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Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Titel: Die englische Ketzerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Vantrease
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verkaufen würde. Und was man bei Henry Philips nicht durch Geld zu erreichen vermochte, würde durch Druck gelingen. Bischof Stokesley hatte durch sein Netz von Spionen jedoch noch etwas anderes in Erfahrung gebracht. Etwas sehr Beunruhigendes.
    Thomas ging auf die schweren Türen von Westminster Hall zu, während er wie immer die Bittsteller abwimmelte, die sich im New Palace Yard versammelt hatten. Sir Thomas More, man hat mich ungerecht behandelt! Sir Thomas, ich suche Gerechtigkeit … Ihr seid als gerechter Mann bekannt … Eine Frau schob sich energisch durch das Gedränge und drückte ihm ein Päckchen in die Hand. Ein Geschenk, Sir Thomas, dafür, dass Ihr über meinem Mann ein gerechtes Urteil gesprochen habt. Er hielt kurz inne, um ihr das Päckchen zurückzugeben. Er durfte unter keinen Umständen auch nur den Anschein erwecken, bestechlich zu sein. Wolsey hatte dem Amt des Kanzlers bereits genug Schaden zugefügt. Aber die Frau war so schnell verschwunden, wie sie aufgetaucht war. In Gedanken schon wieder bei dem, was er von Bischof Stokesley erfahren hatte, steckte er den Gegenstand in seinen Mantel und hatte ihn auch schon vergessen. Es gab wichtigere Dinge, über die er nachdenken musste.
    Dem Bischof zufolge stellte der König selbst Nachforschungen über einige jener Männer an, hinter denen auch Sir Thomas und Stokesley her waren. Das beunruhigte Thomas ein wenig. Warum hatte Heinrich seinen Kanzler nicht darüber informiert, dass er einen Mann namens Stephen Vaughan beauftragt hatte, Frith oder Tyndale aufzuspüren? Er fürchtete, Englands Souverän war inzwischen gewissen Reformen gegenüber zu aufgeschlossen. Das lag zweifellos an dem Einfluss dieser Boleyn.
    Aber vielleicht vertraute der König seinem neuen Kanzler noch nicht voll und ganz, möglicherweise bereute er seine Wahl sogar schon. Es war nicht schwer zu erraten, was der Grund für die eisige Stimmung zwischen ihm und dem Souverän war, Thomas musste nur an den Besuch des Königs in Chelsea vor zwei Wochen denken. Er hatte gerade die Rosen beschnitten, während er auf den Boten des Königs wartete, der ihm einige Dokumente zur Unterschrift vorlegen sollte, als plötzlich Heinrich persönlich mit den Dokumenten vor ihm gestanden hatte. Das hätte mich nicht so sehr überraschen dürfen, dachte Thomas. Heinrich überrumpelte seine Höflinge gern. Und genau dann war er am gefährlichsten.
    »Thomas«, hatte er in plumpvertraulichem Ton gesagt. »Ich habe ein plötzliches Verlangen nach geistreicher Gesellschaft verspürt, also dachte ich, ich bringe Euch das hier persönlich vorbei.« Er wedelte mit einem Bündel Pergamente in der Luft herum.
    Thomas wischte sich die Hände an seinem Kittel ab, während er sich seines schlichten Gewands nur allzu bewusst war. Wie schlecht sein Haushalt doch auf einen Empfang des Königs vorbereitet war, dessen Gefolge auf der Barke im Hafen sicherlich bereits darauf wartete, gastfreundlich aufgenommen zu werden. Aber das war dem König natürlich bekannt. Zweifellos war dies Teil seiner Strategie, um sich ihm gegenüber einen Vorteil zu verschaffen.
    Heinrich machte eine Bemerkung über die Schönheit der weitläufigen Rasenflächen von Chelsea, so als sei er nur vorbeigekommen, um einen alten Freund zu besuchen.
    »Wir können uns doch an diesen hübschen Picknicktisch dort unter der Weide setzen. Es ist nicht nötig, Eurer Gattin Umstände zu machen.« Er legte den Arm um seine Schultern, während sie, über den neuesten Scherz des Hofnarren lachend, durch den Garten gingen. »Ihr hättet Brandons Gesicht sehen sollen, als Will Somers sich über ihn lustig machte.«
    Thomas wusste jedoch aus Erfahrung, dass man, wenn sich der König so leutselig und heiter gab, ganz besonders auf der Hut sein musste. Sie nahmen auf der Gartenbank im lichten Schatten der Weide Platz, wo Thomas die Dokumente durchlas und sie unterzeichnete: einen Befehl, den Vorrat an Futter für die königlichen Stallungen zu erhöhen – die Regenfälle im Frühjahr hatten viele Weiden unbrauchbar gemacht; die Erhebung einer neuen Ausfuhrsteuer für Wolle – den Tuchhändlern würde das bestimmt nicht gefallen, aber die Steuer war auf Mores Drängen hin vom Parlament abgesegnet worden. Es ging vor allem um weltliche Dinge, die Unterlagen hätte auch ein Bote bringen können.
    »Oh, ich glaube, da ist noch etwas.« Heinrich hatte ihm eine Pergamentrolle zugeschoben. »Eine wahrhaft friedliche Zufluchtsstätte, Kanzler.« Der König

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