Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)
hin, zog sich hoch und lief weiter, fest entschlossen, sie zu erreichen. Hughs Herz schwoll vor Liebe und Stolz. Seine Augen schimmerten feucht. Er dachte daran, wie er mit Mahelt am Webrahmen gesessen und Farben zu einem harmonischen Muster vereinigt hatte, das eine lange Zeit überdauern würde. Ein kleines Stück von ihnen beiden, auf ewig festgehalten.
»Unsere Pflicht gilt zuallererst ihm«, sagte er, als der Kleine sie erreichte und in ihre Arme stolperte. »Er ist unsere Zukunft. John ist nur das Jetzt.«
24
Framlingham, Juni 1212
Mahelt unterhielt sich in Idas Privatgemach angeregt mit Hughs Schwestern Marie und Ela. Mehrere kleine Kinder spielten zu den Füßen der Frauen, aber der kleine Roger fehlte. Er war mit seinem Vater im Stall und »half« ihm, alles für den morgigen Aufbruch der Bigod-Truppen vorzubereiten, die dem Appell des Königs folgen und nach Nottingham aufbrechen mussten. Von dort zogen sie in den Krieg nach Nordwales. Elas sechzehnmonatiger Sohn William krabbelte mit einem Holzpferd durch die Kammer. Ela war wieder schwanger und wurde von Übelkeit geplagt. Maries ältester Sohn Randal befand sich gleichfalls bei den Männern, aber ihre dreijährige Tochter saß bei ihr, und Marie erwartete im Herbst ihr drittes Kind. Mahelts zweiter Sohn, nach seinem Vater Hugh benannt, aber schlicht Hugo gerufen, lag in der Wiege.
Ida seufzte. »Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich als junge Frau einmal kein Kind erwartet oder mich nicht von einer Geburt erholt habe. Nicht dass ich auch nur ein einziges missen möchte«, fügte sie hastig hinzu. »Sie sind Geschenke Gottes, und ich liebe sie alle.« Sie verzog das Gesicht. »Einmal sagte eine Hofdame zu mir, eine Empfängnis könne verhindert werden, wenn man eine Essigspülung vornähme, bevor man sich zu einem Mann legt, aber das hilft auch nicht immer.«
»Hast du es denn versucht, Mama?« Marie sah sie mit unschuldig geweiteten Augen an.
»Als ich am Hof lebte und…« Ida zögerte. »Als ich die Freundin des Königs war, ja. Aber ich habe aus dieser Zeit einen Sohn, was beweist, dass man sich Gottes Willen nicht widersetzen kann.« Einen Moment lang hatte sie einen gequälten Gesichtsausdruck, dann lächelte sie Ela an. »Und nun hat er selbst einen Sohn und eine gute, fruchtbare Frau, und ich danke Gott für seine Gnade.« Sie wandte sich an Marie. »Bei deinem Vater habe ich solche Methoden nie angewandt, da wir rechtmäßig verheiratet waren und ich ihm keine Erben für Norfolk und Töchter für vorteilhafte Ehebündnisse verweigern wollte. Es war meine Pflicht, mein Teil des Abkommens. Ich liebte deinen Vater und verehrte und fürchtete Gott.«
Alle Frauen nickten verständnisvoll, doch dann meinte Mahelt: »Trotzdem sollte eine Frau ihren Körper und Geist nicht durch ständiges Kindergebären erschöpfen. Ich weiß auch um meine Pflicht, Hugh Söhne und Töchter zu schenken, aber ich lasse mich nicht zu einer Zuchtstute degradieren – was Hugh auch gar nicht will.«
Ela und Ida hoben die Brauen, doch Marie beugte sich interessiert vor.
»Und was tust du dagegen?«
Mahelt schielte zu ihrer Schwiegermutter, dann schlug sie alle Vorsicht in den Wind.
»Die üblichen Dinge. Abstinenz, weil sie laut der Kirche gut für das Seelenheil ist.« Bei diesen Worten verdrehte sie die Augen. »Ein kleines Stück Moos … nicht zu heftig reiten …«
»Warum denn das nicht….«, begann Ela verwirrt und lief dann feuerrot an, als ihr dämmerte, was gemeint war. »Oh«, hauchte sie.
Marie rümpfte die Nase.
»Jemand hat mir geraten, mir einen Beutel mit Wieselhoden um den Hals zu hängen. Das würde Ranulf vermutlich
fernhalten, aber alle anderen auch! Ich habe auch gehört, es würde den Liebeshunger eines Mannes schwächen, wenn man ihm Lattich unter das Kopfkissen legt.« Ihre Augen funkelten. »Oder zumindest seine Liebeskraft.« Sie vollführte eine beredte Geste. »Aber es funktioniert nicht«, fügte sie hinzu. »Ich habe es ausprobiert.«
Die Frauen brachen in Gelächter aus. Ida nahm Elas Sohn auf den Schoß. Das Kind lehnte den Kopf vertrauensvoll gegen ihre Brust und schob den Daumen in den Mund.
»Das ist jetzt mein drittes Kind«, fuhr Marie fort. »Ich darf gar nicht daran denken, dass ich noch ein weiteres Dutzend zur Welt bringen könnte – oder mehr, wenn ich am Leben bleibe. Maude de Braose hatte sechzehn!«
Bei der Erwähnung von Maude de Braose erstarb das Geplänkel plötzlich.
»Gott schenke ihrer
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