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Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Titel: Die englische Ketzerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Vantrease
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er nicht gehe, bevor er nicht mit jemandem gesprochen habe, der ihm in dieser Angelegenheit weiterhelfen könne. Mistress Poyntz hat schließlich mich rufen lassen, um ihn zu überreden, wieder zu gehen.«
    »Erinnert Ihr Euch zufällig an den Namen des Mannes?«
    »Ich glaube nicht, dass er sich vorgestellt hat.«
    »Hatte er einen kleinen, roten Spitzbart und schütteres Haar? Ziemlich groß, von schlanker Statur, ein wenig älter als ich?«
    »Ja, das stimmt«, sagte Rogers überrascht. »Kennt Ihr den Mann? Hätten wir ihn einlassen sollen?«
    »Es war gut, dass Ihr ihn abgewiesen habt. Er heißt Vaughan. Stephen Vaughan. Er ist auf demselben Schiff nach Antwerpen gekommen wie Kate und ich. Wenn er sich nach so langer Zeit immer noch hier herumtreibt, dann ist eines klar: Er ist ein Spion. Allerdings heißt das nicht unbedingt, dass er für den König spioniert. Ich nehme vielmehr an, dass Thomas More ihn geschickt hat.«
    »Das ist eine höchst unangenehme Entwicklung«, sagte Rogers, während er die Confessio Augustana auf den Altar legte und sich mit den Fingern durch die Haare fuhr, so als könne er das Ärgernis auf diese Art loswerden. »Ich habe Tyndale Schutz versprochen.«
    »Sollten wir ihn davor warnen, nach Antwerpen zu kommen?«
    Rogers überlegte einen Augenblick.
    »Nein, ich glaube nicht«, sagte er. »Hier, innerhalb der Mauern des Englischen Hauses, ist er sicher, wahrscheinlich sogar sicherer als irgendwo sonst in Europa. Es wird sein Zufluchtsort werden. Dafür werden wir schon sorgen.«
    »Zufluchtsort.« John nickte zustimmend. »Wenn je ein Mann einen solchen verdient hat, dann ist es William.«
    Es war Nachmittag, und aus der Küche zog ein köstlicher Duft den Gang entlang und durch die offene Tür herein.
    »Er wird hier ungestört arbeiten können – und auch gut zu essen bekommen.« Der Kaplan lachte. »Könnt Ihr noch bleiben und das Brot mit uns brechen?« Er nahm das zusammengerollte Dokument vom Altar und machte damit eine einladende Geste. »Wir hätten dann auch noch Gelegenheit, etwas ausführlicher über die Confessio Augustana zu sprechen.« Als John zögerte, fügte Rogers hinzu: »Heute ist Montag. Es gibt Kaninchen mit Klößen.«
    »Ich weiß«, sagte John. »Es riecht wirklich köstlich. Aber so verlockend Unterhaltung und Essen auch sein mögen, ich habe Kate versprochen, dass ich schon bald wieder zurück sein werde.«
    »Ah, das eheliche Glück.« Rogers zögerte kurz, dann fragte er: »Seid ihr es noch?«
    »Was?«
    »Glücklich?«
    John suchte nach einer geistreichen Antwort, während er sich fragte, ob es mehr als nur reine Neugier war, die seinen Freund zu dieser Frage veranlasste.
    »Meistens«, sagte er. »Dann habe ich das Gefühl, ich wäre Adam und sie meine Eva, und ich kann mir ein Leben ohne sie überhaupt nicht vorstellen. Manchmal aber … kann es sein … nun, wenn man ein doppeltes Maß an Freude bekommt, muss man manchmal auch ein doppeltes Maß an Schmerz hinnehmen.«
    »Würdet Ihr dann wirklich jenen von uns, die ledig sind, die Ehe empfehlen?«
    »Fragt mich das doch noch einmal in dreißig Jahren«, erwiderte John lächelnd. Er hielt inne und ergänzte: »Es wäre besser, wenn Ihr diesen Stephen Vaughan in Kates Gegenwart nicht erwähnt. Ich möchte sie nicht unnötig beunruhigen. In letzter Zeit ist sie ein wenig … ängstlich.«
    »Er wird unser Geheimnis bleiben«, sagte Kaplan Rogers.
    Es war bereits spät. Kate spazierte gerade über den Wochenmarkt, der immer donnerstags stattfand, um für die morgige Bibelstunde frisches Brot und Salzheringe zu besorgen. Sie würden über die Geschichte von der Speisung der Viertausend sprechen, und die Fische und das Brot sollten als Beispiel für die Kinder dienen. Sie ging gerade auf den Fischmarkt zu, als ein Mann hinter ihr etwas rief.
    »Mistress Gough, Mistress Gough.«
    Wer kannte in dieser Stadt ihren Namen, es sei denn … Sie drehte sich um und sah, wie Stephen Vaughan auf sie zueilte. Es war zu spät, um noch wegzulaufen. Sie kehrte ihm den Rücken zu und tat so, als sei sie völlig davon in Anspruch genommen, die Äpfel zu begutachten, die sich als Pyramide auf dem Karren eines Händlers stapelten. Sie hoffte, Vaughan würde annehmen, er hätte sie mit jemandem verwechselt, wenn sie nicht reagierte. In dem Bewusstsein, dass er ganz in der Nähe stand und sie beobachtete, fragte sie den Verkäufer in stockendem Flämisch, wie frisch die Äpfel seien. Der Verkäufer, bei dem sie schon oft Obst

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