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Die Engelsmuehle

Die Engelsmuehle

Titel: Die Engelsmuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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handelte. Ein kariertes Baumwollhemd. Die Knöpfe waren noch dran. So gut es in dem niedrigen Keller ging, trieb er den Spaten in die Erde. Als er ein knackendes Geräusch hörte, verharrte er in der Bewegung. Er drehte das Schaufelblatt herum und stemmte sein Gewicht auf den Griff. Das Werkzeug sank mit einem brechenden Geräusch tiefer ein. Sogleich zog er den Spaten heraus, warf ihn weg, fiel auf die Knie und grub mit den Händen weiter. Ein ekelhafter Geruch schlug ihm entgegen. Ihn würgte. Seine Finger steckten in etwas Weichem drin. Auf jeden Fall waren es keine Wurzeln. Eilig schob Hogart die Erde beiseite. Schon bald starrte er auf eine menschliche Hand, die er bis zum Gelenk freigelegt hatte. Das Fleisch war eingedörrt, die Fingerkuppen fehlten. Wie es aussah, lag die Hand auf einem Bauch, in den Hogart den Spaten getrieben hatte. Bei dem Anblick würgte er den Kaffee von heute Morgen herauf. Die Magensäure stieg ihm in den Rachen und lief ihm durch die Nase. Röchelnd kroch er auf allen vieren ins Freie, ließ sich auf den Rücken fallen und schnappte nach frischer Luft.
     
    »Dort hinten.« Hogart trat zur Seite.
    Garek und Krajnik verschwanden für mehrere Minuten mit ihren Taschenlampen im Gemüsekeller.
    Hogart legte den Kopf schief. Wenn er doch nur ein Wort von dem verstehen könnte, was sie flüsterten.
    »Der Torso wurde erst kürzlich mit einem stumpfen Gegenstand verstümmelt!«, rief Krajnik plötzlich nach draußen.
    Hogart warf einen Blick in die Höhle. »Das war ich!« ‘
    »Super, Hog«, antwortete Garek.
    Sie hockten wieder flüsternd nebeneinander und legten die Leiche mit einem Handbesen von Erdkrumen frei.
    Schließlich kam Garek aus dem Keller, während Krajnik weiterarbeitete. Der Ermittler streckte den Rücken durch, bis die Wirbel knackten. Er war blass, doch Krajnik schien Gefallen an der Arbeit gefunden zu haben. Eine Leiche auszubuddeln war für ihn sicher interessanter, als Schubladen zu durchwühlen oder Glasflächen einzupudern, um nach Fingerabdrücken zu suchen.
    Garek streifte sich die Latexhandschuhe ab. »Die sprichwörtliche Leiche im Keller. Ich möchte gar nicht wissen, was du in diesem Loch zu suchen hattest, oder wie du ausgerechnet auf die Idee kamst, dort hinten zu graben.« Er blickte kurz zum Himmel und sog die Luft ein. »Die Leiche ist größtenteils verwest. Fingerkuppen fehlen - und wer das tut, schlägt dem Toten meist auch noch die Zähne aus.« Er verzog das Gesicht und spuckte auf den Boden. »Wird schwierig, die Leiche zu identifizieren. Liegt sicher schon fünf oder sechs Jahre da drin.«
    Garek wählte mit dem Handy eine Nummer. Das Gespräch dauerte ein paar Minuten. Soviel Hogart mitbekam, sprach er zunächst mit Eichinger, der sich noch immer in der Pathologie befand, und anschließend mit Bartoldi. Nachdem Garek ihm den Weg zur Engelsmühle beschrieben hatte, beendete er das Gespräch.
    »Der Gerichtsmediziner schickt ein Team rauf«, erklärte Garek. »Die Jungs sind höchst erfreut, dass sie noch heute eine zweite Obduktion durchführen dürfen. So viele Leichen wie diese Woche lagen noch nie gleichzeitig auf ihren Tischen.«
    »Hat Bartoldi schon etwas rausgefunden?«
    Garek hob die Schultern. »Das Übliche. Nach zweieinhalb Jahren gibt es keine Blutreste mehr. Er muss Knochenteile und Knochenmark in Reagenzgläsern ansetzen. In einer Woche gibt’s die toxikologischen Ergebnisse. Dann wissen wir, ob die Bohmanns mit Gift oder Schlafmittel betäubt wurden. Die gute Nachricht: Wegen des Lehmbodens sind noch Teile des Gehirns vorhanden … uhhh!« Garek verzog das Gesicht. »Bartoldi hat Spuren von Alkohol festgestellt. Die beiden waren so voll wie eine Spirituosenhandlung. Außerdem gibt es keine Quetschungen am Rumpf, das heißt, sie waren nicht angeschnallt.«
    »Dafür wird Madeleine bestimmt gesorgt haben.«
    »Eichinger hat eine Großfahndung nach ihr rausgegeben und lässt mittlerweile sämtliche Personen observieren, die in den letzten Jahren Kontakt zu ihr hatten.«
    »Schick einen Beamten zum Narrenturm.«
    »Der Narrenturm? Mit all den Föten und Organen in Spiritus?«
    Hogart nickte. »Madeleine besucht öfters die Ausstellung, um sich Inspirationen zu holen.«
    Garek blähte die Backen. »Das kann ich mir denken.« Er starrte für einen Moment auf den Behälter neben dem Türpfosten. »Was ist das eigenüich für ein Kanister?«
    »Der gehört mir. Sorg dafür, dass die anderen Benzinkanister dort hinten sichergestellt werden.

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