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Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Titel: Die englische Ketzerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Vantrease
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auszuarbeiten. Er war in Gedanken alles durchgegangen, was der listige Odysseus getan hatte, um einer Gefahr zu entrinnen, aber nichts davon schien auf seine Situation übertragbar. Schließlich hatte er sich dazu entschlossen, sich einfach die Wolldecke um den Leib zu wickeln und barfuß in die Nacht hinauszufliehen. Um Kleidung würde er sich Gedanken machen, wenn er draußen war. Wenn er allerdings in diesem Aufzug dem Nachtwächter begegnete, würde dieser ihn für einen Wahnsinnigen halten und zurückbringen. Obwohl er in diesem Fall behaupten konnte, beraubt worden zu sein, würde man ihn direkt ins Amtszimmer eines Richters führen, und das war das Letzte, was er wollte. Meine Gedanken drehen sich im Kreis , dachte er, sich nach Schlaf sehnend.
    Seit Stunden hatte er jetzt schon dem Schnarchen und Stöhnen seiner Mitpatienten gelauscht, unterbrochen nur vom Knarzen einer hölzernen Bettstatt, auf der sich ein gequälter Körper hin und her warf. Gerade als er glaubte, sich nicht länger gegen den Schlaf wehren zu können, begannen die Glocken mit ihrem Mitternachtsläuten. Mit einem Schlag war er hellwach. Kurz danach hörte er, genau wie es die alte Nonne gesagt hatte, das Klirren von Schlüsseln vor der Tür. Sein Herz begann wie wild zu rasen.
    Der letzte Glockenschlag war kaum verklungen, da hatte der Pfleger bereits die beiden Binsenlichter angezündet, die jeweils an einem Ende des Krankensaals hingen, und damit begonnen, die Nachttöpfe zu leeren. Das Scheppern seines Kübels hallte durch den Saal, während der Mann sich im flackernden Schein als gebeugter Schatten zwischen den Betten hin und her bewegte.
    Der Pfleger näherte sich seinem Bett und bückte sich, um den Topf an dessen Fußende hervorzuholen.
    »Danke«, flüsterte Frith dem gebückten Rücken zu.
    Der Mann, ein ziemlich kleiner, krummer Greis, hob den Kopf und sah ihn mit einer Mischung aus Erschrecken und Neugier an.
    »Habt Ihr mich gemeint?«
    »Ja, ich wollte Euch nur danken. Es ist ein äußerst wertvoller Dienst, den Ihr da leistet.«
    »Es tut mir leid, dass ich Euch geweckt habe«, brummte der alte Mann.
    »Es ist gut, wach zu sein. So weiß ich wenigstens, dass ich noch lebe.«
    Der Mann richtete sich auf, den Nachttopf in den Armen. Der Gestank des Inhalts schien ihn nicht zu stören. Er schenkte Frith ein zahnloses Grinsen.
    »So habe ich das noch nie gesehen«, sagte er und trat einen Schritt auf Friths Bett zu.
    »Ihr solltet mir besser nicht zu nahe kommen. Ich hatte das Schweißfieber«, flüsterte Frith.
    »Deswegen mache ich mir keine Sorgen. Ich habe hier schon alles Mögliche gesehen. Habe mich noch nie angesteckt. Ein Mann muss pissen, und ein Mann muss essen. Ich trage Eure Pisse raus und bekomme dafür etwas zu essen.«
    Frith lächelte.
    »So habe ich das noch nie gesehen.«
    Frith sah ihm zu, als er den Nachttopf seines Bettnachbarn einsammelte. Diesmal ging er jedoch nicht zur Tür, sondern zum Fenster in der Mitte des Saales, öffnete es und kippte den Inhalt des Nachttopfs hinaus. Er kam zurück und bückte sich, um den Topf wieder an seinen Platz zu stellen.
    »Ich lasse das Fenster offen, damit etwas Nachtluft hereinkommt«, sagte er.
    Und der Gestank, den sie mit sich bringt, dachte Frith, aber er nahm an, dass der Pfleger diesen Gestank gar nicht mehr wahrnahm.
    »Hier drin ist es so heiß, dass man ein Hühnchen braten könnte, und Ihr habt die Decke bis unters Kinn gezogen, so als wäre es Januar. Habt Ihr etwa Fieber? Soll ich eine der Nonnen rufen?«
    »Sie haben mir meine Kleidung weggenommen.«
    »Aye.« Er nickte wissend. »Sie lassen einem Mann hier drin keine Möglichkeit, seine Scham zu verbergen. Ich habe Eure Kleider wahrscheinlich schon verbrannt. Wenn jemand etwas Ansteckendes hat, werden seine Sachen immer sofort verbrannt. Es gibt aber auch Pfleger, die sie den Lumpensammlern verkaufen. Ich mache so etwas nicht. Es ist ja schließlich nicht jeder so zäh wie ich. Ich hätte Gewissenbisse, wenn irgendein unschuldiger Mensch krank wird, nur weil ich mir einen Farthing verdienen wollte.« Er senkte die Stimme zu einem leiseren Flüstern, so als wollte er die Patienten, die ihr Gespräch mit anhörten, nicht beunruhigen, wenn er vom Tod sprach. »Falls jemand … Ihr wisst schon, was ich meine … und sie haben sein Gewand noch nicht verbrannt, dann könnte ich vielleicht … jetzt, wo wir davon sprechen, fällt mir ein, da ist noch eine Leiche am Ende des Saales, die ich noch hinausschaffen

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