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Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Titel: Die englische Ketzerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Vantrease
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vertraute, dass ihre Gebete erhört wurden, hatte sie es seitdem vermieden, lange in stilles Wasser zu blicken.
    Bis heute Abend.
    Endor spürte den Schmerz der Frau in ihrem eigenen Herzen. Warum hätte sie sie nicht trösten sollen? Aber es schien, als hätte der schweigende und unergründliche Gott, der diese Millionen von Sternen über den Himmel gestreut hatte, ihre Gebete erhört.
    Denn alles, was Endor in dem unbewegten Wasser gesehen hatte, war das Spiegelbild ihrer eigenen blauen Augen gewesen.
    In der Kabine brannte kein Licht mehr, als John zurückkam. Das Mondlicht, das durch das Bullauge fiel, verlieh dem Raum eine geradezu geisterhafte Atmosphäre. Kate schlief, das Haar über das Kopfkissen ausgebreitet, auf dem schmalen Bett. Wäre nicht ihr Atem zu hören gewesen, mit dem sich ihr Brustkorb hob und senkte, sie hätte genauso gut ein Traumbild sein können. Er berührte sacht ihr Haar. Sie regte sich, wachte aber nicht auf. Er sehnte sich so sehr danach, ihren Körper neben dem seinen zu spüren. So musste sich der griechische Herr der Unterwelt nach Persephone gesehnt haben, oder David nach Bathseba, Menelaus nach seiner geraubten Helena. Fast hätte er ihr nicht widerstehen können.
    Aber nur fast. Denn um John Friths Männlichkeit zu bändigen, reichte die Erinnerung an das blutige Gewand, das als zusammengeknüllter, feuchter Haufen auf dem Boden lag, und an Kates gerötetes und vom Weinen geschwollenes Gesicht. Er dachte an die Traurigkeit in ihren Augen, die noch immer nicht völlig verschwunden war. Er wusste, dass sie ihn für selbstsüchtig hielt, wenn er sich ihr wieder einmal entzog. Selbstsüchtig, weil er sich so sehr auf seine Arbeit und seine Aufgabe konzentrierte, dass er sein Leben nicht mit einer Schar von Kindern teilen wollte. Das war der Grund, weshalb sie immer wieder auf Luther zu sprechen kam und ihn, John, ohne es direkt zu sagen, daran erinnerte, dass der große Martin Luther Kinder hatte und trotzdem Zeit für seine Arbeit fand.
    Er breitete die Decken auf dem Boden aus und legte sich hin, achtete dabei darauf, Kate nicht aufzuwecken. Er wollte vermeiden, ihrem anklagenden Blick zu begegnen, wenn er sich von ihr abwandte. Während er wach lag, lauschte er ihren regelmäßigen Atemzügen, die die Stille erfüllten, lauschte dem Atem des Ozeans, der das Schiff sanft berührte. Er sehnte sich danach, seinen Mund auf Kates Lippen zu pressen, ihren Atem in seinen Körper einzusaugen, ihren Geist in sich aufzunehmen, damit er mit dem seinen eins wurde. Er wollte ihre Seele besitzen, damit nichts mehr sie beide trennte.
    Er schlief unruhig und träumte, er wäre Odysseus, allein, schiffbrüchig, auf einer breiten Planke in einem endlosen Ozean treibend. In der Ferne das rettende Ufer, das er zwar sehen, aber niemals erreichen konnte. Kurz vor dem Morgengrauen wachte er auf und stellte fest, dass Kate neben ihm auf dem Boden lag. Sie flüsterte seinen Namen, und er zog sie in seine Arme. Sie war Bathseba. Sie war Persephone. Sie war Helena. Es gelang ihm nicht mehr, ihrem Liebeswerben zu widerstehen.

24

    Ich zeigte Euch, dass mir weder daran gelegen war noch ist, etwas über die Angelegenheiten anderer Menschen zu erfahren, und am wenigsten über Herrscher und deren Reich.
    Sir Thomas More in einem Brief an Elisabeth Barton, auch als die Heilige Maid von Kent bekannt.
    A ußer in dem Atelier, in dem er mit seiner Frau lebte, hielt sich John Frith am liebsten in der Kapelle des Englischen Hauses in Antwerpen auf. Manchmal ging er nur dorthin, weil er einen schlichten, sakralen Platz zum Nachdenken suchte. Heute jedoch war er gekommen, weil er Kaplan Rogers vom Reichstag zu Augsburg berichten wollte, den der Kaiser des Heiligen Römischen Reichs einberufen hatte, um die gegnerischen religiösen Gruppierungen miteinander zu versöhnen. Die Kapelle war ein kleiner Raum am anderen Ende eines schmalen Ganges, durch den man zum Hauptsaal des Englischen Hauses gelangte. Sie verfügte über einen schlichten Altar, zwei schmale Reihen von Bänken, einem uralten Fenster und eine schwere Holztür, durch die man in einen von einer Mauer umgebenen Garten gelangte. Im Haus ging es selten lebhaft zu, sodass man sich ungestört in die Kapelle zurückziehen und beten konnte.
    Rogers, der noch immer darüber enttäuscht war, dass er aus persönlichen Gründen an dem Reichstag nicht hatte teilnehmen können, hörte John aufmerksam zu.
    »Ihr habt wirklich nichts verpasst – hier ist alles ganz genau

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