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Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Titel: Die englische Ketzerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Vantrease
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berichtet, dass Ihr Tyndale gefunden habt. Eurem Brief nach zu urteilen ist er ein überaus angenehmer Mensch. Ihr habt geschrieben, dass er von dem Angebot der Amnestie sichtlich bewegt gewesen sei.« Heinrich schloss die Augen, so als versuche er sich zu erinnern. »›Ihm stand das Wasser in den Augen, als er Eure huldvollen Worte las‹, habt Ihr, glaube ich, geschrieben.«
    »So ist es, Euer Majestät. Der Mann war von Eurem Angebot der Gnade sehr gerührt.«
    »Und was ist mit dem anderen? Dem Gelehrten Frith? Habt Ihr ihn ebenfalls ausfindig machen können?«
    »Ja, er war es, der das Treffen mit Tyndale in die Wege geleitet hat.«
    »Guter Mann. Guter Mann. Ich kann es gar nicht erwarten, Mores Gesicht zu sehen, wenn er ihm gegenübersteht – aber egal. Warten die beiden draußen? Natürlich wird ein Vertreter der Kirche anwesend sein müssen, um die Amnestie des Königs zu bestätigen; Cranmer wird sich schnell dazu bewegen lassen. In der Zwischenzeit werden sie im Tower untergebracht. Mit allem Komfort natürlich.«
    »Euer Majestät.« Vaughan hustete, um das Würgegefühl loszuwerden, das er plötzlich im Hals verspürte. »Sie sind nicht mit mir nach England zurückgekehrt.«
    Heinrich nahm den schwarzen Läufer, Brandons Läufer, und spielte nachdenklich mit ihm herum. Dann stellte er die Figur wieder auf das Brett zurück. Er sah Stephen an, zog eine sorgfältig gekämmte Augenbraue hoch. »Wann dürfen wir sie erwarten?«, fragte er mit ruhiger Stimme.
    »Obwohl beide Männer, so wie ich es Euch geschrieben habe, von der Gnade Eurer Majestät überaus bewegt waren, sendet Tyndale Euch diese Antwort.« Er griff in seine Tasche und zog eine Pergamentrolle heraus, die er dem König über das Schachbrett hinweg reichte.
    »Kennt Ihr den Inhalt?«
    »Nein, Euer Majestät … das Schreiben ist an Eure Majestät persönlich gerichtet, und es ist außerdem auf Latein verfasst. Ich beherrsche kein Latein.«
    Das war gelogen. Er wusste durchaus, was in dem Dokument stand. Sowohl Tyndale als auch Frith weigerten sich, unter der Zusage der bedingten Amnestie des Königs nach England zurückzukehren, obwohl Heinrich sie geradezu anflehte. Sie waren beide rechtschaffene Männer, und Vaughan hatte gesehen, dass sie durchaus versucht gewesen waren, der Bitte des Königs Folge zu leisten. Besonders Frith. Er hatte das Treffen mit Tyndale in die Wege geleitet, hatte sogar angedeutet, den König von der Bedeutsamkeit einer englischen Bibel überzeugen zu wollen, wenn sie erst einmal wieder in England seien. Warum wohl gewährte Heinrich ihnen sonst diese Amnestie, wenn er nicht gewisse Sympathien für ihre Sache hegte? Vielleicht hatte diese Boleyn ja tatsächlich einen gewissen Einfluss auf ihn.
    Während Stephen sich jetzt nichts sehnlicher wünschte, als entlassen zu werden, sah er zu, wie der König das Pergament auseinanderrollte und zu lesen begann. Je länger er las, desto verkniffener wurde sein Mund. Seine Haut wurde fleckig rot.
    Stephen hatte plötzlich wieder dieses Würgegefühl im Hals. Er stirbt womöglich noch an einem Schlag, und man wird mir die Schuld geben.
    »Ich werde Euch den Brief übersetzen, Master Vaughan«, sagte Heinrich und begann laut zu lesen, seine Stimme triefte vor Hohn. »›Wenn der König in seiner großen Gnade dazu bereit wäre, den Text der Heiligen Schrift unter sein Volk zu bringen.‹ Welcher Verbrecher wagt es, über ein Gnadenangebot zu verhandeln – bei Gott, er wird den Tag verwünschen, an dem er mein Angebot, das ihm den Scheiterhaufen erspart hätte, ausgeschlagen hat.«
    Er rollte das Pergament fest zusammen. Seine beringten Finger umschlossen es, als wäre es Tyndales Hals, dann schlug er damit so fest auf das Schachbrett, dass die Figuren in alle Richtungen davonflogen.
    Vaughan bückte sich, um sie aufzuheben.
    »Lasst das«, fuhr Heinrich ihn an. »Lakai«, rief er, und als der Lakai erschien: »Ruft Master Cromwell.« Dann fuhr er mit einem strengen Blick auf Vaughan fort: »Und was ist mit Frith?«
    »Er ist derselben Ansicht wie Tyndale«, antwortete Stephen schlicht.
    Cromwell trat ein. Der Saum seines Gewands schleifte über die Binsenstreu auf dem Boden. Sein Blick fiel nur kurz auf Vaughan.
    »Ja, Euer Majestät?«
    »Master Vaughan soll seine Bezahlung erhalten. Seine Arbeit ist hiermit beendet.«
    Wenige Augenblicke später verließ Stephen mit ein paar goldenen Crowns als Lohn für seine Mühe Whitehall. Er war mehr als erleichtert. Es war keine üppige

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