Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)
Jordan de Saqueville, Thomas Sandford, Walter Purcel und Jean D’Earley. Jean D’Earley ist nach Nottingham geschickt worden, aber wo die anderen sind, weiß ich nicht. John hat auch die Burg deines Vaters in Dunamase eingenommen.«
»Wie kann er es wagen!« Sie fegte das Bettzeug beiseite und suchte nach ihrem Hemd.
»Dein Vater hat ihm bereitwillig die Geiseln überlassen, und sie haben sich seinem Willen gefügt«, erwiderte Hugh ruhig. »Er ist ein begnadeter Politiker. Hätte er sich geweigert, obwohl die englischen Truppen und all die irischen Könige in ihren neuen scharlachroten Roben vor seiner Tür standen, dann wäre nicht nur Maude de Braose in Windsor eingekerkert worden. So kann er auf seine Moral pochen und sein eigener Herr bleiben. Er sagte selbst zu mir, es schade nichts, einen unverletzten Finger zu verbinden.«
Mahelt schob die Unterlippe vor.
»Es ist unerträglich.«
»Was für eine Wahl haben wir denn? Er ist der König.«
»Ich kann mir hundert bessere Männer auf dem Thron vorstellen.«
»Ich mir auch«, bestätigte Hugh. »Aber sie säßen nicht zu Recht darauf. Wir sollten uns um unsere eigenen Angelegenheiten kümmern und danach trachten, unseren Besitz zusammenzuhalten.«
»Dann hat er gewonnen. Er tut, was ihm beliebt, und jeder lässt ihn gewähren, weil es sicherer ist – nur weil er zufällig die Krone trägt?«
Hugh suchte nach seinem Hemd und seiner Hose. Das
Leinen fühlte sich sauber und weich an auf seiner frisch geschrubbten Haut und duftete leicht nach Rosenblüten.
»Ich will meinen Sohn zum Mann heranwachsen sehen. Ich will mit ihm spielen und ihn lehren, was ich weiß. Ich will sehen, wie er sein erstes Pferd reitet und dem ersten Mädchen den Hof macht. Er soll Brüder und Schwestern haben und so eine Kindheit wie ich. Eines Tages wird er der Earl of Norfolk sein und Entscheidungen treffen müssen, die Auswirkungen auf alle haben, die von ihm abhängen. Er muss lernen, größere Verantwortung zu übernehmen und mehr Pflichten zu erfüllen als die meisten anderen Männer. Aber im Moment soll er die Sicherheit und Unbeschwertheit seiner Kindheit genießen. Er soll spielen und lachen. Er soll in Frieden aufwachsen, weil er viel zu schnell erwachsen werden und der Welt gegenübertreten muss.« Er rieb sich das Kinn. »Wenn ich in die Kirche gehe, bete ich für alle, die zu Fall gebracht worden sind, und danke Gott dafür, dass wir nicht zu ihnen zählen.«
Mahelt erschauerte. Sie wusste nicht, ob sie ihn umarmen oder in Wut geraten sollte. Er hatte ihr Angst eingejagt, und weil sie eben noch in intimer Umarmung im Bett gelegen hatten, waren seine Worte ein umso größerer Schock für sie. In ihrem Magen bildete sich ein Klumpen, als sie vom Bett aufstand und in das Vorzimmer ging, wo ihre Zofen darauf warteten, dass sie und Hugh ihr »privates« Gespräch beendeten. Beim Anblick von Mahelts grimmiger Miene verschwand die wissende Belustigung aus ihren Gesichtern, und sie senkten die Köpfe. Mahelt durchquerte den Raum und blieb vor dem Baby stehen, das die Kinderfrau auf ihren Knien schaukelte. Sie nahm den Kleinen hoch, küsste ihn und trug ihn wortlos in ihre Schlafkammer hinüber.
Hugh hatte sich inzwischen angekleidet und schlüpfte gerade in die Hausschuhe aus besticktem Ziegenleder. Der kleine
Roger wollte auf den Boden gesetzt werden und zappelte in Mahelts Armen, bis er seinen Willen bekam. Er ließ sich neben dem Bett auf das Hinterteil fallen, streckte die Hände aus, packte die Bettdecke und zog sich daran hoch.
»Pa-pa«, krähte er, während er Hugh anstrahlte. Hugh lachte vor Überraschung und Freude laut auf. Das Baby ließ die Decke los und machte zwei schwankende, aber entschlossene Schritte auf ihn zu, dann plumpste es mit einem leisen Grunzen erneut auf den Boden, zog sich aber sofort wieder in die Höhe und bewältigte zwei weitere Schritte.
Voller Stolz blickte Hugh von seinem Sohn zu Mahelt. Ihr Gesicht glühte, sie lachte und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen.
»Er macht schon seit Tagen Anstalten. Er hat nur gewartet, bis du nach Hause kommst.«
Das Baby richtete sich ein drittes Mal auf, stapfte die letzten Schritte auf seinen Vater zu und klammerte sich Halt suchend an sein Bein. Dann blickte er zu ihm auf und lachte ihn an. Seine Augen leuchteten haselnussbraun. Hugh bückte sich und drehte seinen Sohn sacht zu Mahelt um. Sie kauerte sich mit ausgebreiteten Armen vor ihn hin. Roger kam auf sie zugewackelt, fiel
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