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Die Engelsmuehle

Die Engelsmuehle

Titel: Die Engelsmuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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Die Typen haben irgendwie rausgefunden, dass ich die Datenbank nach Ostrovskys Telefonverbindungen gefiltert habe. Ich kann dir nichts mehr sagen.« Ohne ein weiteres Wort legte sie auf.
    Wie vor den Kopf gestoßen starrte Hogart auf das Handydisplay. Dann blickte er durch die Bäume zur Klinik. Auf dem Areal schwirrten zu viele Beamte herum. Keine Chance, sich dort näher umzusehen. Da sah er den verwitterten Wegweiser einige Meter vor sich auf dem Schotterweg. Die beschrifteten Holzpfeile zeigten in alle möglichen Richtungen: Waldbad, Kurpark, Fitnessparcours, Therme, Bäder, Büros, Archiv, Besucherparkplatz.
    Einer der schmalen Waldpfade führte zum Archiv. Er wäre verrückt, würde er nicht zumindest versuchen, dort etwas herauszufinden. Hogart sah sich um, dann stieg er über das gelbe Absperrband.

12
     
    Das Archiv entpuppte sich als Anbau an der Rückseite der Klinik. Das zweistöckige Gebäude mit einem Flachdach und einer Außentreppe ragte in das Waldstück. Zwischen den Bäumen schimmerte die Donau durch. Ein Kahn tuckerte soeben den Fluss hinauf. Wie Hogart jetzt sah, lag das Areal der Klinik auf einer Landzunge, deren spitz zulaufendes Ende zu beiden Seiten von der Donau umspült wurde. So nah am Ufer gab es bestimmt oft Überschwemmungen. Eine verschmierte Dreckmarke an der Hausmauer zeigte, dass das Wasser hier sogar einmal kniehoch gestanden hatte.
    An der Rückseite des Archivs entdeckte Hogart einige große, randvolle Papiercontainer aus Blech, deren Deckel sich nicht mehr schließen ließen. Durch die gekippten Kellerfenster drang das Offnen und Schließen von Aktenschränken und das Rascheln von Papier. Er verharrte mehrere Minuten am Fuße der Außentreppe, mit dem Rücken an die Wand gepresst, und hörte, wie die Beamten der Spurensicherung im Archiv arbeiteten. Endlich betrat jemand den Kellerraum, worauf Hogart Gareks ungeduldige Stimme hörte.
    »Sobald ihr damit fertig seid, durchforstet das nächste Archiv. Wenn ein einziges Blatt Papier fehlt, möchte ich das wissen!«
    Hogart sah Garek förmlich vor sich, mit seinen Bartstoppeln und den nach hinten gekämmten nassen Haaren. Wenn Eichinger schon das Hemd salopp aus der Hose hing, dann konnte er darauf wetten, dass Garek noch schlimmer aussah. Die Exfrau des Ermittlers war eines Tages aufs Revier gekommen und hatte laut verkündet, dass Garek ein stupider Prolet sei, der nicht einmal den Unterschied zwischen einem Asylanten und einem Querulanten kenne. Anschließend war sie mit einem Politologen durchgebrannt - das war Jahre her - und seitdem las Garek Der Achipel Gulagvon Alexander Solschenizyn. Mittlerweile war Garek mit einer Polin verheiratet, die früher als Nutte gearbeitet hatte. An dieser Beziehung gab es nichts auszusetzen. Dolores war zehn Jahre jünger als er und jobbte seit der Hochzeit in einer Reinigung.
    Jetzt war Garek glücklicher als vorher, auch wenn er nie über Solschenizyns ersten Band hinausgekommen war. Hogart bezweifelte ohnehin, dass man von der Lektüre eines Literaturnobelpreisträgers ebenso intellektuell wurde. Doch jeder hatte seine eigene Masche, um eine alte Beziehung zu verarbeiten - er selbst trank beispielsweise nur noch Pepsi statt Cola.
    Während sich Hogart an die Wand drückte, hörte er Garek einige Befehle erteilen. Danach schlug die Tür zu. Die Beamten murmelten nur einige unverständliche Worte. Eine weitere Minute lang passierte nichts, bis sich plötzlich die Tür am oberen Ende der Außentreppe öffnete. Hogarts Herz schlug schneller. Ihm blieb nicht genug Zeit, um zu verschwinden, also entschied er sich für die Flucht nach vorne. Er umklammerte das Treppengeländer, ging die Stufen nach oben und tat so, als wolle er soeben das Gebäude betreten.
    Doch überraschenderweise stand nicht Garek auf dem Plateau der Treppe, sondern eine Frau um die fünfzig, mit einer dicken Hornbrille, einer schwarzen Pagenfrisur und einem grauen Hosenanzug. Sie ging einige Stufen nach unten, als sie Hogart bemerkte und stehen blieb.
    An ihrem Gang sah er, dass sie eine Beinprothese trug. Bei jedem Schritt gab das rechte Bein mit einer Schnappbewegung nach und die Hüfte schob sich nach vorne. Da es keine Kripoermittler mit Prothesen im Außendienst gab, konnte sie nur eine Angestellte der Klinik sein, denn Patienten hatten im Archiv bestimmt nichts verloren. Er stieg rasch die Stufen zu ihr hinauf und stellte sich als Peter Hogart vor.
    »Ich arbeite als Versicherungsdetektiv und Sachverständiger für

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