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Die Engelsmuehle

Die Engelsmuehle

Titel: Die Engelsmuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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anschließend wieder zugeklebt worden war.
    Ohne länger darüber nachzudenken, riss er die Lasche auf. Der geruchlose Staubzucker hatte einen ranzigen, gelben Farbton angenommen. In der randvollen Packung steckte tatsächlich ein Schlüssel, wie sie üblicherweise bei Schließfächern verwendet werden. Ein Metallplättchen mit der Nummer 816 hing daran. Rasch ließ Hogart den Schlüssel in der Hosentasche verschwinden und stellte die Packung zurück ins Regal. Als er die Abstellkammer verließ, hörte er, wie einige Männer mit schnellen Schritten die Stufen im Treppenhaus hinaufstürmten. Das Getrampel wurde von Stimmengemurmel und dem Scheppern des Stiegengeländers begleitet. Feinfühlig wie eine Horde Elefanten.
    Hogart legte den Lichtschalter mit dem Ellenbogen um und rannte aus der Küche, durchs Wohnzimmer in den Vorraum. Vor der Eingangstür schlüpfte er aus den Schuhüberziehern und ließ sie in den Hosentaschen verschwinden. Für einen Moment überlegte er, ob er den Schlüssel irgendwo im Vorzimmer für die Kripobeamten deponieren sollte, doch es war bereits zu spät. Die Beamten hasteten schon in den fünften Stock. Als Hogart ins Treppenhaus trat, stürzten die Beamten um die Kurve.

15
     
    Hogarts Herz pochte bis zum Hals. Er ließ die Hände in den Hosentaschen verschwinden, wo er den Schlüssel zwischen den Fingern der rechten Hand spürte. Während einer der Polizisten seine Personaldaten aufnahm, kümmerte sich ein weiterer um die Einbruchspuren auf dem Türrahmen und schoss Fotos. Der Rest der Mannschaft klopfte wegen der Befragung an die anderen Wohnungstüren. Eine Minute später tauchte Garek keuchend auf. Er gab Hogart nicht die Hand, sondern schlug ihm nur auf die Schulter. Hogart ließ die Hände in den Hosentaschen.
    »Hog, wie siehst du denn aus? Hat dich deine Mutter wieder mal vermöbelt?« Garek blickte in Hogarts Gesicht und kniff dabei die Augenbrauen zusammen, als beschere ihm der bloße Anblick der aufgeplatzten Lippe und der blauen Flecken Schmerzen.
    »Bin gestolpert.«
    Garek nickte, als habe er verstanden. »Das Veilchen hat dir wohl der Einbrecher verpasst, nachdem er deine Wohnung verwüstet und dir dieses angebliche Videoband geklaut hat?«
    Hogart antwortete nicht. Es war wohl naiv zu glauben, dass Garek nicht mit Eichinger oder Gomez redete. Solche Geschichten sprachen sich schneller herum, als man Piep sagen konnte.
    Sie standen im Treppenhaus, während die Beamten von der Spurensicherung mit ihren Taschen und Lampen die Wohnung betraten. Erst wenn alles fotografiert und ein Trampelpfad durch die Räume abgesteckt worden war, würden sie Garek hineinlassen.
    »Hör zu.« Der Ermittler kam auf Tuchfühlung heran. »Mir ist vollkommen egal, was du treibst, ob du dich vermöbeln lässt oder nicht …« Seine Stimme wurde zu einem Flüstern. »… aber falls du dir die Unterlagen des Falls auch klauen lässt und die Sache rauskommt, weil die Papiere irgendwo auftauchen, buchten sie uns beide ein. Also tritt ein bisschen kürzer, verstanden?«
    »Solange ihr Kurt in der Mangel habt, kann ich das nicht.«
    Garek fuhr sich mit der Hand über das unrasierte Kinn. »Du hast dich in den Fall verbissen, was? Du gibst erst auf, wenn du die Lösung gefunden hast? Aber ich sage dir was: Du irrst dich. Dein Bruder sagt immer noch nichts - und das sieht verdammt düster aus, denn ohne dieses ominöse Videoband ist deine Mein-Bruder-geht-mal-schnell-zur-Ostrovsky-Villa-um-ein-Video so wackelig wie meine alte Großmutter auf ihrem Stock. Im Moment hockt er in der Polizeiverwahrungsstelle auf der Rossauer Lände, wo er stündlich einem anderen Beamten zum Verhör vorgeführt wird. Falls sich die Indizien gegen ihn erhärten, wird er dem Gericht überstellt, wo die offizielle Untersuchungshaft beginnt.«
    Hogart schwieg. Er wusste, diese Haft konnte mitunter Wochen dauern. »Ich muss weitermachen«, sagte er schließlich.
    »Hartnäckig und ausdauernd wie ein Marder.« Garek schüttelte verständnislos den Kopf. »Dann kommen wir mal zu dir: Was hast du hier eigentlich zu suchen?«
    »Kannst du dir das nicht denken?«
    »Du bist wegen der Überstellungsprotokolle hier, die Faltl abgesegnet hat? Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass diese Bohmann im Rollstuhl etwas mit der Sache zu tun hat?«, fragte Garek.
    »Oder ihre Schwester.«
    »Ich nehme dir nur ungern die Illusion, aber unsere Leute haben Madeleine Bohmann am Nachmittag in der Galerie Grimbaldi besucht. Auch sie hat bestätigt, dass

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