Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Titel: Die englische Ketzerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Vantrease
Vom Netzwerk:
Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt wurde. Wenn andere abgeschworen hatten, dann würde er, Frith, gewiss nicht besser und auch nicht tapferer sein als sie. Seine einzige Chance lag folglich in der Flucht.
    Die Nonne hatte seine Rasur beendet. Sie legte den Kopf schief und sah ihn mit prüfendem Blick an.
    »Na also! Schon viel besser. Jetzt seht Ihr fast wieder wie ein Mensch aus. Und wenn Eure Wangen erst einmal nicht mehr so hohl sind, würde ich sagen, dass Ihr gar kein so hässlicher Mann seid. Absolut nicht.«
    Sie reinigte die Klinge und verstaute sie in der kleinen ledernen Hülle, die neben dem Rosenkranz an ihrem Gürtel hing. »Es wäre schade, einen so hübschen Kopf wegen Ketzerei zu verlieren.« Sie erhob sich und nahm die Schüssel, in deren seifigem Wasser seine schmutzigen Barthaare schwammen. »Wirklich jammerschade. Man sagt, dass Ihr ein brillanter junger Gelehrter seid.« Sie schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Ich verstehe nicht, wie ein so brillanter Mann wie Ihr sich gegen Gott den Allmächtigen stellen kann.«
    »Aber es geht nicht um Gott den Allmächtigen«, sagte er heftiger als erwartet und als es diese Frau verdiente, die ihn so gut gepflegt hatte, »sondern um die allmächtige Kirche – und genau darin besteht ein großer Unterschied. Diese Kirche ist in der Hand korrupter Männer. Wenn die Menschen die Bibel selbst lesen können, dann werden sie sehen, dass vieles, was diese Männer lehren, falsch ist und nur ihren eigenen Zwecken dient.«
    »Nun, selbst wenn ich anerkennen würde, dass einiges von dem, was Ihr sagt, wahr ist – was ich wohlgemerkt nicht tue –, sollte ein weiser Mann wissen, wen er sich zum Feind macht. Vor allem, wenn es ein junger, ein brillanter Mann ist, der eine vielversprechende Zukunft vor sich hat.«
    »Manchmal haben wir Menschen keine Wahl, Schwester«, sagte er müde. »Manchmal trifft einfach jemand anderes für uns die Wahl. Aber ich danke Euch für den wohlgemeinten Rat. Und ich danke Euch für die Rasur.« Er lächelte. »Und vor allem für das Wasser.«
    »Nun, vielleicht habt Ihr zumindest diesmal eine Wahl.« Sie beugte sich über ihn, so als wollte sie die Decke zurechtziehen. Dabei flüsterte sie ihm leise ins Ohr. »Ich glaube, sie werden morgen kommen, um Euch zu holen. Der Pfleger leert um Mitternacht die Nachttöpfe. Normalerweise ist er zu faul, um die Tür abzuschließen, bevor er nicht mit allen Krankenabteilen fertig ist.«
    Ihm wurde zu spät klar, was sie da gerade zu ihm gesagt hatte.
    »Meine Hose?«, fragte er. Aber sie hatte sich bereits umgedreht und war an den letzten beiden schlafenden Patienten vorbei den Krankensaal hinuntergegangen. Und selbst wenn sie ihn gehört hatte, ließ sie es sich nicht anmerken.
    Als Humphrey Monmouth kam, um die Bibel abzuholen, verlor er kein Wort über die gähnende Leere auf den Regalen des Buchgeschäfts. Tränen brannten Kate in den Augen, als sie ihm die Bibel aushändigte. Sie wollte sie an sich drücken und festhalten, während sie sich zugleich über dieses plötzliche und überwältigende Gefühl wunderte. Es lag wohl einfach daran, dass ihr langsam, aber sicher alles entglitt, was ihr lieb und vertraut war.
    Monmouth schlug die Bibel vorsichtig auf. Sein Gesicht begann zu leuchten, als er die Seiten umblätterte und ihr erklärte, wie sehr die Sprache sich doch verändert und welch farbkräftige Pigmente der Buchmaler verwendet habe.
    Wenigstens wird die Bibel jemand besitzen, der sie zu schätzen weiß, dachte sie.
    »Ich werde sie in Ehren halten«, sagte er.
    »Ich hoffe, sie bringt Euch keinen Ärger ein.«
    »Das ist das Wort Gottes. Dafür sollte kein Preis zu hoch sein«, sagte er und übergab ihr das Geld. Dann fügte er, während er die Bibel einwickelte, noch hinzu: »Schade, dass John nicht hier ist. Sagt ihm, dass am dritten September eine Schiffsladung im Bristolkanal eintreffen soll. Es sollte ungefährlich für ihn sein, sie entgegenzunehmen.«
    Sie hatte keine Lust, ihm mitzuteilen, dass er nicht wiederkam und selbst wenn er könnte, die Lieferung nicht abholen würde. Stattdessen sagte sie:
    »Seit er freigelassen wurde, ist er sehr vergesslich. Nur für den Fall, Ihr könnt auch mir die näheren Einzelheiten mitteilen, falls er mich fragt.«
    »Lord und Lady Walsh in Little Sodbury. Sie wissen, wo und wann die Ladung gelöscht wird. Ich selbst werde mich fernhalten, denn ich fürchte, meine Gegenwart könnte alle anderen in Gefahr bringen. Mein Haus steht unter

Weitere Kostenlose Bücher