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Die Engelsmuehle

Die Engelsmuehle

Titel: Die Engelsmuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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sie und ihre Schwester weder Ostrovsky noch Dornauer kannten … ich sehe dir förmlich an, was du denkst.« Garek musterte ihn scharf. »Aber überleg doch mal: Weshalb sollte Bohmann ausgerechnet in Dornauers privater Reha-Klinik gewesen sein? Die Anlage ist doch der reinste Schrotthaufen. Da gibt es bessere Therapien im Weißen Hof oder auf dem Rosenhügel, die sogar von der Krankenkasse bezahlt werden.«
    Hogart ließ die Schultern sinken. Was hatte es für einen Sinn, Garek zu verklickern, dass er Linda und Dornauer zusammen auf dem Video gesehen hatte. Sogar Kurt konnte es bestätigen, doch der war im Moment der Letzte, dem sie glauben würden.
    »Habt ihr wenigstens Madeleines Fingerabdrücke genommen?«, fragte Hogart.
    »Was denkst du denn, Schlaumeier? Die ist dabei förmlich ausgerastet.«
    Hogart konnte sich gut vorstellen, wie Madeleine in der Galerie einen Tobsuchtsanfall bekam. »Und?«
    »Was und?«, echote Garek. »Hausers Frau studiert Malerei in Linda Bohmanns Kurs. Die beiden Schwestern kennen Hauser besser als Eichinger oder ich. Madeleine hat ihn sofort auf dem Handy angerufen.«
    Hogart stieß die Luft geräuschvoll aus den Lungen. »Das ist doch lächerlich. Wie kann ein Staatsanwalt in dieser Sache intervenieren, ohne die Sachlage zu kennen? Falls er sich trotzdem für Madeleine verbürgt und es stellt sich heraus, dass sie Dreck am Stecken hat, kostet ihn das den Kopf.«
    »Hauser ist kein Idiot. So einfach haben die das nicht gedreht«, widersprach Garek. »Offensichtlich hat er ihr den Tipp mit dem ärztlichen Attest gegeben. Als die Beamten am späten Abend in die Ausstellung in den Michaelerkeller kamen, legte sie ihnen ein Attest von ihrem Hausarzt vor. Madeleine ist schwer herzkrank, und damit ist ihre Befragung vorerst einmal eingestellt.«
    Das war wohl ein schlechter Scherz! Madeleine und herzkrank. Hogart hatte selten eine so kräftige, amazonengleiche und gut trainierte Frau gesehen. Er traute ihr sogar zu, dass sie genug Kraft besaß, um mit einem Stemmeisen eine Sicherheitstür aufzubrechen, ihn niederzuschlagen oder den alten Faltl an den Haken des Badezimmers aufzuknüpfen.
    »Du musst die Spur zu den Bohmann-Schwestern trotzdem weiterverfolgen!«, redete er auf Garek ein.
    »Wie denn?«, fuhr der Beamte ihn an. »Wir haben nicht ein einziges Indiz gegen sie. Die Spur ist vorerst auf Eis gelegt, da sie nur auf deinem Mist gewachsen ist. Und das hilft deinem Bruder nicht gerade weiter.«
    Hogarts Hände steckten immer noch in den Hosentaschen. Seine Kiefer mahlten, während er Garek verbissen betrachtete.
    »Außerdem haben wir im Moment keine Männer dafür«, sagte Garek. »Eine Gruppe Polizeischüler wurde abkommandiert, um herauszufinden, welche Unterlagen aus Dornauers Zentrum gestohlen wurden. Die vergleichen seit Stunden die verbliebenen Original-Unterlagen mit den Mikrofiches. Eichinger nimmt ständig neue Verdächtige fest. Wir überprüfen sämtliche Personen in Ostrovskys und Dornauers Dunstkreis, ihre Freunde und Bekannten, ihre Ehefrauen, die gesamte Verwandtschaft. Vielleicht geht es um eine Erbschaftsstreitigkeit, vielleicht sind die Morde aber auch politisch motiviert. Vielleicht haben sie auch gar nichts miteinander zu tun. Der Mord an Ostrovsky weist ziemlich viele Parallelen zum Attentat auf Stadtrat Nittel auf. Einige Spuren verweisen auf die jüdische Kultusgemeinde.« Garek nickte zur Tür. »Und mit dieser Wohnung haben wir einen dritten Tatort am Hals. Und da sollen wir uns um die beiden Schwestern kümmern?«
    Hogart bekam ein flaues Gefühl im Magen. Sobald die Kripo Dornauers Verhältnis zu seiner Sekretärin aufgewühlt hatte, würden sie eine neue Verdächtige in dem Fall haben. Doch Carmen Scholl, die ältere Dame mit der schwarzen Pagenfrisur und der Beinprothese, hatte ebenso wenig mit den Morden zu tun wie Kurt, die jüdische Kultusgemeinde oder die Mörder von Stadtrat Nittel. Die Beamten verschwendeten ihre Zeit. Aber falls es Hogart gelang, eine Verbindung zwischen Linda Bohmann und der Dornauer Klinik herzustellen, konnte er den Recherchen in diesem Fall eine Wendung geben. Carmen Scholl und sein Bruder wären vorerst aus der Schusslinie. Doch wie sollte er das schaffen? Während Garek weiterredete, erinnerte er sich plötzlich an einen Satz des Beamten. Es gibt bessere Therapien im Weißen Hof oder auf dem Rosenhügel, die sogar von der Krankenkasse bezahlt werden. Natürlich! Garek hatte ihn auf eine Idee gebracht! Bei der Wiener

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