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Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Titel: Die englische Ketzerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Vantrease
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andere gefunden«, sagte er und zwinkerte Madeline zu, als er sie aus dem Einspänner hob. Dann half er Endor und schließlich Kate beim Aussteigen. Kate empfand die Berührung seiner Hand als überaus beruhigend. Sie fühlte sich in seiner Gegenwart stets sicher und geborgen. Du bist eine Närrin, Kate. Er ist ein gefährlicher Mann – höchstwahrscheinlich wird er irgendwann am Galgen enden. Warum also solltest du dich bei ihm sicher fühlen? Sie zog ihre Hand weg, sobald sie das Kopfsteinpflaster unter ihren Füßen spürte. Als er seine Hand um ihre Taille legte, um sie zum Landungssteg zu führen, lief ihr ein kurzer Schauder über den Rücken. Nachdem sie und Endor sicher auf dem neuen Deck standen, das nach Pech und Holz roch, hob er die kichernde Madeline hoch und trug sie zu ihnen herüber.
    Voller Stolz zeigte er ihnen das Schiff.
    »Eine größere Kajüte für Endor mit einem neuen Backofen.«
    Endors Gesicht strahlte. Kate teilte ihre Begeisterung jedoch keineswegs, da ihr in diesem Moment bewusst wurde, dass der Kapitän Endor mitnehmen würde. Und wie könnte Endor einer solchen Verlockung auch widerstehen? Ihre neue Kajüte hatte sogar ein kleines Bullauge. Was aber noch eindeutiger war: Endor betete sogar den Boden unter Tom Lassers Füßen an. Sie würde ihm gewiss keine Absage erteilen.
    »Lasst mich Euch jetzt die neue Kapitänskajüte zeigen.«
    Als Kate auf die Tür auf dem Achterdeck zuging, bemerkte sie, dass auch diese Kajüte vergrößert worden war. Sie öffnete ein wenig beklommen die Tür, dachte an John und daran, welch gemütliches kleines Nest sie dort vorgefunden hatten. Sie dachte daran, wie sie, eng aneinandergeschmiegt, in der schmalen Koje geschlafen hatten. Das alles schien sich erst gestern zugetragen zu haben, und dennoch lag es so lange zurück, dass es auch ein Traum hätte sein können.
    Der Raum war viel schöner und größer als zuvor: der Tisch, der mit Karten überhäuft war und auf dem ein Sextant und ein Astrolabium standen, die blaue Seekarte an der Wand – blau wie Madelines Augen –, das Fässchen mit Wasser, das an der Wand angebracht war, all das war gleich geblieben, das Bett hingegen war jetzt viel größer. Die andere Bettstatt, nicht mehr als eine Pritsche, stand ein Stück entfernt, außerdem bemerkte Kate einen Frisiertisch, der sogar einen Spiegel hatte. Ein silberner Kamm und eine Bürste lagen schimmernd auf einem Fransenschal, der über den Frisiertisch drapiert war. Kate spürte, wie sie rot wurde. Natürlich. Die schöne Witwe. Hatte sie den Schal ausgesucht? Gehörte ihr der silberne Kamm?
    Oben auf dem Deck ertönten laute Rufe, Taue schleiften über den Boden, und Räderwerk quietschte.
    »Endor, bringst du bitte unser Schnatterlieschen nach oben an Deck?« Er zwinkerte Madeline zu. Schnatterlieschen, das war sein Kosename für sie. »Sie will vielleicht dabei zusehen, wie die Männer den Großmast auftakeln.«
    Sie nickte und nahm Madelines Hand. Das klebrige Marzipan schien sie offensichtlich nicht zu stören. Die beiden gingen sichtlich vergnügt nach oben.
    Der Kapitän wandte sich Kate zu, der es plötzlich peinlich war, in diesem höchst privaten Raum mit ihm allein zu sein. Sie machte Anstalten, Madeline und Endor zu folgen. Er streckte die Hand aus und berührte leicht ihren Arm.
    »Nun, was haltet Ihr davon?«
    »Ich finde, es hat sich alles sehr verbessert. Die Kabine ist geräumiger geworden, und sie ist ziemlich gut ausgestattet.«
    »Es freut mich, dass es Euch gefällt. Charlotte hat dafür gesorgt.«
    »Das dachte ich mir schon«, sagte Kate. »Eure Witwe hat einen ausgezeichneten Geschmack.«
    Er zog eine Augenbraue hoch. Auf seinem Gesicht lag jetzt dieses schiefe Lächeln, das sie zum ersten Mal im Fleet-Gefängnis gesehen hatte.
    » Meine Witwe? Nun … ja, den hat sie wohl. Aber das ist es nicht, was sie zu einer so außergewöhnlichen Frau macht.«
    Kates Gesicht begann zu glühen, als sie murmelte:
    »Ich bin mir sicher, dass sie in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich ist.«
    »Was haltet Ihr von dem neuen Namen?«, fragte er sie plötzlich mit ernster Stimme.
    »Ich konnte ihn wegen der Sonne nicht richtig lesen …«
    Er zeigte auf eine kleine Schmuckplatte über der Tür. Phoenix.
    »Ah«, sagte sie. »Phoenix aus der Asche. Aus Alt mach Neu. Das hätte John bestimmt gefallen«, sagte sie. »Er hat klassische Anspielungen über alles geliebt.«
    »Ich habe auch an ihn gedacht, als ich mich für diesen Namen entschieden

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