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Die Engelsmuehle

Die Engelsmuehle

Titel: Die Engelsmuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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aus dem Versicherungsvertrag, nur weil der Hausmeister im Keller einen Benzinkanister gelagert hat? Die Gasleitung war leck und Bum! Das gesamte untere Stockwerk ist ausgebrannt, sämtliche Großrechner und Computeranlagen nur noch Schutt und Asche, alle Datensicherungen pulverisiert … und Sie kommen mir mit einem geschmolzenen Benzinkanister.« Er knallte einen Büroordner oder etwas Ähnliches auf den Tisch.
    Während Kohlschmied weiterzeterte, stieg Hogart auf der Leiter nach oben. Er löschte das Licht der Petroleumlampe, warf den Spaten über den Brunnenrand und kletterte über die Mauer.
    »… hören Sie mir überhaupt noch zu?«
    »Was? Ja, natürlich«, keuchte Hogart, nachdem er das Handy wieder ans Ohr geführt hatte.
    »Wo sind Sie überhaupt? Die Verbindung ist so schlecht.«
    »Ich verfolge eine Spur außerhalb der Stadt.«
    Mittlerweile überzog eine dunkle Wolkendecke den Himmel. Es sah aus, als hätte die Abenddämmerung bereits eingesetzt. In der Ferne krachte ein Donner. Wind kam auf und rauschte durch den Föhrenwald. Das schweißnasse Hemd klebte Hogart kalt am Körper. Ihn fröstelte. Während er Kohlschmied zuhörte, schlüpfte er umständlich ins Sakko und blickte anschließend an sich hinunter. Er sah aus wie nach einer Partie Schlammcatchen. Er durfte gar nicht daran denken. Schuhe und Anzughose waren total im Eimer. Diese blöde Idee hatte sich in keiner Weise bezahlt gemacht.
    »… was immer sie gerade treiben - ich brauche innerhalb der nächsten Stunden handfeste Beweise für eine Brandstiftung, einen Täter, den Tathergang oder das Motiv!«
    »Ich bin dran.« Hogart brachte den Spaten zum Gemüsekeller. Als er die Kellertür aufriss, sah er zuerst zur Decke. Wieder einmal flüchteten sich die Spinnen in den hintersten Winkel der Vorratskammer, wo es dunkel und feucht war und die Kartoffeln in den Holzsteigen vor sich hin faulten. Hogart lehnte den Spaten an den Türpfosten. Er kniff die Augen zusammen. Dort hinten lagerten nicht nur Gemüsepaletten, wie er jetzt erkannte, da seine Augen noch an die Dunkelheit gewöhnt waren, sondern noch etwas anderes. Er machte einen Schritt in die Finsternis. An der Rückseite des Kohlenkellers, wo sich Hunderte Briketts neben den Paletten auftürmten, ging die Holzdecke in das Erdreich über. Der Verschlag mündete direkt in den Hügel. Kein Wunder, dass sich hier so viele Tiere verbargen. Doch der Ekel vor den Spinnen war wie weggeblasen, als er ganz hinten, neben den Briketts, einige Benzinkanister entdeckte. »Hogart?«, fragte Kohlschmied.
    »Sie stehlen meine Zeit. Ich rufe zurück!« Hogart schaltete das Handy aus. Er ging gebückt nach hinten und schleppte einen Behälter ins Freie. Er war schwer. Ein Zwanzig-Liter-Kanister aus schwarzem Kunststoff, mit grünem Drehverschluss, einem grünen, abnehmbaren Auslaufrohr und einem großen Warnetikett an der Seite. Mein Gott, das war’s! Mit etwas Glück befand sich Benzin der Marke Super Plus in den Kanistern, bleifrei, mit einundzwanzig Prozent Alkene. Jetzt fehlte ihm nur noch das Motiv.
    Hogart schob die Tür ganz auf, damit so viel Licht wie möglich in den Keller fiel. Anschließend ging er noch einmal nach hinten, um nach weiteren Spuren zu suchen, die Madeleine belasten könnten. Doch hier lagen bloß eingetrocknete Kotreste. Zusätzlich ging ein beißender Uringestank von der Ecke aus, der bestimmt von einem Marder stammte. Das Biest hatte nicht nur die Kanister angepisst, sondern auf den Deckeln herumgekaut, die Etiketten runtergefetzt und die Kunststoffbehälter angenagt. Außerdem hatte das Tier die Erde aufgebuddelt. Auf dem Boden waren deutlich die Spuren von Marderkrallen zu sehen. Anscheinend hatte sich das Vieh durch den Spalt unter der Holztür durchgezwängt, um am Benzin zu schnüffeln. Ein dreckiger Stofffetzen lag im aufgewühlten Erdreich. Hogart wollte ihn aufheben, um seine Hände abzuwischen, doch der Stoffteil war im Boden vergraben. Er zog daran, worauf die Erdkruste aufbrach. Jemand hatte Stoffreste, möglicherweise sogar Kleider verscharrt. Vielleicht handelte es sich um Madeleines blutbesudelte Kleidung aus der Mordnacht.
    Euphorisch stürzte Hogart zum Spaten und trieb ihn in die Erde. Wenn sich auch nur ein Blutstropfen mit Ostrovskys, Dornauers oder Faltls DNS auf diesem Stoff befand, hatten sie Madeleine nicht nur wegen Mordes an ihren Eltern, sondern auch wegen zusätzlichen Dreifachmordes dran. Nachdem er ein wenig gegraben hatte, wusste er, worum es sich

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