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Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Titel: Die englische Ketzerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Vantrease
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Zeit doch so einen kräftigen Appetit gehabt. Natürlich, jetzt begriff er.
    »Du wirst wieder schwanger werden, Kate, du wirst schon sehen. Meine Schwester hatte sogar zwei Fehlgeburten.« Als man ihm das damals erzählt hatte, hatte es so beiläufig geklungen. Er fragte sich, ob seine Schwester damals auch so viel Blut verloren, so viele Tränen vergossen hatte. »Aber jetzt musst du erst einmal wieder zu Kräften kommen. Du brauchst einen guten Rotwein. Er wird dich stärken.«
    Das brachte sie noch mehr zum Weinen.
    »Wirklich, mein Engel, du solltest dir das nicht so sehr zu Herzen nehmen. Das raubt dir alle Kraft.«
    Sie zitterte noch einmal kurz, dann ließ das Schluchzen nach. Er hielt sie in seinen Armen, bis sie eingeschlafen war, dann stand er auf und begann sauber zu machen. Er hob zuerst das Kleid auf, damit es nicht das Erste war, worauf ihr Blick beim Aufwachen fiel.
    Als er das Blut vom Boden wischte, bemerkte er, dass der Klecks grüner Farbe von den Dielen verschwunden war. Der Fleck hatte ihn wochenlang gestört. Jetzt kam ihm das unglaublich dumm vor.
    In den Wochen nach der Fehlgeburt war John Kate gegenüber aufmerksamer als sonst. Sie gingen nicht mehr so oft ins Englische Haus und machten dafür lange Spaziergänge am Fluss. Er hielt ihre Hand und nannte sie seinen Engel. Seit sie das Baby verloren hatte, hatte er jedoch nur ein einziges Mal mit ihr geschlafen, und er war so vorsichtig gewesen, dass sie fast nichts davon gehabt hatte.
    »Also wirklich, John, du musst mich doch nicht behandeln wie ein rohes Ei.«
    »Du darfst dich nicht zu sehr anstrengen.«
    Zumindest war dies seine Entschuldigung. Oder wollte er überhaupt kein Kind? Vielleicht lehnte er die Verantwortung ab, da er fürchtete, es könnte ihn bei seiner Arbeit beeinträchtigen? Sie verbannte diesen Gedanken aus ihrem Kopf, versuchte ihm zuliebe fröhlich zu sein. Manchmal vergingen tatsächlich ein paar Stunden, in denen sie nicht an das verlorene Kind dachte. Dann aber fragte sie sich wieder, warum sie es nicht auf die Welt hatte bringen dürfen und was dies bedeuten mochte. Da sie John jedoch nicht noch mehr beunruhigen wollte, behielt sie diese Gedanken für sich.
    Bald darauf verkündete John, dass er zum Reichstag nach Augsburg reisen werde, den der Kaiser einberufen habe, um die Bekenntnisse der Lutheraner zu hören, und dass er hoffe, dort vielleicht William Tyndale anzutreffen. Kate hatte die geplante Reise völlig vergessen und war sichtlich enttäuscht.
    »Warum kommst du nicht einfach mit?«, fragte er.
    Kate war sich jedoch nicht sicher, ob eine weitere Reise zu Wasser im Augenblick das Richtige für sie war.
    »Es heißt, das Rheintal sei spektakulär. Da ich für das Kontor der Hanse als Übersetzer arbeite, dürfte es uns nicht schwerfallen, eine preiswerte Schiffspassage zu bekommen. Von Köln geht es dann auf dem Landweg weiter.«
    Da sie sich noch gut daran erinnerte, wie sehr sie an Bord der Siren’s Song unter Seekrankheit gelitten hatte, antwortete sie ihm nicht sofort. Er schien ihre Gedanken erraten zu haben. »Soweit ich mich erinnere, hast du dich auf dem Fluss wohl gefühlt.« Er lächelte breit, und ihre verletzte Seele schlug ein wenig mit den Flügeln, wagte es jedoch nicht, sich ganz zu entfalten.
    Sie dachte an ihre gemeinsame Zeit in der winzigen Koje, als sie sich im Rhythmus der See geliebt hatten. Wie nahe waren sie sich da gewesen, nur sie beide gegen den Rest der Welt.
    Was war in dem Trank gewesen, den Endor ihr gegeben hatte? Ingwer. Sie erinnerte sich daran, dass sie die hässliche kleine Wurzel erst vor kurzem auf dem Gewürzmarkt gesehen hatte. Sie würde sich einen ansehnlichen Vorrat davon zulegen – nur für den Fall.
    Die Reise über Köln nach Augsburg wurde zu einer einzigen Enttäuschung für sie, obwohl das Rheintal tatsächlich so spektakulär war, wie John es versprochen hatte. Sie war auch nicht seekrank geworden. Das Schiff war wesentlich kleiner als die Siren’s Song und hatte nur über ein Rahsegel und eine Mannschaft von vier Seeleuten verfügt. Es war eines jener kleinen Schiffe, die von den Schiffsbauern der Hanse für die Kaufleute für die Binnengewässer gebaut wurden. Trotz seiner geringen Größe hatte es daher eine Passagierkabine – mit einem Bett, so groß, dass John sich, nachdem er ihr einen liebevollen Gute-Nacht-Kuss gegeben und sie kurz an sich gedrückt hatte, auf die Seite drehen und den Rest der Nacht schlafen konnte, ohne sie auch nur zu berühren.

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