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Die Engelsmuehle

Die Engelsmuehle

Titel: Die Engelsmuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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Hand erhoben, um nach der Türklinke zu greifen.
    »Frau Bohmann …« Hogart spürte, wie ihm die Hitze zu Kopf stieg und die Röte ins Gesicht schoss. Binnen Sekunden musste er umdenken: Vom Versicherungsdetektiv zum alleinerziehenden Vater einer Tochter, der in seiner Autowerkstatt Oldtimer restaurierte.
    Linda ließ den Arm sinken. »Herr Hogart, richtig? Ich habe Ihren Wagen auf dem Parkplatz erkannt. Ich dachte mir, dass Sie sich durch den Seitenausgang aus der Akademie schleichen würden.«
    Ihre Stimme hatte jede Freundlichkeit verloren. Sie unternahm auch keinerlei Anstalten, ins Gebäude zu fahren oder ihm aus dem Weg zu rollen. Sie ließ ihn einfach da stehen, halb im Türrahmen, die Hand auf der Klinke. Wie es schien, hatten die Lügen und Versteckspiele ein abruptes Ende gefunden.
    »Wer sind Sie wirklich?«, fuhr sie ihn an.
    Trotz des zornigen Blicks sah sie bezaubernd aus. Sie trug einen hellbraunen Rollkragenpullover und die gleiche holzfarbene Modeschmuckkette wie bereits vor zwei Tagen. Die Lesebrille steckte wie eine Sonnenbrille in ihrer Mähne. Aus dem Haarknoten fielen an der Seite einige Strähnen bis zum Hals.
    »Gehen wir hinein, um in Ruhe darüber zu reden«, schlug er vor.
    »Meine Zeit ist knapp. Wer sind Sie wirklich?«, wiederholte sie. »Ich vermute, das Mädchen an Ihrer Seite war gar nicht Ihre Tochter. Sind Sie von der Polizei?«
    Hogart schüttelte den Kopf.
    »Was für ein Zufall aber, dass die Kripo einen Tag nach Ihrem Besuch hier war, um mich ebenfalls nach einem gewissen Primär Ostrovsky zu befragen - schlau eingefädelt, meine Aufmerksamkeit auf den Zeitungsartikel zu lenken.«
    »Einen gewissen Primär Ostrovsky?«, wiederholte Hogart. »Weshalb verheimlichen Sie der Kripo, dass sie sowohl Ostrovsky als auch Dornauer kannten?«
    Sie funkelte ihn an. »Warum spionieren Sie mir hinterher? Und wer zum Kuckuck hat Ihnen erzählt, was ich der Kripo gesagt habe?«
    »Falls Sie weiterhin verschweigen, was Sie über die Mordfälle wissen, stecken Sie bald in ernsten Schwierigkeiten.« Sie atmete tief durch. »Sie wollen mir drohen?«
    »Im Gegenteil, ich möchte Ihnen helfen …«, gab Hogart zu.
    Sie hielt für einen Moment in der Bewegung inne und sah ihn erstaunt an. »Das können Sie nicht. Möglicherweise finden Sie oder Ihre Schnüfflerkollegen eines Tages meine Beweggründe heraus.«
    »Ich bin kein Kripobeamter, ich …«
    Neben ihnen knirschten Autoreifen im Kies. Hogart und Linda sahen sich gleichzeitig um. Eichingers Wagen kam neben Hogarts Skoda zum Stehen. Der Ermittler stieg in Begleitung eines Beamten aus. Sie sahen sich kurz auf dem Gelände um und kamen anschließend direkt auf sie zu.
    Lindas Stimme bekam einen genervten Ton. »Was wollen die schon wieder hier?«
    »Das kann ich Ihnen sagen.« Hogart senkte die Stimme. »Ich vermute, die Beamten haben herausgefunden, welche Unterlagen aus dem Archiv der Dornauer-Klinik gestohlen wurden.«
    Linda sah ihn fragend an.
    »Die Beamten haben die verbleibenden Akten mit den Mikrofiches verglichen«, erklärte er. »Offenbar wurde Ihre Akte mit dem von Oberarzt Alfred Faltl unterzeichneten Überstellungsprotokoll vom Elisabethspital in die Reha-Klinik, den zugehörigen Arztbriefen und Abschlussberichten entwendet.« Er beobachtete Lindas Reaktion aus dem Augenwinkel. Sie machte einen verwirrten Eindruck, als wisse sie nicht, was hier gespielt wurde.
    »Sagen Sie die Wahrheit«, riet Hogart ihr. Es war nur so ein Gefühl, doch etwas an dem Gespräch mit Linda kam ihm merkwürdig vor, ohne zu wissen, was es war. Schließlich zwängte er sich an ihr vorbei und ließ sie allein zurück.
    Mit schnellen Schritten ging er Eichinger entgegen. Dieser machte schon von Weitem ein griesgrämiges Gesicht, als er Hogart erblickte. Als sie sich trafen, versperrte ihm der Beamte den Weg. Indessen ging Eichingers Kollege weiter auf Linda zu, die immer noch vor dem Seiteneingang wartete.
    »Frau Professor Bohmann«, rief der Beamte. Mehr hörte Hogart nicht.
    Eichinger musterte Hogart von oben bis unten. »Wer hat dir denn ins Gesicht geschlagen? Deine Exfreundin?« Er schmunzelte, dann stemmte er die Hände in die Hüften und wurde ernst. »Was zum Teufel tust du hier?«
    »Ist mein Bruder noch in U-Haft?«, fragte Hogart anstelle einer Antwort. Eichinger erwiderte nichts.
    »Ihr habt in Dornauers Klinik endlich Bohmanns Akten gefunden, nicht wahr?«
    Hogart kannte diesen Blick. Er war auf dem richtigen Weg. Eichinger kochte innerlich

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