Display. Kjell Ringholm vom Bohusläningen . Wahrscheinlich hatte er noch einige Fragen zur Pressekonferenz. Das musste warten. Patrik wandte sich wieder seinen Kollegen zu.
»Gösta. Wir beide machen uns auf den Weg nach Valö. Bevor wir die fünf Jungs verhören, müssen wir uns vergewissern, ob es Anna und Ebba gutgeht, und Mårten ein paar Fragen stellen. Paula, du könnest vielleicht versuchen, etwas mehr über Leons Vater herauszufinden.« Als sein Blick auf Mellberg fiel, verstummte er. Wo würde er den geringsten Schaden anrichten? Mellberg arbeitete zwar am liebsten so wenig wie möglich, durfte sich aber auch nicht ausgegrenzt fühlen. »Bertil, du kannst am besten mit der Presse umgehen. Würde es dir etwas ausmachen, hier in der Dienststelle erreichbar zu sein, wenn der Ansturm kommt?«
Mellberg strahlte. »Selbstverständlich. Mit der Presse habe ich jahrelange Erfahrung, das mache ich mit links.«
Patrik seufzte insgeheim. Er musste einen hohen Preis zahlen, damit die Dinge reibungslos liefen.
»Kann ich nicht mit nach Valö fahren?«, fragte Erica. Sie hielt noch immer krampfhaft ihr Handy umklammert.
Patrik schüttelte den Kopf. »Nur über meine Leiche.«
»Aber es wäre wirklich besser. Stell dir vor, es ist etwas passiert …«
»Keine Diskussion«, sagte Patrik unnötig scharf. »Entschuldige, aber es ist wirklich besser,
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