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Die Engelsmuehle

Die Engelsmuehle

Titel: Die Engelsmuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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Wind an seinem Sakko zerrte, starrte er den Autos nach, die an ihm vorüberzogen. Der Franz Josefs-Kai, der an der Donau entlangführte, war ein Meer aus roten Rücklichtern.
    Er zündete sich eine Zigarette an - wieder einmal von seiner Notfallpackung. Er dachte an Eva, seine Exfreundin, dann an Ivona Markovic, seine tschechische Kollegin, und zuletzt an Madeleine Bohmann. Warum hatte er kein Glück bei den Frauen? Jetzt ging ihm sogar noch seine Mutter auf die Nerven. Warum konnte er kein normales Leben führen, so wie andere auch?
    Als er den Zigarettenstummel mit dem Schuh austrat, starrte er noch eine Weile in die Scheinwerfer der vorbeifahrenden Autos. Je mehr er über den Fall nachdachte, desto mehr kam er zu dem Schluss, dass nicht Linda, sondern Madeleine in die Sache verstrickt war. Im Moment blieben ihm nur zwei Spuren: der Schlüssel aus Faltls Wohnung und der Brand im Archiv der Gebietskrankenkasse, der möglicherweise etwas mit den Morden zu tun hatte. Um zur Krankenkasse in die Wienerbergstraße zu gelangen, musste er zwar durch halb Wien fahren, doch irgendwann musste er sich den Tatort ohnehin ansehen. Die Polizei hatte den Keller bestimmt nur mit einem Absperrband gesichert. Um zehn Uhr nachts würde er außer dem Portier niemanden mehr dort antreffen. Zumindest würde ihn keiner bei den Ermittlungen stören - und falls doch? Eine Taschenlampe lag im Kofferraum seines Wagens und er hatte die Glock dabei.

17
     
    Der mächtige Komplex der Gebietskrankenkasse mit seinen vielen Ambulatorien und Zubauten thronte wie ein Würfel zwischen den anderen Häusern auf dem Wienerberg. In einigen Büros der oberen Stockwerke brannte noch Licht, der Rest der Spiegelfassade lag im Dunkeln.
    Hogart lenkte seinen Wagen in die Tiefgarage der Krankenkasse und parkte neben einem schwarzen Kombi auf dem Besucherdeck. Der Portier hinter dem Glasverschlag machte keine Anstalten, ihn aufzuhalten, sondern notierte nur seine Autonummer. Den Rest übernahmen die Überwachungskameras, die jede von Hogarts Bewegungen filmten. Er hievte seinen Stahlkoffer und eine Taschenlampe aus dem Kofferraum und begab sich ins Treppenhaus, begleitet vom Objektiv einer blinkenden Kamera. Wer immer den Brand im Archiv gelegt hatte, war bestimmt nicht über die Tiefgarage ins Gebäude gelangt, denn die Kripo hatte sich gewiss die Aufzeichnung der Videobänder angesehen.
    Hogart ging nicht zu den Fahrstühlen, sondern folgte den Wegweisern zum Archiv ins Untergeschoss. Als er die Brandschutztür öffnete, um in den Korridor zu gelangen, roch er auch schon den verkohlten Kunststoffbelag der Wände und des Fußbodens. Hier unten funktionierten keine Lichtschalter. Hogart knipste die Taschenlampe an und marschierte in den Gang. Nach einigen Metern gelangte er zur Tür, welche die Kripobeamten mit einer Plombe versiegelt hatten. Er riss das gelbe Band von der Tür und brach die Plombe ab. Dann schob er die Tür auf. Die Rußstücke knirschten unter der Tür, als würden zwei Schleifpapiere aneinander kratzen.
    Der Brand hatte nicht nur das Archiv vernichtet, sondern das komplette Kellergeschoss. Irgendwie mussten die sieben Millionen Euro Sachschaden ja zusammenkommen. Aber wie es schien, war das Feuer im Archiv ausgebrochen, da die Polizei nur diese Räume versiegelt hatte. Hogart folgte dem Licht der Taschenlampe und durchschritt ein Zimmer nach dem anderen. Das Feuer hatte nichts übrig gelassen. Schreibtische, Drehstühle, Teppichböden, Aktenschränke, Computer, Wandbilder oder Lampen - was immer es war -, war alles zu einem großen Aschehaufen verbrannt. In den Räumen musste eine gigantische Hitze geherrscht haben. Die Frage lautete nur, woher das Feuer den Sauerstoff bezogen hatte? Der Brandstifter hatte dafür gesorgt, dass das Feuer nicht so rasch ausgehen würde. Sämtliche Türen standen offen, und die oben liegenden Kellerfenster waren geöffnet. Die Lichtschächte führten auf das Straßenniveau.
    Ruß und Asche bildeten mit dem Wasser aus den Feuerwehrschläuchen eine zähe schwarze Brühe auf dem Boden. Hogart hätte daran denken und sich Stiefel mitnehmen müssen. So stakste er durch den Matsch und stieg von einer Lache zur nächsten. Als er in den Serverraum gelangte, wusste er, dass er den Brandherd gefunden hatte. Einige Nummerntafeln der Kripo, die immer noch herumstanden, wiesen darauf hin, dass das Feuer hier ausgebrochen war.
    Über Hogart hingen die verkohlten Überreste geplatzter Neonröhren. Die bis zur Decke reichenden

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